Charlie Musselwhite

Deluxe Edition

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 03.03.2005
Jahr: 2005

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Charlie Musselwhite Homepage



Redakteur(e):

Epi Schmidt


Charlie Musselwhite
Deluxe Edition, Alligator Records, 2005
Charlie Musselwhite Vocals, Harmonica, Guitar
Andrew Jones, Jr. Guitar
Mike "Junior" Watson Guitar (When It Rains It Pours & If I Should Have Bad Luck)
Gene Taylor Piano
Artis Joyce Bass
Felton Crews Bass (Movin' And Groovin')
Larry Taylor Bass (When It Rains It Pours & If I Should Have Bad Luck)
Tommy Hill Drums
Steven Hodges Drums (When It Rains It Pours & If I Should Have Bad Luck)
Will Shade Vocals (Newport News Blues)
The Blind Boys Of Alabama:
Clarence Fountain, Jimmy Carter, Curtis Foster, Bobby Butler Vocals (Newport News Blues)
Art Barone Trombone
Lenny Pickett Tenor & Baritone Saxes
Lou Soloff Trumpet
Produziert von: Pat Ford, Kevin Morrow, Charlie Musselwhite Länge: 62 Min 09 Sek Medium: CD
1. River Hip Mama8. .38 Special
2. Mean Ole Frisco9. Mama Long Legs
3. Blues Got Me Again10. The Blues Overtook Me
4. Beside Of A Neighbor11. My Road Lies In Darkness
5. When It Rains It Pours12. If I Should Have Bad Luck
6. Lotsa Poppa13. Make My Getaway
7. Movin' And Groovin'14. Newport News Blues

Hört man sich die frühen Scheiben von Charlie Musselwhite an, etwa "Stand Back!" (1967) oder "Stone Blues" (1968), weiß man gleich, wo der Hase im Pfeffer liegt, nämlich in Chicago.
(An dieser Stelle mal einen Dank an meinen Freund Peter Reidelshöfer, der, was Blues angeht, eine unerschöpfliche Quelle für mich ist, und der mich immer mit Referenz-Scheiben versorgt)
Wie sehr der Blues aus der "Windy City" englische Zeitgenossen wie die ANIMALS, die YARDBIRDS, auch die STONES und Konsorten beeinflußte läßt sich gut an diesem frühen Material hören.
Wenn man natürlich praktisch direkt aus dem Wurstkessel dieser Musik kommt, ist man wohl noch ein Stückchen authentischer und intensiver. Jedenfalls hat sich Charlie bereits frühzeitig mit seinem Mundharmonikaspiel so hervorgetan, dass er, obwohl Weißer, von schwarzen Major-Acts auf die Bühne eingeladen wurde. Dass er bereits 1965 neben Größen wie Willie Dixon, Otis Spann und Buddy Guy auf dem Sampler "Chicago The Blues Today!" zu hören war, verdient ebenfalls Beachtung und Respekt. Der Mann ist an der Mundharmonika wirklich ein Ausnahmetalent. Alle Musiker aufzuzählen, die sich seiner Künste bedienten, ist gar nicht möglich. John Lee Hooker, Bonnie Raitt, Tracy Nelson, INXS, Tom Waits sind nur ein paar davon. Mittlerweile hat der Charlie die 60 überschritten, tourt immer noch permanent und, fast möchte ich sagen: Erwartungsgemäß ist er seit mehreren Jahren bei Alligator Records zuhause.

Mit "Deluxe Edition" liegt nun ein Querschnitt (Re-mastered) der Alben "Ace Of Harps", Signature" und "In My Time" vor, plus zweier unveröffentlichter Tracks.
Ähnlich wie die BLUES BAND bei Green Stuff klingt der Boogie River Hip Mama im besten Hooker-Style. Charlie gibt auch gleich mal eine Kostprobe seiner Harp-Fähigkeiten. Einen superben "Ton", den der Knabe drauf hat, den er ungeheuer homogen rüber bringt. Allerdings blitzt das Können von Andrew Jones, Jr. an der Leadgitarre auch schon kurz auf. Guter Einstieg!
Wie viele seiner Kollegen zog es Charlie irgendwann an die Westküste und so verwundert ein Titel wie Mean Ole Frisco nicht sonderlich. Der kommt mit zügigem Tempo - so eine Art schnelles Got My Mojo Workin# - und Mr. Jones darf hier an seiner Gitarre schon etwas ausführlicher glänzen. Am interessantesten ist aber doch wieder Charlies Bluesharp. Kein wildes Gedudel, sondern immer auf den Punkt und, wie gesagt mit grandiosem Ton.
Blues Got Me Again stammt vom Album "Signature" (1991) und schaltet ein paar Gänge zurück. Erinnert mich auch irgendwie an John Lee Hooker, ein bisschen an Eric Clapton, und die Band liefert ein Musterbeispiel an "tightem" Zusammenspiel.

