Bob Dylan

No Direction Home

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 01.10.2005
Jahr: 2005

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Redakteur(e):

Epi Schmidt


No Direction Home : The Soundtrack
No Direction Home : The Soundtrack , Sony BMG Music Entertainment, 2005
Bob Dylan Vocals, Guitar, Harmonica, Piano
Bruce Langhorne Guitar
William E. Lee Bass
Michael Bloomfield Guitar
Barry Goldberg Organ
Al Kooper Organ
Jerome Arnold Bass
Sam Lay Drums
Al Gorgoni Guitar
Frank Owens Piano
Bobby Gregg Drums
Joseph Macho Jr. Bass
Paul Griffin Piano
Harvey Brooks Bass
Robbie Robertson Guitar
Joe South Guitar
Levon Helm Drums
Rick Danko Bass
Garth Hudson Organ
Richard Manuel Piano
Produziert von: Jeff Rosen, Steve Berkowitz, Bruce Dickinson and Martin Scorsese Länge: 144 Min 35 Sek Medium: Do-CD
CD 1
1. When I Got Troubles (1959)9. Man Of Constant Sorrow
2. Rambler, Gambler (Home Recording)10. Blowin' In The Wind
3. This Land Is Your Land (Live Version)11. Masters Of War
4. Song To Woody12. A Hard Rain's A-Gonna Fall (Live Version)
5. Dinky's Song (Home Recording)13. When The Ship Comes In (Live Version)
6. I Was Young When I Left Home (Home Recording)14. Mr. Tambourine Man (Alternate Take)
7. Sally Gal (Alternate Take)15. Chimes Of Freedom
8. Don't Think Twice, It's All Right (Demo)16. It's All Over Now, Baby Blue (Alternate Take)
CD 2
1. She Belongs To Me (Alternate Take)7. Highway 61 Revisited (Alternate Take)
2. Maggie's Farm (Live Version)8. Leopard-Skin Pill-Box Hat (Alternate Take)
3. It Takes A Lot To Laugh, It Takes A Train Cry (Alternate Take)9. Stuck Inside Of Mobile With The Memphis Blues Again (Alternate Take)
4. Tombstone Blues (Alternate Take)10. Visions Of Johanna (Alternate Track)
5. Just Like Tom Thumb's Blues (Alternate Take)11. Ballad Of A Thin Man (Live Version)
6. Desolation Row (Alternate Take)12. Like A Rolling Stone (Live Version)

Was der Martin Scorsese in den letzten Jahren für die Musik und allem für ihre Ursprünge getan hat, ist so beachtlich wie erfreulich. Allein für die Filmreihe "Martin Scorsese präsentiert THE BLUES - Eine Reise zu den Wurzeln des Blues" (siehe hierzu das Review vom Kollegen Frank Ipach) gebührt ihm ein Denkmal. Oder wenigstens die Erwähnung in einem Blues-Song.
Je älter, je rastloser, möchte man meinen, denn schon steckte Herr Scorsese im nächsten Projekt: Einem Film über die frühen Jahre von Bob Dylan.
Daraus gibt's jetzt diesen Soundtrack, der mit dem Untertitel 'The Bootleg Series Vol. 7' versehen ist. Diese Reihe scheint ähnlich endlos zu werden, wie Bob Dylans 'Neverending Tour'.

Die Songs auf dieser Doppel-CD - im Pappschuber und mit vorbildlichen, 60-seitigen (!) Booklet - sind, bis auf zwei, bisher unveröffentlicht gewesen.
Auf der ersten CD gibt's Dylan pur. Will sagen: Nur der Mann und seine Gitarre/Harmonika. Und seine Songs natürlich! Die starten mit einer ganz frühen Aufnahme, einem "Home Recording" namens When I Got Trouble. Da vermutet man, erst recht nicht bei dem leiernden Tonband, noch nicht den genialsten Songwriter des letzten Jahrhunderts, aber es ist wahrscheinlich die erste Aufnahme von Bob Dylan überhaupt.
Beim folgenden Rambler, Gambler sind die Folkmusik und die Herumtreiberthemen von Woody Guthrie noch äußerst deutlich, was auf dessen This Land Is Your Land natürlich noch mehr zutrifft. Allerdings wird da schon Dylans eigene Art der Interpretation offenbar, mit der er über seine Karriere hinweg ja auch vor seinen eigenen Songs nie halt gemacht hat.
Auf Bob Dylan muss man sich einlassen. Ich hab auch vor Jahren mal geglaubt, mit der Live-Scheibe "Before The Flood" hätte ich das wichtigste und das genügt. Aber nur mit ein bisschen reinhören und Blowin' In The Wind am Lagerfeuer schrubben kommt man nicht ans Ziel.
Da muss man schon etwas genauer hinhören und das tut man am besten, wenn der Mann alleine spielt. Im Prinzip braucht er niemand dazu, denn seine Songs sind so stark, dass alleine der Text für sich steht. Man kann hier sehr schön verfolgen, wie sich das von den "Home Recordings" weiter entwickelt hat. Spätestens bei Sally Gal ist man beim typischen Dylan-Vortragsstil angekommen, mit dem unnachahmlichen Harmonika- und dem treibenden Gitarrespiel.
Welche Klassiker dieser Mann schon zu Beginn seiner Karriere verfasste zeigt u.a., eine Demoversion von Don't Think Twice It's All right. Einer seiner stärksten Titel ist zweifellos Masters Of War und das gilt auch für diese Version vom April 1963. Wie viele Songwriter haben eine Zeile wie "I hope that you die, and your death will come soon" verfasst? Und welcher Sänger vorgetragen? Noch dazu mit so einer Mischung aus Verbittertheit und Abscheu. Nach wie vor ein absolut beeindruckender Song.

