Brian Auger

Open, Definitely What!...& Streetnoise

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 01.01.2005
Jahr: 2004

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Brian Auger Homepage



Redakteur(e):

Epi Schmidt


Brian Auger
Open, 1967, Definitely What!..., 1968 & Streetnoise, 1969, Castle Music/Sanctuary Records, 2004
Julie Driscoll Vocals ("Open" & "Streetnoise"), Guitar ("Streetnoise")
Brian Auger Organ, Piano, Vocals
Gary Boyle Guitar ("Open")
Roger Sutton Bass ("Open")
Clive Thacker Drums ("Open", "Definitely What!..." & "Streetnoise")
Dave Ambrose Bass, Guitar, Vocals ("Definitely What!..." & "Streetnoise")
Produziert von: Giorgio Gomelsky Länge: 59 Min 26 Sek,
48 Min 23 Sek
& 74 Min 11 Sek
Medium: CD
Open:
1. In And Out9. Break It Up
2. Isola Natale10. Season Of The Witch
3. Black CatBonus Tracks:
4. Lament For Miss Baker11. I've Gotta Go Now
5. Goodbye Jungle Telegraph12. Save Me
6. Tramp13. The Road To Cairo
7. Why (Am I Treated So Bad)14. This Wheel's On Fire
8. A Kind Of Love In
Definitely What!...:
1. A Day In The Life7. If You Live
2. George Bruno Money8. Definitely What
3. Far HorizonBonus Tracks:
4. John Brown's Body9. What You Gonna Do
5. Red Beans And Rice10. Red Beans And Rice Pt. 1
6. Bumpin' On Sunset11. Red Beans And Rice Pt. 2
Streetnoise:
1. Tropic Of Capricorn9. Ellis Island
2. Czechoslovakia10. In Search Of The Sun
3. Medley: Take Me To The Water / I'm Going Back Home11. Finally Found You Out
4. A Word About Colour12. Looking In The Eye Of The World
5. Light My Fire13. Vauxhall To Lambeth Bridge
6. Indian Rope Man14. All Blues
7. When I Was A Young Girl15. I've Got Life
8. Flesh Failures (Let The Sunshine In)16. Save The Country

Julie Driscoll und Brian Auger - zwei Namen, die einem immer wieder mal unterkommen, wenn man sich mit der Musik der späten 60er Jahre beschäftigt. Trotzdem fehlte mir bisher eine genauere Vorstellung über deren Schaffen.
Sanctuary Records hatten nun ein Einsehen mit mir und haben die ersten drei Alben dieser Künstler, in einem zusätzlichen Papp-Schuber gekleidet, auf CD wiederveröffentlicht. Wie es sich gehört, remastert und mit ein paar Bonus Tracks versehen.

Klar ist: Da sind zwei Ausnahmemusiker am Werke. Brian Auger spielt eine Orgel wie sie außer ihm nur noch wenige auf Tonträger bannten. Vergleiche zu Booker T. und Jon Lord kommen einem hier und da in den Sinn. Was Sound und Virtuosität angeht, steht Brian Auger denen in nichts nach. Mit R&B und Soul bestens vertraut - u.a. spielte Brian bei Long John Baldrys STEAMPACKET (bereits da traf er auf Julie Driscoll und einen jungen Rod Stewart) - aber durch seinen älteren Bruder auf den Jazz-Geschmack gekommen. Das ist wohl so mit Genies; sonst platzt ihnen wahrscheinlich der Schädel. Das versuchen sie dann lieber mit den Köpfen ihrer Zuhörer.
Nein, nein, keine Sorge. Das lässt sich, als Brian und Julie (gerne auch JOOLS genannt) zum gemeinsamen Projekt schritten, überwiegend schon gut anhören.

