Bob Dylan

Dylan

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 27.12.2007
Jahr: 2007

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Redakteur(e):

Jürgen Ruland


Dylan, SONY BMG MUSIC ENTERTAINMENT, 2007
Bob Dylan Vocals, Gitarre, Mundharmonika, Klavier
Produziert von: Jeff Rosen Länge: 228 Min 51 Sek Medium: CD
CD 1
1. Song To Woody11. Mr. Tambourine Man
2. Blowin' In The Wind12. Maggie's Farm
3. Masters Of War13. Like A Rolling Stone
4. Don't Think Twice, It's All Right14. It's All Over Now, Baby Blue
5. A Hard Rain's A-Gonna Fall15. Positively 4th Street
6. It's All Over Now16. Rainy Day Women No. 12 & 35
7. All I Really Want To Do17. Just Like A Woman
8. My Back Pages18. Most Likely You Go Your Way (And I'll Go Mine)
9. It Ain't Me, Babe19. All Along The Watchtower
10. Subterranean Homesick Blues
CD 2
1. You Ain't Goin' Nowhere9. Simple Twist Of Fate
2. Lay Lady Lay10. Hurricane
3. If Not For You11. Changing Of The Guards
4. I Shall Be Released12. Gotta Serve Somebody
5. Knockin' On Heaven's Door13. Precious Angel
6. On A Night Like This14. The Groom's Still Waiting At The Altar
7. Forever Young15. Jokerman
8. Tangled Up In Blue16. Dark Eyes
CD 3
1. Blind Willie McTell9. Blood In My Eyes
2. Brownsville Girl10. Not Dark Yet
3. Silvio11. Things Have Changed
4. Ring Them Bells12. Make You Feel My Love
5. Dignity13. High Water (For Charley Patton)
6. Everything Is Broken14. Po' Boy
7. Under The Red Sky15. Someday Baby
8. You're Gonna Quit Me16. When The Deal Goes Down

THE BEATLES, von vielen Musik-Fans bis heute als das Maß aller Dinge angesehen, veröffentlichten gegen Jahresende 1965 mit "Rubber Soul" ein Album, welches in der Folge als das DYLAN-Album der Band bezeichnet wurde. Wer Jahre später John Lennons Working Class Hero zu hören bekam konnte wahrscheinlich nicht umhin, den Einfluss eines gewissen Bob Dylan zu verleugnen. Bereits im Sommer '65, noch vor der Veröffentlichung von "Rubber Soul", hatten die US-Amerikaner THE BYRDS mit ihrem Longplayer "Mr. Tambourine Man" einen Klassiker an den Start gebracht. Die LP enthielt u.a. vier (!) Kompositionen von Bob Dylan, darunter die als Single ausgekoppelten Hits Mr. Tambourine Man (allerdings nicht mit dem kompletten Text des Dylan-Originals) und der nachfolgenden 45er All I Really Want To Do. Zwar hatten die BYRDS einen völlig neuen Sound kreiert, doch ihre Wurzeln lagen neben der Musik Pete Seegers (dem Bruce Springsteen erst vor kürzerer Zeit ein komplettes Album widmete) auch bei den Songs von Robert Allen Zimmermann, dem richtigen Namen Bob Dylans.

"Dylan" ist nicht irgendein Best Of-Album. Schenkt man der deutschsprachigen Wikipedia Glaube, handelt es sich hierbei um eine "endgültiges" Best Of-Veröffentlichung. "Dylan" erschien in mehreren Versionen. Eine Ausgabe (Doppel-CD) enthält ca. der erfolgreichsten 20 Tracks, die Version mit drei CDs dagegen sage und schreibe 51 Songs. Die "Highlight Deluxe Edition" beinhaltet neben den 51 Tracks reichlich Zubehör und dürfte besonders für Einsteiger in die Musik Bob Dylans reizvoll sein. Meinereiner hat sich mit der abgespeckten 3er-Variante begnügt, da man nicht unbedingt jedes Relikt sein eigen nennen muß, wenn es einem vielmehr um einen ordentlichen Querschnitt besonders von den Frühwerken des einflussreichen Amerikaners geht.