Nicht unerwähnt bleiben sollte der "schwarze" Gesang sowie die Tatsache, daß Herr Musselwhite auch eine prima Blues-Gitarre spielt. Zu hören bei Beside Of A Neighbor, wobei hier natürlich der Gesang der "Blind Boys Of Alabama" die Krönung ist. Diesem Gesang kann man sich einfach nicht entziehen, als lockten Sirenen würde man diesen Stimmen überall hin folgen.
Vom selben Album, "In My Time" (1993), ist das folgende When It Rains It Pours, das zwar auch Boogie-Strukturen aufweist, jedoch schon deutlich jazzigere Anflüge offenbart. Der Song ist einem gewissen Messin' With The Kid nicht unähnlich.
Ja, so ist das halt mit dem Blues, die Kunst besteht darin, in einem beschränkten Rahmen etwas besonderes zu entwickeln. Das kann passieren, indem man, wie beim unveröffentlichten Lotsa Poppa, einen größeren Schuß Jazz reinkippt und stilvoll abswingt. Gleiches gilt für Movin' And Groovin', welches noch mal einige Zacken zulegt. Da ist dann auch mal Platz für eine jazziges Basssolo.

Für Mundharmonikaspieler dürfte dieser Charlie Musselwhite eine unendliche Inspiration sein. Beinahe bei jedem Song horcht man auf und erfreut sich an der Vielfalt der Ausdrucksmöglichkeiten. Hier und da meint man eine vertraute Melodie zu erkennen und landet dann doch wieder auf einem anderen Weg. Einen Slow-Blues wie .38 Special reißt eigentlich erst die Harp aus einem Anflug von Lethargie. Das Zusammenspiel mit Andrew Jones, Jr. bringt den Song dann aber doch auf über acht Minuten - kaum, daß man es gemerkt hat. Für Mama Long Legs kommt dann etwas Big Band Swing Sound herbei, mit deutlichen Jazz-Anteilen.
Puristischer klingt da schon Blues Overtook Me, auch wenn die Gitarre schon fast zu verzerrt ist. Übermäßig innovativ ist der Song nicht, aber dieser Rhythmus macht natürlich immer an.
Bei My Road Lies In Darkness hört man Charlie wieder an der akustischen Gitarre und einen Delta-Blues zupfend. Ähnliches hat Rory Gallagher auch gerne gebracht - einfach Gesang und Akustikgitarre. Wenn so gut gemacht wie hier, vermißt man kein weiteres Instrument.
Zugegeben, an Boogies wie If I Should Have Bad Luck gibt's noch weniger auszusetzen, zumal wenn ein Piano locker im Hintergrund auf- und abklimpert und eine E-Gitarre darüber brilliert. Die wird hier von Mike "Junior" Watson gespielt und der bevorzugt einen etwas angezerrten Sound. Ich auch.
In Make My Getaway läuft Charlie wieder zu Hochform auf. In diesem Up-Beat Song zeigt er noch mal seine tolles Talent an der Bluesharp, präsentiert seine Licks und Riffs und liefert sich prima Duette mit der Gitarre - Klasse!
Tief in seine Schatzkiste greift Charlie für den letzten Song. Newport News Blues stammt aus einem "home recording" mit Will Shade und bringt den Blues in seiner ursprünglichen, halbimprovisierten Version.

Wer also die drei Alligator Alben nicht sein eigen nennt, verschafft sich mit "Deluxe Edition" einen prima Zusammenschnitt in absolut hervorragendem Sound und Stil und bekommt auch noch zwei, nicht unbedingt notwendige, aber feine Bonus-Tracks.

Epi Schmidt, 03.03.2005

 

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