Konzipiert war das Debütalbum als "Doppelwerk". Brian Auger und seine Band TRINITY sollten eine Seite der LP bestreiten und die andere Julie Driscoll, dann von der Band begleitet. So gab es praktisch auch ein "Doppel-Cover": Auf einer Seite eben Jools mit "Open" und auf der anderen Brian Auger mit "Open". Allerdings auf dem Frontcover prangte Julie Driscoll!
Wenn man heute hört, dass damals Platten innerhalb weniger Tage eingespielt wurden, erscheint das schon erstaunlich. Diese Scheibe hier wurde in gerade mal 5 Stunden (!) eingespielt. Bierpause inbegriffen.
Los geht's mit Brian Auger & The Trinity und die versetzen einen gleich in wohliges "Green Onions"-Feeling. Eine wundervolle Hammondorgel ertönt, der Gitarre und Bläsersatz bald reichlich Blue-Notes verpassen. Da ich im Jazz nicht so bewandert bin, glaub ich's den Liner-Notes einfach, dass die Gitarre von Wes Montgomery inspiriert ist.
Da erklingt mir beim folgenden Isola Natale schon Bekannteres. Wenn Euch, wie mir, beim Zuhören ständig She's Not There von den ZOMBIES durch den Kopf schwebt, liegt Ihr nicht verkehrt. Da hat man sich schon bedient. Andererseits, wenn man sich erinnert wie jazzig etwa die ALLMAN BROTHERS BAND auf ihren frühen Scheiben teilweise geklungen hat, dann findet man auch hier Gemeinsamkeiten.
Nach diesen beiden Instrumentalstücken ist bei Black Cat Brian Auger am Gesang zu hören. Es geht auch einiges wilder zu und man bewegt sich mehr im R&B-Bereich. Dazu dürfte in manchem Keller wild abgetanzt worden sein. Wir sind da noch in der psychedelischen Zeit, also dürfen verschiedene Experimente nicht schocken. Da meldet sich mal eine Kuckucksuhr, eine Frau kreischt oder die leibhaftigen Westminsterglocken ertönen... Es geht aber auch mal ruhig und getragen, wie bei dem Lament For Miss Baker, welches eine Piano-Ballade ist, die mich stellenweise an Billy Joel erinnert, und an Nina Simone erinnern soll.
Wer's abgedrehter mag, wird beim Dschungeltrommel-Groove von Goodbye Jungle Telegraph bedient. Zu einem - sich immer mehr steigernden - Percussion-Rhythmus bewegt sich die Band schon sehr nahe am Freejazz und falls Ihr noch in dem Alter seid, in dem man seine Eltern zur Weißglut treiben will - hier ist der Stoff dazu!

Ab Tramp ist Julie Driscoll im Spiel und bei dem Soulklassiker (u.a. von Otis Redding gesungen) macht sie gleich deutlich, welch tolle Sängerin sie ist. Nicht so bluesig wie beispielsweise Janis Joplin, aber ähnlich beeindruckend und vereinnahmend.
Wer auf die Soundtracks von Filmen und Fernsehserien aus den 60ern und frühen Siebzigern steht, wird hier bestens bedient, denn der typische Sound schwebt praktisch über dem ganzen Album.
Ein Gesangsduett von Auger und Driscoll gibt es bei Break It Up, welches sich mehr im Soul- und Funk-Bereich bewegt. Was mir auffällt: Hört Euch doch mal die junge Blues-Gitarristin und Sängerin Ana Popovic an. Da sind aber reichlich Ähnlichkeiten, stimmlicher Art, vorhanden! Würde mich mal interessieren, ob die Ana diese Scheiben hier kennt.
Hit der Debüt-LP ist natürlich Donovans Season Of The Witch, das vom ehemals folkigen Song in eine achtminütige Orgie mutiert. Da wird auch mal verzögert und ganz ruhig gespielt, aber die Spannung geht nie verloren und schließlich steigert sich alles in eine Art psychedelischen Orgasmus.

Die Bonustracks starten mit einem furiosen I've Gotta Go Now. Treibender Soul und R&B, wie man ihn von Aretha Franklin liebte. Auch hier beweist "Jools" ihr stimmlichen Qualitäten.
Beeindruckend auch The Road To Cairo, eine brodelnde Ballade, die eigentlich "Hit" schreit, sowie THE BANDs This Wheel's On Fire in einer vibrierenden Psychedelic-Version.
Die Grundlage für den guten Sound dieser CD hat wohl Giorgio Gomelsky bereits damals gelegt. Ja, genau, der frühe Förderer der ROLLING STONES und Jazzliebhaber war Manager und Produzent der Truppe.