Bob Dylan, aus dem mittleren Westen der Vereinigten Staaten stammend, begann bereits Ende der fünfziger Jahre als Folkmusiker und wandte sich Mitte der Sechziger zunehmend der Rockmusik zu. Als Jugendlicher mit der Musik von Country-Ikonen wie Hank Williams oder Rock'n'Rollern (Chuck Berry, Buddy Holly) kontaktiert, war er zeitgleich an Literatur interessiert (u.a. den Werken John Steinbecks). Bereits zu seinen Highschool-Zeiten trat er mit Gleichgesinnten auf, damals noch unter dem Namen "Bobby Zimmerman". Der Beginn des Jahres 1961 sah Mr. Zimmerman in New York angelangt. In der Zwischenzeit war er mit der Folkmusik von Pete Seeger und Woody Goothrie in Berührung gekommen. Maßgeblich davon beeinflusst, änderte der aufstrebende Musiker seinen Namen. So wurde aus "Bobby" die Kurzform "Bob" und der Nachname verwandelte sich in den Künstlernamen "Dylan". Wahrscheinlich ist, dass die Figur des Matt Dillon aus der Fernsehserie "Rauchende Colts" dafür herhielt. Um sich stärker davon abzusetzen, wurde in der späteren Schreibform daraus "Dylan", angelehnt an den Dichter Dylan Thomas, dessen Werke Bob größtenteils sein eigen nannte.

Die erste CD beinhaltet Songs aus den Jahren 1962 bis '67, der wahrscheinlich bedeutendsten Phase Bob Dylans. Besonders aus diesem Zeitraum stammen zahlreiche Cover-Versionen vollkommen unterschiedlicher Künstler. Die Tracks jener Zeit wurden aufgrund ihrer prägnanten und eingängigen Melodien zu Klassikern. Dylans Erfolge wurden von den Interpretationen seiner Songs durch andere Acts kommerziell nicht selten übertroffen, was gewiß an seinen umstrittenen Qualitäten als Sänger gelegen haben mag. In Song To Woody, eine von Dylans ersten Eigenkompositionen, verarbeitete er die Eindrücke aus seinen Besuchen am Krankenbett von Woody Guthrie kurz vor dessen Tod. Ansonsten enthielt sein erstes Album aus dem Jahre 1962, kurz "Bob Dylan" genannt, noch überwiegend Fremdkompositionen. Die folgenden LPs "The Freewheelin' Bob Dylan" (Mai '63) und "The Times They Are A-Changin'" (Februar '64) brachten ihm den Durchbruch. Das Songmaterial bestand neben einfachen, jedoch sehr eindringlichen Liebesliedern vor allem aus sozialkritischen Tracks. Blowin' In The Wind (1963) traf genau den Nerv der Zeit und wurde zur Hymne einer ganzen Generation, wenn jedoch auch anfangs in der Interpretation von Peter, Paul & Mary. "The Freewheelin' ..." enthielt weitere Höhepunkte in dem dusteren, harten, wütenden Masters Of War, eine eindringliche, unvergessliche Verfluchung Dylans auf die Militärs und Industriellen jener Zeit sowie dem apokalyptischen A Hard Rain's A-Gonna Fall, welches bereits in diesem Frühstadium auf sein außergewöhnliche literarische Talent hindeutete.

