Brian Wilson Playback: The Brian Wilson Anthology, Rhino Records, 2017 |
Brian Wilson | Lead & Harmony Vocals, Piano, Bass, Orchestral Arrangements | |||
plus numerous guests | ||||
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01. Love And Mercy | 10. The First Time | |||
02. Surf's Up | 11. This Isn't Love | |||
03. Heroes And Villains | 12. Soul Searchin' | |||
04. Melt Away | 13. Gettin' In Over My Head | |||
05. Let It Shine | 14. The Like In I Love You | |||
06. Some Sweet Day | 15. Midnight's Another Day | |||
07. Rio Grande | 16. Colors Of The Wind | |||
08. Cry | 17. One Kind Of Love | |||
09. Lay Down Burden | 18. Run James Run | |||
Man hat's nicht einfach als Genie. Obwohl Brian Wilson, Mastermind der Sixties Ikonen BEACH BOYS, sich selber stets nur als einigermaßen talentierten Komponisten, Sänger und Instrumentalisten einschätze, lancierten die Medien nur allzu gerne seinen Status als vermeintliches Genie. Insbesondere nach dem Maßstäbe setzenden, hochgelobten 1966er BEACH BOYS Meisterwerk "Pet Sounds" geriet Brian Wilson derartig unter Erfolgsdruck, dass er in den Folgejahren aufgrund seines exzessiven Drogenkonsum, der immensen Erwartungshaltung und dem zermürbenden Mediengeratter nicht mehr allzu viel auf die Reihe brachte. Psychisch komplett derangiert verstrickte er sich jahrelang in den therapeutischen Fängen seines Leibarztes Dr. Landy, um im Grunde erst mit der Veröffentlichung seines ersten Soloalbums "Brian Wilson" anno 1988 rein künstlerisch wieder von sich reden zu machen.
Das Licht am Ende des Tunnels gab dem damals 46-jährigen Kalifornier genügend Zuversicht, um in den darauf folgenden Dekaden einige feine Alben einzuspielen. Rhino Records nimmt nun den Umstand der 30-jährigen Solokarriere zum Anlass ein bestechendes Best-Of Album zu veröffentlichen.
Das passenderweise "Playback: The Brian Wilson Anthology" betitelte Werk streift also neugierig durch das reichhaltige Solowerk des vermeintlichen Genies und präsentiert uns von jedem Album ein paar wunderschöne Expertisen. Schwelgerisch, süß und melancholisch. Wilsons Hang zur opulent ausgestatteten Komposition samt Streichern und Bläsern, sein Faible für mutige Akkordverbindungen und die bis ins kleinste Detail ausgetüftelten, mehrstimmigen Harmony-Vocals ziehen sich selbstredend durch sein gesamtes Schaffen.
Bedenkt man, dass sich Wilson schon als kleiner Junge mit dem großartigen George Gershwin Katalog auseinandersetzte und den lieben langen Tag Klavier spielte und Gesangsharmonien austüftelte, wundert es kaum, das hier derart eloquente Songstrukturen auftauchen. Ebenso wie Burt Bacharach verfügt Brian Wilson über das großartige Talent, schergewichtige Kompositionen leicht und anschmiegsam klingen zu lassen. Nicht umsonst haben sich im Laufe der Jahrzehnte zahlreiche andere Künstler von Brian Wilsons unverkennbarer Stilistik beeinflussen lassen. Andy Partridge (XTC) und Jeff Lynne (ELO) fallen einem da auf Anhieb ein.
Auch wenn manch ein Rock- und Pop-Fan Brian Wilsons Solokatalog als zu verspielt, zu süß, zu schmalzig, zu romantisch und zu kitschig einstuft, darf man dieser "Playback" Anthology ein gehöriges Maß an harmonischer Schönheit nicht absprechen. Dass Mr. Wilson auch mit stattlichen 75 immer noch in der Lage ist, einen ansprechenden Popsong aus dem Ärmel zu schütteln, beweist er mit dem abschließenden Neutöner Run James Run, der wie ein selbstbewusster und stolzer Rückblick in die frühen und mittleren Sechziger Jahre klingt. Eine unbeschwerte Zeit, vor dem Genie, vor dem Hype, vor dem Wahnsinn.