Dass Julie Driscoll weit mehr im Rampenlicht stand als der Rest der Truppe, hat die Band wohl schon etwas genervt, und so ging man 1968 ohne die Dame ins Studio, um sich neues Selbstvertrauen zu erspielen und sich auch wieder mehr dem Jazz zu widmen.
Zum Trio geschrumpft, wurden Brian Augers Ideen umgesetzt. "It was my Jazz album" sagt der Bandleader über "Definitely What!...".
Da muss man sich nicht wundern, wenn Lennon/McCartneys A Day In The Life nicht in jedem Part zu erkennen ist. Interessant ist diese Bearbeitung allemal und nicht nur Jazz- und BEATLES-Fans werden sich an dieser rein instrumentalen Nummer erfreuen können.
Wieder ist der Sound ein wahrer Ohrenschmaus, und wenn diese geniale Hammondorgel wabbert und flirrt und von einem akzentuierten Bläsersatz zusätzlich Feuer bekommt, fallen einem wieder etliche 60er Jahre Krimis und sonstige Filme ein. Auch das Tribut an Zoot Money, hier bei seinem richtigen Namen George Bruno Money genannt, hat Soundtrackcharakter. Natürlich wird's auch mal eher zeitlupenhaft und verklärt, wie durch einen feinen Nebel (durch was auch immer der erzeugt wurde), wie in Far Horizon.

Ob gespielt oder nicht, aber die Live-im-Studio Atmosphäre bei John Brown's Body kommt zunächst erfrischend. Gleiches gilt für die Swing-Jazz Umsetzung dieses Traditionals. Den Gesang hätte man sich, für meinen Geschmack, sparen können, aber ansonsten ist das ebenso gekonnt wie spaßig gemacht.
Red Beans And Rice ist eines der Gerichte, die mir meine Mutter alle 2-3 Wochen vorsetzt [Hört hört! Der Redaktions-Biolek lässt sich von Muttern bekochen]. In der musikalischen Version (die natürlich von Booker T. & The MG's stammt) liefert Brian Auger eine beeindruckende Demonstration seiner Fähigkeiten auf der Orgel. Nicht umsonst warb u.a. Hohner mit dem Namen des Musikers für Instrumente. Klar braucht man einen Sinn für solche furiosen Jazz-Instrumentalstücke, aber dann kommt das wirklich klasse!

Das Fehlen eines Gitarristen hält die Band nicht von einer Version von Wes Montgomerys Bumpin' On Sunset ab. Ich denke, wenn man Orgel oder Keyboards spielt, oder spielen will, kommt man an diesem Tastenvirtuosen hier nicht vorbei. Und für die Nicht-Jazzer ist meistens noch genug Pop-Anteil vorhanden um sich an dieser Band erfreuen zu können. Irgendwie beschert einem diese Musik eine Leichtigkeit, die... ja, die einfach für ein gutes Gefühl sorgt.
Hin und wieder kommt, ganz harmonisch, auch mal Gesang vor. So in der Mose Allison (genau, von dem haben THE WHO Young Man Blues) - Nummer If You Live, in der Brian diesmal am Piano glänzt. Schafft eine perfekte Bar-Atmosphäre.
Dem, fast schon, Charts-Futter, wird im folgenden Definitely What entsprechenden entgegengesetzt, um die Jazz-Welt wieder krumm zu rücken. Von afrikanischen Drumming bis Bass-Solo-Parts und Querflötentöne, die die Schmerzgrenze bei Normalsterblichen erreichen, wird hier schon reichlich experimentiert und expandiert.

