Bob Dylan Another Self Portrait - The Bootleg Series Vol. 10 (1969-1971), Sony Music, 2013 |
Bob Dylan | Vocals, Guitar, Piano, Harmonica | |||
David Bromberg, Norman Blake, Kelton D. Herston | Guitar | |||
Al Kooper, Bob Wilson | Piano | |||
Stu Woods, Charlie McCoy | Bass | |||
Alvin Rogers, Kenneth Buttney | Drums | |||
Hilda Harris, Albertine Robinson, Maeretha Stewart | Background Vocals | |||
Charlie Daniels | Guitar, Bass | |||
Russ Kunkel | Drums | |||
George Harrison | Vocals, Guitar | |||
Robbie Robertson | Guitar | |||
Rick Danko | Vocals, Bass | |||
Richard Manuel | Vocals, Piano | |||
Levoln Helm | Vocals, Drums | |||
Garth Hudson | Keyboards | |||
Peter Drake | Steel Guitar | |||
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Disc One: | ||||
01. Went To Se The Gypsy | 10. I Threw It All Away | |||
02. Little Sadie | 11. Railroad Bill | |||
03. Pretty Sro | 12. Thirsty Boots | |||
04. Alberta #3 | 13. This Evening So Soon | |||
05. Spanish Is The Loving Tongue | 14. These Hands | |||
06. Annie's Going To Sing Her Song | 15. In Search Of ALittle Sadie | |||
07. Time Passes Slowly #1 | 16. House Carpenter | |||
08. Only A Hobo | 17. All The Tired Horses | |||
09. Minstrel Boy | ||||
Discc Two: | ||||
01. If Not For You | 10. Bring Me A Little Water | |||
02. Wallflower | 11. Sign On The Window | |||
03. Wigwam | 12. Tattle O'Day | |||
04. Days Of '49 | 13. If Dogs Run Free | |||
05. Working On A Guru | 14. New Morning | |||
06. Country Pie | 15. Went To See The Gypsy | |||
07. I'll Be Your Baby Tonight | 16. Belle Isle | |||
08. Highway 61 Revisited | 17. Time Passes Slowly #2 | |||
09. Copper Kettle | 18. When I Paint My Masterpiece | |||
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So wie seine "Never Ending Tour" nie endet, so enden auch die "Bootleg Series" des Herrn Dylan nicht. Kam er uns beim letzten Teil, dem neunten, in den "Witmark Demos" noch absolut solo und aus den frühen Zeiten bei Columbia, präsentiert uns "Another Self Portrait" den Dylan der Jahre 1969 - 1971.
Wie der Titel unschwer vermuten lässt, geht es hier primär um das Album "Self Portrait", welches damals bei der Kritik und vielen Fans keine großartige Begeisterung ausgelöst hatte. Der berühmte Rolling Stone-Kritiker Greil Marcus konnte sich sogar ein "What is this shit?" nicht verkneifen.
Später hatte man zum Teil andere Meinungen dazu, aber hier vermissten wohl einige Fans die ironisch-bissigen Texte der Mittsechziger und dass mancher Titel nicht aus Dylans Feder stammte, war wohl auch ein Grund. Wie auch immer, die Country-Einflüsse der "Nashville Skyline" waren immer noch präsent und sind auch auf "Another Self Portrait" häufig zu finden.
Nach der Demo-Version von Went To See The Gypsy - die schon gut genug ist, um für sich selbst zu stehen - folgt mit Little Sadie ein lupenreiner Countrysong, der einem gewissen Cocaine Blues, den wir von z. B. Johnny Cash kennen, textlich und musikalisch fast komplett gleicht. Bei vielen der ersten Songs ist lediglich David Bromberg an der zweiten Gitarre dabei, aber die Qualität der Songs ist hoch genug, dass Gesang und etwas Gitarre schon ausreichen, damit ihnen gespannt gelauscht wird. Außerdem muss man sagen, dass Dylan zu diesem Zeitpunkt sich offenbar sehr Mühe gab, denn da gibt’s selten was bemängeln. Ob bei der "Alternate Version" von Alberta, mit herrlichem Pianospiel von Al Kooper, oder dem romantisch-melancholischem Spanish Is The Loving Tongue (Unreleased Version), das Dylan ganz allein am Piano vorträgt. Hier wieder mit typischer Stimme, aber nichtsdestotrotz sauber gespielt und gesungen.
Bei Time Passes Slowly klingt es bei den Background-Vocals nicht zufällig nach BEATLES, steuert doch George Harrison hier Gitarre und Gesang bei.
Ab Minsterl Boy wird’s dann etwas ausgelassener, denn hier klingen "The Basement Tapes" mit hinein und damit auch Dylans Teilzeit-Begleitband THE BAND, was sich unschwer am Stil erkennen lässt.
Bei Railroad Bill kommt dann der Country & Western-Stil wieder deutlicher durch und mit These Hands liefert Dylan - wieder nur von einer Akustikgitarre (David Bromberg) unterstützt - eine überzeugende "Home on the range"-Ballade. Die Songs sind praktisch durchgehend von hervorragender Soundqualität und nur Ausnahmen wie In Search Of Little Sadie (trotzdem spannend, wie der Song hier mehr bluesig-spanisch interpretiert wird) haben Demo-Charakter.
Den Abschluss der ersten Scheibe machen die Backgroundsängerin mit einem wunderschön gospeligen All The Tired Horses.
Auf der zweiten Scheibe geht’s mehr Richtung "New Morning" und es beginnt mit Dylan solo am Piano und einer unbekannten Geige, die If Not For You melancholisch unterstreicht. Bittersüß!
Aus der gleichen LP gibt’s ein paar Versionen, die ohne Overdubs zu hören sind, wie Wigwam und Days Of '49. Bei dem bluesigen Working On A Guru ist George Harrison wieder an der Gitarre dabei und mit Country Pie gibt’s noch eine "Alternate Version" aus den "Nashville Skyline"-Sessions. Macht richtig Spaß.
Außerdem finden sich zwei Songs - I'll Be Your Baby Tonight und Highway 61 Revisited - vom Isle Of Wight Konzert, zusammen mit THE BAND, auf dem zweiten Silberling.
Der Rest geht mal mehr Richtung Country, wie bei Copper Kettle, mal mehr Richtung Blues, wie bei Bring Me A Little Water. Wird mal "aufgeblasener", wie Sign In The Window (mit orchestralen Overdubs), mal spartanisch in Tattle O' Day, mal mit einer "Horn Section", was in New Morning richtig schwungvoll kommt und natürlich ist Al Koopers Orgel wieder erste Sahne!
Auch die "Alternate Versions" können sich durchaus hören lassen und wenn am Schluss Bob allein am Piano sitzt und When I Paint My Masterpiece singt, beschließt er einen weiteren Einblick in sein Schaffen, der durchgehend von guten Songs und Aufnahmen besetzt ist. Die Aussage von Greil Marcus wurde schon früher beantwortet und hiermit werden "Self Protrait" und "New Morning" nochmals gebührend gewürdigt und vielleicht in ein anderes Licht gesetzt. Reinhören lohnt sich hier wie da.