Titel |
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01. Stranger |
02. Bullfrog Blues |
03. On The Road Again |
04. Don't Know Where She Went (She Split) |
05. See These Tears |
06. Goin' Up The Country |
07. Boogie Music |
08. Til The Money Runs Out |
09. Iron Horse |
10. One Kind Favor |
11. Let's Work Together |
12. Woodstock Boogie |
13. Amphetamine Annie |
Musiker | Instrument |
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Robert Lucas | Vocals, Guitar |
Larry Taylor | Guitar |
Greg Kage | Bass |
Fito de la Parra | Drums |
“Are you ready to boogie?“ Der alte Schlachtruf hat noch nie seine Wirkung verfehlt, Schon gleich gar nicht, wenn er von der Boogie-Band schlechthin kommt. Neben John Lee Hooker hat sich wohl niemand so um diese Musik verdient gemacht, wie CANNED HEAT.
Mit “legendär“ kann man die Band ja gar nicht gebührend beschreiben. 55 Jahre sind es mittlerweile, seit die Band gegründet wurde. Am 1. Dezember 1967 spielte Fito de la Parra (auf dessen Buch “Living The Blues“ ich hier nochmal zwingend verweisen möchte) seinen ersten Gig mit “THE HEAT“ und längst ist er die Antriebsfeder dieser Truppe, die über die Jahre unglaubliche 50 (!) Musiker in ihren Reihen hatte. Zahlreiche davon gingen den Weg alles weltlichen.
An diesem Abend hier, wir schreiben den 13. April 1998, gastierte die Band in der Bonner Biskuithalle für den renommierten Rockpalast. Mit 16:9 Formaten gab man sich da noch nicht zwingend ab, weshalb die DVD auch im bewährten 4:3 Bild daherkommt. Neben Fito zählte zu der Zeit Larry Taylor, aus der klassischen Besetzung, zur Band. Mit dem Unterschied, dass “The Mole“ mittlerweile vom Bass auf die Lead-Gitarre umgestiegen war und da einenrichtigen guten Job ablieferte. Den Bass übernahm zu jener Zeit Greg Kage und Lead-Gesang sowie Slide-Gitarre und Mundharmonika lag in den Händen – und Stimmbändern – von Rober Lucas. Einer Erscheinung, irgendwo zwischen Bob Hite und Lowell George.
Man muss fast schon sagen, “natürlich“ verstarb Lucas mit gerade mal 46 Jahren zehn Jahre nach diesem Mitschnitt an einer Überdosis. Larry Taylor hielt länger durch, als mancher geglaubt hätten, aber der Krebs machte seinem Leben 2019 ein Ende. Hier war er zweifellos noch gut in Form und überzeugte mit seinem Spiel ebenso, wie mit seinem Gesang bei Don't Know Where She Went (She Split), den er sich hier mit Greg Kage teilt. “THE HEAT“, und das muss man ihnen zu Gute halten, haben sich nie bei Zeitgeist oder irgendwelchen Moden in Sound oder Stil angedient. Ich weiß nicht, ob es noch eine Band gibt, von der man das behaupten kann. Die Band hat immer den Blues und den Boogie gespielt und das macht sie auch hier. Manche mögen sagen, unspektakulär, aber genau darin liegt die Klasse dieser Typen. Die schlagen zwei Töne an und lassen die Magie entstehen. Oder, wie es Fito, nach On The Road Again ausdrückt: “The CANNED HEAT Spirit is alive and well“.
Um das zu unterstreichen, braucht man sich nur die ersten Klänge von Goin' Up The Country anzuhören. Wenn stört es, dass die ursprüngliche Querflöte von Lucas' Mundharmonika ersetzt wird? Keinen Menschen! Das einzige, das ich kritisiere, ist, dass Fito de la Parra für diesen – und ein paar andere Songs – seinen Platz am Schlagzeug mit dem Mikro am Bühnenrand tauscht. Sein Gesang ist dabei längst nicht mit der Klasse von Robert Lucas – der wirklich einen klasse Job macht – vergleichbar, aber mit fehlt er dann ganz einfach am Schlagzeug. Seine Vertretung (ich tippe mal auf Roadie) macht da einen guten Job, aber kommt halt nicht ans Original ran. Das wird umso deutlicher, wenn er seinen angestammten Platz wieder einnimmt und Songs wie Let's Work Together oder Amphetamine Annie den richtigen Groove verpasst.
Und wer sich diesem Groove, dem Boogie, hingeben will, der ist, zumindest in der bluesigen Variante nirgends besser aufgehoben, als bei CANNED HEAT. Das war so, ist so, und wird – solange Fito de la Parra das aufrecht erhalten kann – auch so bleiben. Also, mit den Worten des unsterblichen Bob “The Bear“ Hite: “Don't forget to boogie!“