Zu den Bonus Tracks gehören zwei fulminante, wiederum geniale, Versionen von Red Beans And Rice, sowie die damalige Single What You Gonna Do, die, behaupte ich, mit dem Gesang von Julie Driscoll Einzug in die Top Ten gehalten hätte. Vielleicht mit ein Grund, warum bei der folgenden LP Jools wieder am Mikrofon stand.

Trotz der Gefahr, wieder nur als Backing-Band für Julie Driscoll zu gelten, und dahingehender Probleme mit Giorgio Gomelsky, und trotz der Tatsache, dass die Band gerade erst von einer Tour kam und eigentlich nicht vorbereitet war - die Plattenfirma hatte das Studio für zwei Wochen gebucht, also musste aufgenommen werden. Die Qualität, auch unter diesen Umständen, des Albums "Streetnoise" spricht für die Fähigkeiten der Band.
Das Instrumental Tropic Of Capricorn eröffnet das Album mit leicht theatralischem Ansatz. Ähnlich haben auch THE WHO bei ihrem "Tommy"-Album agiert - na ja, nicht ganz so... wirr.

Ich denke oftmals, die Künstler waren damals politisch interessierter. Vielleicht täusche ich mich, aber jedenfalls fanden Ereignisse wie der Prager Frühling von 1968 ihren Weg in die Rillen der Schallplatten. Hier in Form von Julie Driscolls Czechoslovakia, das einen mehr folkigen Charakter einbringt. Eigene Songs waren also wenig geschrieben, zumal für ein Doppel-Album, aber im Adaptieren von Fremdkompositionen war die Band ja geübt.
So wird etwa Take Me To The Water/I'm Going Back Home mit tollem Gospel-Feeling vorgetragen, bevor es im zweiten Teil aufdreht und, von Brians Ragtime-Piano getrieben, erst kurz vor der Ekstase stoppt. Oder Light My Fire von den DOORS, welches nicht die direkte Sexualität von Morrison atmet, aber zweifellos nicht weniger verführerisch aus Julie Andrews, ääh, Driscoll (sieht auf dem Cover aber auch zu ähnlich aus) herausbrodelt. Natürlich alles mit dem entsprechenden Jazz-Touch.
Richie Havens' Indian Rope Man ist in einer pulsierenden, mitreißenden Dance-Groove Version vertreten, die wieder mehr Soul und R&B einbringt.
Für eine, nichtsdestotrotz genial dynamisch aufgebaute, Ballade wie When I Was A Young Girl, mit eher Sprechgesang, muss man etwas Ausdauer aufbringen, oder entsprechendes Blues-/Jazz-Feeling.
Die beiden Songs aus dem Musical "Hair" Flesh Failures (Let The Sunshine In) und I've Got Life bringen willkommenen Pop-Anteil zurück und lassen auch dem Durchschnittshörer genug Zugangsmöglichkeiten zu diesen hervorragend interpretierten Versionen. Und wenn man sich die Zeit nimmt öfter reinzuhören, wird man mit vielen kleinen Improvisationen belohnt, die dafür sorgen, dass hier keine Langeweile aufkommt.
Seine Qualitäten an der Orgel demonstriert Brian Auger besonders in Ellis Island, dem Trompeter Don Ellis gewidmet, in dem er wieder auf einer wogenden Jazz-Welle reitet und wohl schon seinen weiteren Weg mit OBLIVION EXPRESS andeutet.

Auf einem "un-konzipierten" Album sind so viele unterschiedliche Stile und Stilwechsel zwischen Jazz, Blues, Folk, Pop, Gospel und, und, und... nicht verwunderlich. Eher die Fähigkeit, das alles an einem roten Faden zusammen zu halten und überall seine eigene, unverwechselbare, jazzige Note mit einzubringen. Und das hat diese Truppe so klasse drauf, dass man sich wundert warum da nicht mehr daraus wurde.
Naja, mit dem angedeuteten OBLIVION EXPRESS wurde schon mehr daraus, aber zum Gipfelkreuz hat es dann doch nicht gereicht. Diese ersten Scheiben hier sind aber von fast essentieller Bedeutung und höchst interessant.

Epi Schmidt, 01.01.2005

 

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