Chris Stamey

Travels In The South

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 24.07.2004
Jahr: 2004

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Redakteur(e):

Frank Ipach


Chris Stamey
Travels In The South, Yep Roc Records, 2004
Chris Stamey Vocals, Guitar, Keyboards
Don Dixon Bass
Ryan Adams Guitar, Vocals
Darren Jesse, Jon Wurster Drums
Greg Decker Saxophone
Greg Readling Hammond B-3, Pedal Steel, Accordion
Brent Lambert 12-String Guitar, Slide Guitar
Ben Folds, Danny Kurtz Electric Bass
Corey Sims Trumpet
Martha Bausch Flute
Produziert von: Chris Stamey Länge: 52 Min 22 Sek Medium: CD
1. 14 Shades Of Green7. And I Love Her
2. Kierkegaard8. Alive
3. The Sound You Hear9. K Jam
4. Insomnia10. Travels In The South
5. Ride11. There's A Love
6. In Spanish Harlem12. Leap Of Faith

Endlich ergibt sich einmal die Gelegenheit, einen Grossen des sogenannten Alternative-Pop-Business zu würdigen. Diesmal nicht, wie so häufig in den letzten zehn Jahren als Produzent (WHISKEYTOWN, Alejandro Escovedo, Tift Merritt, Caitlin Cary, Thad Cockrell), sondern als ausführender Künstler. Immerhin ist es sein erstes musikalisches, kompositorisches Statement seit mehr als zehn Jahren.

Wenn jemand zurecht mit dem abgedroschenen Terminus 'Kult-Star' ausgezeichnet werden kann, dann sicherlich Stamey. Seine wegweisende Combo THE DB'S erregte bereits Anfang der Achtziger einigermassen Aufsehen. Auch sein Duo-Projekt (MAVERICKS) mit Kumpel Peter Holsapple bleibt nicht zuletzt in guter Erinnerung. Die Zusammenarbeit mit Kollegen wie Alex Chilton, Bob Mould und GOLDEN PALOMINOS zementierten zudem im Laufe der Jahrzehnte seinen Ruf als integren und innovativen Musiker.

Wer auf solch ein immenses Echo in der Musikerlandschaft verweisen kann, darf sich der kompetenten Hilfe namhafter Mitstreiter sicher sein. Nicht ohne Grund finden sich auf Stameys neuem Album ausgewiesene Könner vom Schlage eines Ryan Adams, Tift Merritt, Don Dixon und Ben Folds in Gastrollen wieder. Stameys Stammband im Studio rekrutiert sich aus alten Bekannten seiner Heimatstadt Chapel Hill, North Carolina: Jen Gunderman, Brian Dennis, Jon Wurster, Greg Readling und Danny Kurtz.

Was hat uns Chris nach so vielen Jahren der Abwesenheit nun mitzuteilen? Er versucht, mit seinen "Travels in the south" an die Zeit der kreativen Explosionen Ende der sechziger Jahre anzuknüpfen, als der "summer of love" in einen "summer of drugs" mündete und er selbst in zahllosen Jam-Sessions den Geist dieser Zeit inhalierte und seine ersten musikalischen Gehversuche als junger Mann initiierte. Konsequenterweise lässt sich Stamey von den Wegbereitern seines eigenen Pfades inspirieren und schöpft stilsicher aus dem brillianten Fundus der BEACH BOYS und BEATLES.

Im Zuge seines diesjährigen musikalischen Outputs konzentriert er sich nicht so sehr auf autobiografische Themen, als vielmehr auf das Zeichnen eines grossen Bildes, welches die komplexen Ansichten über Tod, Religion und Zeit als solche auf das Unterschiedlichste reflektiert. Aus der mehr als gelungenen textlichen Vielfalt eröffnet sich ein ebenso variantenreiches Spektrum schillernder popmusikalischer Einflüsse.

Kommt der Opener 14 shades of greeen noch als Weckruf mit heftig treibendem Power-Pop und sirrenden Gitarrenbreitseiten daher, fließt der große Rest des Albums als entspannt und subtil glänzendes Meisterwerk aus den Händen der Beteiligten. Kierkegaard besticht durch ein fein gesetztes Brian Wilson-Satzgesang-Intermezzo und endet in flinkfingrigen jazzgefärbten Orgel-Piano-Gitarren Kaskaden. Immer wieder setzt Chris Stamey auch auf seine Fähigkeiten als eloquenter Sologitarrist, dessen Melodiebögen man durchaus mitsingen kann.

Das ungekünstelt schwelgerische In Spanish Harlem spielt traumwandlerisch mit der alten, gleichbetitelten Ben E. King/Phil Spector Vorgabe. Alive ergeht sich in hymnischen Reminiszenzen an den Breitwand-Hitparaden-Sound der mid-60's, mit entsprechendem Ohrwurmcharakter, aber eher untypischen Gitarrensolo im Outro.
So eingängig die Titel spätestens nach dem zweiten Durchlauf erscheinen mögen, um so irrwitziger entwickelt sich das harmonische Geflecht bei intensiverem Hinhören. Das ist große popmusikalische Kunst. Das wird ihm so schnell niemand nachmachen...

So viele kleine Details gibt es auf dieser Reise zu entdecken, dass sich die Rückkehr doch immer wieder als lohnenswert erweist. Und ist es nicht so, dass selbst die eigene Heimat bei näherem Betrachten immer wieder mit neuen, nicht entdeckten Facetten aufwartet?
So betrachtet, erfindet sich Stamey in jedem seiner Songs aufs Neue. Dieser Erfindungsreichtum, dieser Entdeckergeist kann keine Seele kalt lassen. Ein formidables Album!

Frank Ipach, 24.07.2004

 

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