Die Live-Aufnahmen auf dieser ersten CD stammen aus den Jahren 1961 - 1964 und wurden in der New Yorker Town Hall, in der Carnegie Hall, bzw. beim Newport Folk Festival aufgenommen. Gerade diese Live-Mitschnitte zeigen welche "Macht" der Sänger im Verbund mit seinen Texten darstellt, wie man in diese Lieder hineingezogen wird und nicht loskommt, bevor sie nicht beendet sind.
Bei Mr. Tambourine Man ist Ramblin' Jack Elliott mit am Gesang zu hören und rech wahrscheinlich ist dies die Version die den Byrds zugesandt wurde. Mit dem grandiosen It's All Over Now, Baby Blue, hier als 'Alternate Take', endet die erste Scheibe und lässt einen ob der vielen Eindrücke schon fast erschlagen zurück.

Da passt es prima, dass die zweite Scheibe ausnahmslos mit Band-Aufnahmen gefüllt ist. So lenken einen die Instrumente doch etwas von den bedeutungsvollen Texten ab. Zunächst noch ohne Schlagzeug, bei She Belongs To Me, aber bald schon "in full force".
Und zwar mit dem rasanten Maggie's Farm, aufgenommen bei jenem Newport Folk Festival, Anno 1964, bei dem die Folk-Gemeinde von dem "elektrischen" Dylan so überrumpelt und gespalten wurde. Unterstützt von der Butterfield Blues Band, die einen fast schon südamerikanischen Rhythmusteppich unter die Nummer legt, geht's hier wirklich gut ab und Gitarrist Michael Bloomfield prescht mit lauten Blues-Licks vehement in die Gesangspausen. Wenn man diesen "Lärm" mit den Song auf der ersten CD vergleicht, kann man sich schon die Verstörung bei Folkern damals vorstellen.
In ähnlichem Stile läuft, das damals noch unter 'Phantom Engineer' firmierende, It Takes A Lot To Laugh, It Takes A Train To Cry, das später um einiges langsamer gespielt wurde.
Der Song stammt natürlich, wie die folgenden, vom Erfolgs-Album "Highway 61 Revisited" und die Energie mit der die Beteiligten zugange waren ist förmlich spürbar. Und das, obwohl es sich oftmals um den sechsten, siebten, achten, oder noch späteren Take der Aufnahmen handelt. Ganz offensichtlich herrschte eine äußerst inspirierte Atmosphäre.
Oft feilte Bob Dylan zwischendurch an seinen Texten und so unterscheiden sich die Versionen häufig auch in dieser Hinsicht von den allseits bekannten.
Und trotzdem beeindruckt mich doch wieder der Song am meisten, der die spärlichste Instrumentierung hat und in dem somit der Gesang und die Worte von Bob Dylan am deutlichsten wirken: Desolation Row. Fast 12 Minuten streckt sich der Song und über die ganze Zeit hört man fasziniert, fast hypnotisiert, zu. Ich kenne niemand vergleichbares.

Wiederum kommt es einer Erlösung gleich, wenn man sich danach dem straighten Rock von Highway 61 Revisited hingeben kann und den Slide-Riffs von Mike Bloomfield, sowie der Orgel von Al Kooper lauscht. Es verwundert nicht, dass sich Johnny Winter dieses Songs annahm und zu einem seiner besten, wie auch einer der tollsten Dylan-, Coverversionen machte.
Interessant ist auch die folgende Version von Leopard-Skin Pill-Box Hat, die hier in bedeutend langsamer als gewohnt und fast schon als purer Blues gespielt wird.
Obwohl hier noch nicht beteiligt, klingt Stuck Inside Of Mobile With The Memphis Blues Again sehr stark nach dem Stil von The Band. An der Gitarre ist hier, u. a., Joe South tätig, dem wir solche Songs wie 'Down In The Boondocks' und 'Games People Play' verdanken. Ab, der etwas holprigen Version von, Visions Of Johana ist dann The Band tatsächlich beteiligt und die Live-Version von Ballad Of A Thin Man transportiert eine Intensität und Schwere die so direkt und eindringlich ist, dass man sie mehr spürt als hört.
Bereits auf "Bootleg Series Vol. 4, Live 1966" wurde die berühmte 'Judas'-Version von Like A Rolling Stone, aufgenommen in Manchester, veröffentlicht, aber weil sie so gut zu dem Rahmen dieses Albums (und Films) passt, hat man sie hier noch mal mit drauf genommen. Das umfangreiche Booklet birgt ausführliche Liner-Notes von Andrew Loog Oldham, Eddie Gorodetsky und von Al Kooper, der bei den damaligen Sessions beteiligt war, und allerhand informatives wie unterhaltsames beiträgt. Sein Lieblingsspruch aus den damaligen, endlosen, Sessions stammt von dem hungrigen Kenny Buttrey: "Man, I'm so hungry... I'm fartin' fresh air".

Nach DA Pennebakers Dokumentation "Don't Look Back" dürfte "No Direction Home" der zweite äußerst interessante Film über Bob Dylans damalige Zeit sein und nach dem Genuss dieses Soundtracks hab ich jetzt richtig Lust auf den Film

Epi Schmidt, 01.10.2005

 

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