Bob Dylan war jedoch mehr als nur der einsame, anklagende, sich selbst mit akustischer Gitarre und Mundharmonika begleitende Folkmusiker. Mitte der Sechziger vollzog er seinen Wandel zum Rockmusiker. Spätestens ab diesem Zeitpunkt versuchten sich zahllose Künstler aus der Pop- und späteren Rockwelt an seinen Songs. All Along The Watchtower (Jimi Hendrix), It's All Over Now, Baby Blue (THEM, Graham Bonnet), It Ain't Me (THE TURTLES), If You Gotta Go, Go Now; Just Like A Woman; Mighty Quinn; Father Of Day Father Of Night (alle MANFRED MANN), My Back Pages (THE BYRDS), Blowin' In The Wind, I'll Be Your Baby Tonight (THE HOLLIES, welche 1969 ein komplettes Album mit Songs Dylans einspielten), Maggie's Farm (THE BLUES BAND) oder GUNS N' ROSES mit ihrer populären Version von Knockin' On Heaven's Door sind Beispiele für die Aufnahmen zahlreicher seiner Lieder durch andere Künstler. Das Album "Highway 61 Revisited" (August 1965) enthielt bereits fast ausschließlich elektrisch verstärkte Rocksongs. Bereits Mitte Juni '65 hatte Dylan das vorab als Single ausgekoppelte Like A Rolling Stone als über sechs Minuten währenden Track eingespielt. Nicht nur, das Like ... damit für das typische Top-40-Radio viel zu lang ausfiel und in A & B-Seite zerstückelt wurde, sondern vielmehr der unüberhörbare Wandel von Dylans Musik sorgte für Aufsehen. Während einer Europa-Tour 1965 ließ er sich von Musikern begleiten, die später als THE BAND selber Alben aufnahmen. Dylans elektrisch verstärkte Songs stießen besonders in England auf heftige Ablehnung und wurden als "Verrat" an der Folkmusik empfunden. Like A Rolling Stone schaffte es im September '65 bis auf den zweiten Platz der Billboard-Single-Charts (Nr. 1 zu diesem Zeitpunkt: Help; THE BEATLES) und wurde später zum "größten Song aller Zeiten" geehrt. Like ... markierte einen tiefen Einschnitt in der künstlerischen Entwicklung von Bob Dylan. Nach der Veröffentlichung mehrerer Alben seit 1962 zum Protestsänger seiner Generation avanciert, veröffentlichte er nun seine erste Rock'n'Roll-Single. Nach einem Motorrad-Unfall Ende Juli 1966 zog sich Dylan vollkommen zurück. Eines seiner wenigen Lebenszeichen bildete das Album "John Wesley Harding" (Dezember 1967), welches u.a. Jimi Hendrix mit seiner Version von All Along The Watchtower popularisierte.

CD numero zwo macht den deutlichen Bruch Dylans mit seinen ersten Jahren überdeutlich. Die Musik wandelt sich in Richtung Country, amerikanischer Rootsmusik oder schlichtweg zu Sammlungen uninspirierter Songs. Zeitweise christlich beeinflußte Werke, die Verarbeitung zunehmender privater Probleme und eine sich ändernde Herangehensweise an seine eigenen Klassiker während der Live-Auftritte lassen Dylans Glanz etwas verblassen. Die Glanzpunkte werden weniger, Höhepunkte wie Lay Lady Lay (1969), Hurricane (1976), Changing Of The Guards (1978) oder das blues-rockige The Groom's Still Waiting At The Altar (1981) gibt es jedoch immer noch.

Der dritte Silberling umfasst die Jahre von 1991 bis 2006. Für das Album "Modern Times" (2006), von welchem die Songs Someday Baby und When The Deal Goes Down stammen, erhielt Dylan hervorragende Kritiken und konnte nach dreißig Jahren eine weitere Nummer 1 in den US-Album-Charts landen. Wer als unbedarfter Hörer an die CD herangeht wird feststellen, dass Dylan während seiner Zeit bei den TRAVELING WILBURYS (mit George Harrison, Tom Petty, Jeff Lynne und Roy Orbison) Ende der Achtziger / Anfang der Neunziger seine vielleicht musikalisch zugänglichste und ansprechendste Phase hatte. Insofern ist die dritte CD eigentlich hauptsächlich ein netter Überblick für absolute Dylan-Fans.

"Dylan" ist soundtechnisch ohne Makel und glänzt mit einem Booklet, welches sicherlich noch ausbaufähig gewesen wäre. "Dylan" stellt mit seinen fast vier Stunden Spielzeit zweifelsohne einen interessanten Überblick über das Schaffen Bob Dylans dar. Wer jedoch sein Hauptaugenmerk auf dessen Frühwerke legt, ist mit Alben wie "The Freewheelin' Bob Dylan" (1963), "Another Side Of Bob Dylan" (1964), "Bringing It All Back Home", "Bob Dylan's Greatest Hits" (beide 1965) oder "Blonde On Blonde" (1966) besser bedient.

Jürgen Ruland, 27.12.2007

 

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