Christine McVie In The Meantime, Sanctuary Records, 2004 |
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1. Anything Is Possible | 6. Calumny | |||
2. You Are | 7. So Sincere | |||
3. Northern Star | 8. Easy Come, Easy Go | |||
4. Bad Journey | 9. Liar | |||
5. Friend | 10. Sweet Revenge | |||
Wie die gute Christine McVie ihre vergangenen Jahre im Einzelnen zubrachte, bleibt im Verborgenen. Dennoch schaffte sie es tatsächlich, neben dem Müßiggang auf ihrem englischen Anwesen, einige Songs zu komponieren, die sicher nicht unbedingt zum Besten ihres vierzigjährigen Schaffens zählen, aber immerhin gute Unterhaltung bieten, ohne zum Ärgernis zu werden.
Verglichen mit ihren Altersgenossen (Jahrgang 1943) macht sie zumindest eine ebenso gute, wenn nicht bessere, Figur. Ähnlich orientierte und vom Pop-Mainstream vereinnahmte Künstler vom Schlage eines Eric Clapton, Elton John, Joe Cocker oder Phil Collins animieren da schon eher zu einem gelangweilten Gähnen. Das letzte Album ihrer alten FLEETWOOD MAC-Kollegen hat schließlich auch niemanden mehr vom Hocker gehauen. Ihre Glanzzeiten der Siebziger sind nun mal vorbei. Ein Album wie "Rumours" wird nicht alle Tage produziert... und Glanzlichter wie "Songbird" bleiben verehrenswerte Einzelfälle.
Auch auf ihrem dritten Soloalbum nach 1970 und 1984 verbreitet Christine allein durch ihre höchst angenehme Stimme soviel Wohlgefühl, dass man ihr kaum böse sein kann, wenn sie sich vielleicht einmal zu oft in abgedroschenen Klischees verirrt und ihre radiogerechten Melodien mit einem Tick zu wenig Esprit serviert.
Man kann das Album in einem Rutsch durchhören und irgendwie gefällt's auch, aber es mangelt an wahrhaftigen Aufregern bzw. es fehlt die eine oder andere Zeile, die haften bleibt, die einem unmissverständlich anzeigt, die Repeat-Taste zu betätigen. Da ich kein bösartiger Mensch bin und um die Verdienste der Lady weiß und ihre Stimme über alles schätze, hüte ich mich davor, ihre Titel als gehobene Hintergrundmusik zu klassifizieren. Das wäre fies...
Die gesamte Produktion, die sie gemeinsam mit ihrem Neffen Dan Perfect und ihrem alten Spezi Ken Caillet zu verantworten hat, leidet ein wenig unter dem all zu gefälligen, gleichförmigen Weichzeichnerstil, der auch den letzten FLEETWOOD MAC Werken anhaftete.
Hin und wieder lockert Christine ihre Midtempo-Ausrichtung mit funky oder leicht verrockten Ausflügen an. Doch werden diese Stilkapriolen nicht in letzter Konsequenz durchgezogen und der erwünschte Überraschungseffekt bleibt aus.
Am überzeugendsten präsentiert sich Christine McVie, wenn sie ihre alte Westcoast-Unbeschwertheit beschwört und in You make lovin' fun Strickmuster verfällt, wie beim unterhaltsamen Friend oder auch bei Anything is possible. Im gemächlich swingenden Northern star erinnert sie sporadisch an SADE und im Refrain von Easy come easy go schlängelt sie sich durch STEELY DAN geprägten Satzgesang.
Ein Album mit manchen Höhen und Tiefen, aber wie gesagt, Christines entzückende Stimme lässt vieles verzeihen.