Bruce Springsteen

Western Stars

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 03.07.2019
Jahr: 2019
Stil: West Coast Pop, Americana
Spiellänge: 50:58
Produzent: Ron Aniello & Bruce Springsteen

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Plattenfirma: Sony Music


Redakteur(e):

Epi Schmidt

Titel
01. Hitch Hikin‘
02. The Wayfarer
03. Tucson Train
04. Western Stars
05. Sleepy Joe‘s Café
06. Drive Fast (The Stuntman)
07. Chasin‘ Wild Horses
 
08. Sundown
09. Somewhere North Of Nashville
10. Stones
11. There Goes My Miracle
12. Hello Sunshine
13. Moonlight Motel
Musiker Instrument
Bruce Springsteen Vocals, Acoustic Guitar, Glockenspiel, Synth Strings, Banjo, Percussion, Electric Guitar, B3, Piano, Orchestral Sampler, Celeste, Organ Solo, 12-String Guitar, Mellotron
Patti Scialfa Vocals, Vocal Arrangement
Ron Aniello Upright Bass, Piano, Electric Guitar, Percussion, Vibraphone, Bass, Synth Strings, Orchestral Samples, Acoustic Guitar, Drums, B3, Celeste, Loops, Synth, Background Vocal
Charlie Giordano Accordion
David Sancious Piano, B3
Matt Rollings Piano
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Den Boss zieht es gen Westen. Nun, wem wäre es nicht schon so ergangen? Zumal in den Vereinigten Staaten von Amerika. Zu erobern gibt‘s für den in Kürze Siebzigjährigen zwar nichts mehr, aber vielleicht ist es ja an der Zeit, sich den ein oder anderen Traum zu erfüllen.

Dafür war besonders Kalifornien schon immer gut und angeblich wurde die Inspiration für dieses Album aus den südkalifornischen Pop-Songs der späten 60er und frühen 70er Jahre gezogen. Erfüllungsgehilfe ist der bewährte Ron Aniello an Reglern und diversen Instrumenten und ansonsten hat Bruce wieder ziemlich viel selbst eingespielt. Alarmglocken läuten bei mir, wenn ich Dinge wie “Synth Strings“ und “Orchestral Sampler“ lese. Die E STREET BAND  ist also nicht dabei, lediglich die Gattin und der alte Kumpel David Sancious sorgen für die Verbindung zur Stammkapelle.

War auf “High Hopes“ noch einiges zusammengeklaubt, gibt‘s hier 13 komplett neue Songs. Auf welchen Trip nimmt uns Springsteen diesmal mit? Daumen raus und mit Hitch Hikin‘ an die Landstraße gestellt. Klingt gar nicht so unvertraut. Bruce öffnet den Vorhang auf das Breitwand-Epos und leitet dieses langsam steigern, jedoch noch verhalten, ein. Ein Instrument nach dem anderen reiht sich ein, während der Sänger wie der Rufer in der Wüste “I‘m hitch hikin‘ all day long“ wiederholt.

Bruce mag Inspiration in der West Coast-Musik gesucht haben, seine Texte sind aber oft vertraut. “When everyone is asleep and the midnight bells sound, my wheels are hissin‘ up the highway, spinning ‘round and ‘round“. Was soll ich sagen? Im Westen nichts Neues. Der zugehörige Song, The Wayfarer, hat den typischen Springsteen-Sound, wenn ihm nicht von seiner Band Dampf gemacht wird. Also irgendwo Philadelphia im Hintergrund und folkige Nebraska-Berge am Horizont. Der Unterschied ist, dass sich hier mal ein paar Streicher einfügen und dort mal eine Trompete dazwischen schmettert. Viel anders ist es auch nicht, wenn der Tucson Train vorbei schnauft. Gitarren spielen auf diesem Album eher eine untergeordnete Rolle, bzw. fügen sich in das Gesamtbild einer Art “Wall of Sound“. Erzeugt zusammen mit Springsteens Texten tolle Bilder.

So im Titelsong, in dem sich der Protagonist an bessere (Film-) Zeiten erinnert, in den die Western Stars hell geleuchtet haben. Und er einst von John Wayne erschossen wurde. Kommt einer Adelung gleich. Auch das großes Kino.

Fast befreit atmet man auf, wenn Sleepy Joe‘s Café dann etwas Lockerheit einbringt und tatsächlich den anvisierten Sound einfängt. Da fühlt man sich entfernt an LOS LOBOS erinnert und auch ein bisschen Dough Sahm schimmert hier durch. Macht auf jeden Fall gute Laune.

Allerdings “vermiest“ einem Drive Fast (The Stuntman) die Stimmung dann wieder, denn es geht wieder deutlich melancholischer zu. Bruce ist ein einzigartiger Geschichtenerzähler. Einem anderen würde man vielleicht nicht so gebannt zuhören. So auch in dem sphärischen Chasin‘ Wild Horses, mit dem Kontrast von klapperndem Banjo und aufgeblähten Streichern.

Man meint es im ersten Moment vielleicht nicht, aber Sundown entwickelt sich – nach meinem Empfinden – sehr schnell zum Ohrwurm dieser Scheibe. Das liegt am engagierten Gesang Springsteens, wie auch an der geschickten Dramaturgie des Songs und seiner tollen Sounds. Pendelt sich zwar im Midtempo so dahin, aber lässt einen doch nicht mehr los.

Cool kommt natürlich Somewhere North Of Nashville, das der Bruce fast allein darbietet sowie Hello Sunshine, in dem auch wieder der inspirierende Sound Südkaliforniens aus jenen Tagen sehr gut eingefangen wird.

Wenn am Schluss das Moonlight Motel erreicht ist, sinkt die Sonne langsam und der Blick wandert nachdenklich über  die Szenerie. Auch das mit sparsamer Instrumentierung und füllenden Streichern.

Reißt einen das neue Springsteen-Album jetzt auf Anhieb vom Hocker? Kaum. War aber auch kaum so gedacht. Ich schätze, live wird man davon nur wenige Stücke geboten bekommen. Hier geht‘s mehr um den entspannten Blick zurück der uns Geschichten und Mythen vor Augen führt, wie sie nur ein begnadeter Erzähler wie Springsteen so darbieten kann. Mit anderen Worten: Zuhören und träumen. Gerockt wird andersmal wieder.

 

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