Orphaned Land

Molllust
Stimmgewalt

Bochum, Christuskirche, 15.10.2015

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 19.10.2015
Stil: Folk, Akustik, Opera Rock/Metal

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Redakteur(e):

Ralf Frank

Gerd Linnenbürger (* 1960, ✝ 2019)


Orphaned Land, Stimmgewalt, Molllust,
Bochum, Christuskirche, 15.10.2015

Death Metal in einer Christuskirche, geht denn das? Aber klar geht das, und wie, denn zum Einen sind ORPHANED LAND zahmer als ihr Ruf und zum Anderen handelte es sich hier um eine Akustik Tour.
Und wenn Frontman Kobi Farhi nicht in eine Christuskirche gehört, wer dann?

Als Special Guest waren die Leipziger Opera Metaller MOLLLUST mit auf Tour um den Abend zu eröffnen. In Bochum hatten die Veranstalter allerdings zwischen Einlass und Beginn noch einen weiteren Support geschoben, von dem wir leider außer den letzten Tönen und dass er wohl aus Italien stammte, nichts mitbekommen haben.
Schade, denn was uns da an Opera Metal in der Kürze geboten wurde, war durchaus hörens- und sehenswert.

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Die Gewinner der BachSpiele 2012 hatten eigentlich ein Vollprogramm zur Promotion ihres neuen Albums "In Deep Waters" geplant, konnten aber aus Krankheitsgründen kurzfristig mit einem auf Quartettgröße (Cello, Violine, Keyboards/Gesang und Gitarre/Gesang) geschrumpften Ensemble nur einen Akustikset anbieten, was aber durchaus seinen Reiz hatte.

So bestand die Setlist neben den älteren Songs ihres Debüts (Sternennacht, Schatten) und einer Johann Sebastian Bach Bearbeitung (Ave) schwerpunktmäßig aus neuen Stücken. Frontfrau Janika Groß versah jeden Song mit einer einleitenden Erklärung, da die Texte durch ihr hoch ausgebildetes Sopran weitestgehend unverständlich blieben. So wurden u. a. Themen verarbeitet wie der Traum von einer besseren Welt, Diskussionen mit Papa um Finanzen und Werdegang, wer hat Schuld bei Mobbing oder das Schicksal von männlichen Küken in den Legebatterien, bei Bedarf alles im Textbooklett des neuen Albums nachzulesen.

Dass durch die Ausfälle die metallische Note fehlte, fiel wie gesagt gar nicht großartig ins Gewicht, dem Quartett gelang trotz den Beschränkungen ein sowohl druckvolles wie filigranes Klangspektrum, einen kompletten Set dürfen die Leipziger aber gerne in naher Zukunft nachliefern.

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Als buchstäblich stimmgewaltige Unterstützung für ihr Akustikprogramm hatten sich ORPHANED LAND den sogenannten "HardChor aus Berlin" verdingt, welcher als Auftakt des Main Sets einen kurzen Ausschnitt des Soloprogramms vortragen durfte.
Dabei wurden diverse A Capella Cover von RAMMSTEIN, Tom Lehrer und VAN CANTO dargeboten sowie das MONTY PYTHONeske Beer, Beer, Beer, eine Ode an Charlie Mopps, dem Erfinder des Biers, letzteres allerdings nicht ganz ernst zu nehmen.
Der Pfarrer der Christuskirche hatte aus Lokalkolorit angeblich darauf bestanden, dass zu dem Song auf der Bühne nur Schlegel Bier getrunken werden durfte, warum auch immer, Hauptsache es perlt.

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Die Oriental Metaller aus Israel, sind mit ihrem orientalisch geprägten Death Metal mit reichlich Folklore in ihrer Heimat eine große Nummer und auch hierzulande goutieren immer mehr Fans die extravagante Mischung, was regelmäßige Auftritte z. B. auf dem Rock Hard Festival belegen.

Auch Frontman Kobi Farhi ist an diesem Abend wie seine Vorgänger recht mitteilungsbedürftig. Er erzählt humorig über die Vorteile einer Akustiktour, nämlich dass er nach dem Gig nicht duschen bräuchte und im Pyjama auf die Bühne kommen kann. Auf der anderen Seite wird es dann aber doch ernst und er versucht den Zwist zwischen den drei abrahamitischen Religionen aufzudröseln, dass er dabei aussieht wie der Messias, gibt dem Ganzen eine besondere Note.
Warum müssen sich Brüder (Brother) z. B. über die Frage, ob nun Ismael oder Isaak der König des Berges ist, noch nach 4000 Jahren die Köppe einschlagen? Wenn dagegen Deutsche und Briten an heilig Abend 1914 zwischen den Fronten zusammen feiern können (Let the Truce be known), glaubt er das Erfolgsgeheimnis in Alkohol, Feiertag und Musik erkannt zu haben. Nach dieser Logik dürfte es allerdings in Irland eigentlich nie Stress geben, oder?

Der Set selbst kommt recht mediterran daher mit Klampfen und Bouzouki und könnte auch jedem touristischen Bergfest der Region als Show dienen, man erwartet geradezu dass irgendwann einer Porzellanteller zerdeppert. Das klingt jetzt etwas despektierlich, soll es aber gar nicht sein, denn alle haben ihren Spaß, schunkeln und tanzen ausgelassen oder wedeln im Takt mit den Armen.
Beinharte Headbanger sieht man an dem Abend sowieso kaum, dagegen viele Paare zum Teil mit Kind und Kegel, das hat eher was von einem Erweckungsritual als von einem Rockkonzert.

Zum Abschluss lässt Farhi aber noch einen amtlichen Growl vom Stapel um alle wissen zu lassen, dass es sich hier um eine besondere Tour handelt und die Metaller beim nächsten Mal wieder auf ihre Kosten kommen werden. Versprochen!

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Ralf Frank, 15.10.2015

Gerd Linnenbürger, 15.10.2015

 

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