Titel |
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01. Cowboy Candy |
02. Time Of The Cottonwood Trees |
03. Just Like Honey |
04. Black Sedan |
05. The Man From Waco |
06. House And Town |
07. Odessa |
08. The Valley |
09. Jukebox Charley |
10. Music City USA |
11. Midnight Run & Lesson In Depression |
12. Don’t Tell Me That |
13. Welcome To Hard Times |
14. Name On A Billboard |
15. Jamestown Ferry |
16. I Feel For You |
17. Travelin‘ Blues |
18. Round This World |
19. Trinity River |
20. I’m Just A Clown |
21. Goin‘ Back To Texas |
22. Tecumseh Valley |
23. Paint It Blue |
Musiker | Instrument |
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Charley Crockett | Vocals, Guitar |
Kullen Fox | Trumpet, Piano, Accordeon |
Mario Valdez | Drums |
Nathan Fleming | Pedal Steel |
Colin Colby | Bass |
Alexis Sanchez | Guitar |
Noch immer ist das Ryman Auditorium in der „Grand Ole Opry“ der heilige Gral der Country-Musik, und wer den Saal ausverkaufen kann, hat es geschafft. Insofern darf sich Charley Crockett ruhig ein extra-Bier gönnen und sich mal auf die eigene Schulter klopfen. Es war ein langer Weg von „deep down Texas“ auf Nashvilles wichtigste Bühne, aber wer das begeisterte Publikum auf diesem Live-Album hört, der ahnt: der Stetson-Träger aus San Benito hat die Country-Community USA inzwischen voll auf seiner Seite. Ausverkauftes Haus, gleich beim ersten Ryman-Auftritt, das muss ihm erst mal einer nachmachen.
Und deshalb war es auch eine verdammt gute Idee von Crocketts Manager, diesen Abend im November 2022 aufzunehmen und nach mehr als zehn Studio-Platten als erstes Live-Album beziehungsweise Live-Video zu veröffentlichen. Denn wenn Country so ehrlich und vielfältig und mit so viel Begeisterung gespielt wird, wie von Charley Crockett und seiner Band The Blue Drifters, dann fällt das ganze pompöse „Country-Rock“-Imperium, das in Nashville so gerne hofiert wird, plötzlich in sich zusammen. Crockett liebt und verehrt Johnny Cash, Dolly Parton und George Jones, er hat von Outlaws wie James Hand und Waylon Jennings gelernt und traut sich sogar, in der „Grand Ole Opry“ ein Musikindustrie-kritisches Stück wie Music City USA mit flotter Steel Pedal und Boom-Chakka-Boom-Rhythmus zu spielen. Und die Menge frisst ihm aus der Hand…
Crocketts Erfolg liegt sicherlich auch daran, dass er die Typen in seinen Songs, den Man From Waco zum Beispiel, nicht als Kunstfiguren erschafft, er kennt dieses Leben selbst. Alleinerziehende Mutter, Trailer Park, Hillbilly-Kultur, Straßenmusiker in New Orleans und Dallas. Wer diese Erfahrungen gemacht hat und daran nicht zerbrochen ist, der kann auch in einem einzigen Konzert Songs von George Jones (Between My House and Town), T-Bone Walker (Travelin’ Blues, in einer tollen, swingenden uptempo-Version) und Townes Van Zandt (Tecumseh Valley) spielen, ohne dass es eine Sekunde lang anbiedernd wäre. Dafür sorgt schon seine famose Band, die nicht nur die verschiedenen Spielarten des Country beherrscht, sondern als eine Art Markenzeichen immer wieder ein fröhliches Klimperpiano weit nach vorne schiebt – ganz so wie in den alten Saloons, als es noch keine Drums und keine Verstärker gab.
Auf seine Texas-Wurzeln ist Charley Crockett stolz, wie er auf seinen Alben und auch im Konzert immer wieder preisgibt. Vielleicht schimmern auch deshalb hier und da der Landsmann Lyle Lovett und dessen erste Alben durch, wenn er zum Beispiel in The Valley die Geschichte seines Werdegangs erzählt, um gleich danach den in einer Honky-Tonk-Bar gestrandeten „Loner“ zu geben (Jukebox Charley).
In seinen frühen 20ern sei er erstmals nach Nashville gekommen und vor dem Ryman gestanden, erzählt Crockett. Natürlich wollte er dort auftreten, aber in all den Jahren danach hatte er mit der Stadt kein Glück: kaum Auftritte, keiner kannte ihn, er passte einfach nicht in den Nashville-Mainstream. Erst jetzt, fast 40 Jahre alt, hat Charley Crockett dort seinen verdienten Ruhm in Form eines völlig begeisterten Publikums eingeheimst (während er hierzulande inzwischen immerhin Clubs wie die legendäre Batschkapp in Frankfurt bestens unterhalten kann). Das lange Warten hat sich gelohnt…