Crazy Chris Kramer ...unterwegs, Blow Till Midnight Records, 2009 |
Chris Kramer | Gesang, Mundharmonika,Gitarren | |||
Mel Gaynor, Willie Smith, Carsten Steffens, Pete York | Schlagzeug | |||
Dirk Edelhoff | Banjo, Akustik & Elektrogitarre | |||
Jens Filser, Malte Triebsch, Mick Taylor, Herbie Klinger, Little Frank Karkowski | E-Gitarre | |||
Martin Engelien, Bob Stroger, Colin Hodgkinson | Bass | |||
Chuck Leavell | Klavier, Hammond B-3 | |||
Pinetop Perkins | Klavier | |||
Wolfgang Engelbertz | Kontrabass | |||
Hennes Bender, Jochen Malmsheimer, Pavel Popolski, Giovanni Arvenah, Katrin Ritt, Nils Brunkhorst | Chor | |||
Olaf Krüger, Jörg Wippich, Daniel Fellmann, Albie Donnelly | Saxofon, Trompete, Posaune | |||
Niclas Floer | Klavier | |||
Tobias Coster | Orgel | |||
Helge Schneider | Orgel | |||
Bernd Kullack | Geige | |||
Michael Mitzkus | Pedal Steel | |||
| ||||
01. Meister Igel | 08. Hätt ich nur einen Moment Zeit | |||
02. Du gabst mir 7 Kinder | 09. Biggis Bier Bar | |||
03. Ich hab Scheiß gebaut | 10. Benedicita | |||
04. Dein Herz schlägt wie es schlägt | 11. Bleib bis zum Frühstück | |||
05. Ich wollte immer klingen wie James Brown | 12. Es gibt gut, besser und es gibt mich | |||
06. Nichts dauert ewig | 13. Ich beiß mich da jetzt durch | |||
07. Ich such den ganz besonderen Ton | 14. Work Song | |||
Blues mit deutschen Texten? Oh Mann, passt das zusammen? Da bin ich wahrscheinlich eher stur und konservativ, denn diese typische amerikanische Musikform ist in meinen Ohren seit Teenagertagen mit der englischen Sprache verknüpft. Doch wenn Roland Heinrich es glaubwürdig schafft, Country und Folk teutonisch zu betexten, Stefan Gwildis sich den Hochglanz-Soul zu eigen macht, wird es der Dortmunder Crazy Chris Kramer, der immerhin auch schon seit zig Jahren im Musikbusiness umherstreift, wohl meistern, ein ordentliches Blues-Album hinzubekommen.
Ich muss zugeben, dass ich den Herrn Kramer bislang nur namentlich kannte, mich also recht neugierig und gespannt auf das Rezensionsexemplar stürzte, um nach dem ersten Hördurchgang unentschieden die Stirn zu runzeln. Gewöhnungsbedürftig, aber tatsächlich nicht schlecht. Die Band scheint wirklich gut in Form, was bei dieser prominenten Gästeliste allerdings kaum verwundert. Kramer hat sich für seine Herzensangelegenheit, die mit "...unterwegs" kaum trefflicher betitelt werden konnte, eine Mannschaft zusammengestellt, von der manche nur träumen können. In Austin, Texas, arbeitete er in einem der musikalischen Epizentren der Staaten mit den Altgedienten der Muddy Waters Band, Pianist Pinetop Perkins und Drummer Willie Smith zusammen, erwarb sich zudem die Zusage und den Ritterschlag eines der besten Tastendrücker des Globus, Chuck Leavell, und sicherte sich in London die Slidegitarrenkünste des ex-ROLLING STONES Griffbrettartisten Mick Taylor. Schlagzeuger Mel Gaynor (SIMPLE MINDS) und Bassist Martin Engelien (ex-Klaus Lage Band) komplettieren die klangvolle Gästeliste, bis hin zu kurzen Cameoauftritten von Spaßvogel Helge Schneider an der Hammond, Albie Donnelly (SUPERCHARGE) am Saxofon und Pete York und Colin Hodgkinson am Drumset bzw. am Bass.
Natürlich sind diese großen Namen nicht unmittelbar ein Garant für eine grandiose CD, doch im Zuge der diversen Hördurchgänge kristallisiert sich eine mitreissende Spielfreude heraus, die sämtliche Skepsis pulverisiert. Die Band groovt mitunter fantastisch, fräst sich mit Verve durch traditionelle Blues- und Soul-Gefilde, brilliert mit schönen solistischen Einlagen, Kramers raspeliges Organ überzeugt, seine Mundharmonikakünste sind eh über jeden Zweifel erhaben und die deutschen Texte, die besonders dann, wenn sie sich auf Humor und Selbstironie kaprizieren, erzielen ein stimmiges Konzept. Nur die gelegentlichen Country- und Pop/Rock-Anleihen tappen in eine ungewollte Klischeefalle, geben sich etwas steif und gezwungen. Der einzige Instrumentaltitel Benedicita, der offenbar als Soundtrack für ein 'road movie' angelegt ist, klingt (sorry) eher ein wenig nach Fahrstuhl-Muzak. Ansonsten regiert hier die scheuklappenfreie Lockerheit reifer Musiker, die belegen, dass solche transatlantischen Projekte auf dem Nährboden aus Spaß, Erfahrung und 'street credibility' zu wahren Höchstleistungen anspornen können.