Blues Caravan

Aschaffenburg, Colos-Saal, 24.01.2013

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 31.01.2013
Stil: Blues, Rock

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Redakteur(e):

Epi Schmidt


Blues Caravan,
Aschaffenburg, Colos-Saal, 24.01.2013

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Einer der, wenn nicht der Pflichttermin zum Jahresbeginn, ist für den Blues- und Blues Rock-Interessierten mit Sicherheit die BLUES CARAVAN-Tour von Ruf Records. Mittlerweile eine schöne Tradition, wird man so in den Konzertreigen des vor einem liegenden Jahres geleitet und das - ich staune bei der Ansage von Labelchef Thomas Ruf - bereits zum neunten Male!
Dieses Jahr ist eine - fast - komplette neue Besetzung am Start. Fast, deswegen, weil es inzwischen mit dem Schlagzeuger Dennis Palatin eine Konstante bei der Blues Karawane gibt. Der Allrounder scheint prädestiniert, um sich schnell an neue Musiker und deren Stile anzupassen. Ganz "neu" ist natürlich auch Joanne Shaw Taylor nicht, denn die, inzwischen in Texas logierende, Engländerin war ja bereits 2009 Bestandteil der BLUES CARAVAN Tour.
Als Bassist fungiert Ian McKeown, aus der Band von Jimmy Bowskill.
Kurz nach 20 Uhr geht es los im locker gefüllten Colos-Saal, in dem aber sicher noch Platz für ein paar Zuschauer mehr gewesen ist.
Traditionell sind erst einmal alle Protagonisten auf der Bühne versammelt und eröffnen mit When Love Comes To Town den Abend. Hat wenig von der U2-Version und viel vom Flair eines B.B. King, jedoch deutlich rockiger. Erstaunt stelle ich fest, dass Jimmy Bowskill nicht Gitarre spielt, sondern am Keyboard Platz nimmt und dieses auch durchaus fundiert bearbeitet. Scheint ein Multitalent zu sein.

Es folgt Proud Mary und dieses wiederum deutlich an der Version von Ike & Tina Turner gehalten, wobei die Gitarren Teile der Bläserlinien ersetzen. Da ist schon Stimmung in der Bude und offensichtlich sind auch die drei Frontleute bester Dinge.
Dann wird die Bühne Bart Walker überlassen. Dem stark beringten Nashville-Kid sieht man das jugendliche Alter noch deutlich an, allerdings wartet er mit einer Stimme auf, die man Jahrzehnte älter schätzen würde. "I got the blues" singt er, und sein Gitarrenspiel untermauert dieses Statement aufs Trefflichste. Die Gibson vom Albumcover steht noch im Ständer, denn zunächst bearbeitet Bart eine Strat, was seiner "Lieblingsfarbe", Blue(s), wie er im folgenden Song singt, keine Nachteile bereitet. Schon wie ein alter Hase zieht Bart Walker sein Set durch, bringt einige Songs aus seinem neuen Album, wie den Titelsong Waitin' On Daylight, das leicht düstere Black Cloud und den Texas-Blues Took It Like A Man. Mittlerweile baumelt die Gibson um seinen Körper und der Southern-Anteil in seiner Musik hat zugenommen. Der Showman zieht mit der Zeit alle Register, bringt das Mikrofonständer-Gimmick, diesen als Slide zu "missbrauchen" und setzt - nun wieder mit der Strat - dem Ganzen noch einen drauf, indem er die Gitarre hinter der Körper spielt. Nicht umgedreht hinter dem Kopf, sondern er hält sie tatsächlich komplett hinter seinem Körper, spielt dabei Soli und verpasst praktisch keinen Ton. Das muss ihm erst einmal jemand nachmachen. Die Stimmung ist weiter angeheizt.

Bart Walker übergibt an den Kanadier Jimmy Bowskill, der seine langen Haare einem fast militärisch kurzen Haarschnitt geopfert hat und mit seinem bübischen Grinsen wirkt auf mich fast wie ein Pfadfinder. Aber einer, der auf dem Blues-Pfad ist! Es geht soundmäßig gleich deutlich gröber zur Sache und auch auf der Bühne selbst tut sich mehr, denn Bowskill ist ein Zappelphilipp, der keine Sekunde still stehen kann. Vor, zurück, seitlich, runter - er ist ständig in Bewegung. Dazu singt auch er mit einer Stimme, die man ihm kaum zutrauen würde. Für mich klingt das sehr häufig nach südstaateninspirierten Bands a la BLACK CROWES. Dazu spielt er eine sehr rockige Gitarre, die selten was von Blues hat und meist sehr rau klingt. Er benutzt oft offene Saiten, um seinem Spiel mehr Fülle zu geben und lässt die Band dadurch sehr voluminös klingen. Sein Vorteil ist zudem, dass der Bassist aus seiner Band stammt und ihn gesanglich in vielen Songs unterstützt und ergänzt. Der Typ ist echt die Überraschung des Abends für mich und mit den Songs seines aktuellen Albums "Back Number" und ein paar älteren Stücken erntet er reichlich Applaus und wohlwollendes Kopfnicken. Mal schimmert ein bisschen LED ZEPPELIN durch (Seasons Change), mal sind es besagte Krähen und wenn es sein muss, wird auch das Riff aus Gimme Some Lovin' Bestandteil eines Songs.

Das Effektgerät neben seinem Mikro versorgt ihn mit weiteren Möglichkeiten, seinen Sound zu verfremden und gegen Ende wahre Klangeruptionen zu schaffen, die seinen Vortrag nahezu in Ekstase enden lassen. Und das immer mit einem bübischen Grinsen im Gesicht, welches den Spaß verdeutlicht, den der Bursche hat. Wirklich toll!
Da muss sich anschließend Joanne Shaw Taylor ganz schön ins Zeug legen, um da noch etwas zu reißen. Als sie recht funky ihren Set eröffnet, bekommt sie wieder Unterstützung von Jimmy Bowskill, der wieder ans Keyboard gewechselt ist und da auch gleich ein Solo erhamstert. Die Wahl-Texanerin besticht vor allem in ihren Soli mit einer tollen Technik und hervorragendem Ton. Beautifully Broken und vor allem Let It Burn begeistern mit einer Gitarrentechnik, die klar macht, warum Joanne in den letzten Jahren stetig die Karriereleiter hinauf geklettert ist und von allen Seiten mit Lob bedacht wurde.
Jealousy, auch wieder vom aktuellen Album "Almost Always Never" ist einer der deutlichsten Beweise, wie sehr sie sich auch gesanglich entwickelt hat.

Eigentlich hat Miss Taylor genug eigenes Material, sodass Jimi Hendrix' Manic Depression nicht nötig gewesen wäre, aber natürlich macht es schon Spaß die Lady da fetzen zu sehen und zu hören. Going Home, vom "White Sugar" Album, bringt schließlich die Überleitung, um ihre beiden Kollegen wieder mit Gitarren bewaffnet auf die Bühne zu bringen. Da Harmonie mag noch nicht vollends ausgereift zu sein, aber mit welcher Freude und welchem Können die drei Bluesmusiker da agieren steckt wirklich an.
Offensichtlich wurde mit Blues Caravan extra ein Song für diese Tour komponiert und anschließend werden die großen Vorbilder von Freddy King bis Buddy Guy - mit Damn Right I Got The Blues - geehrt. Die haben ihre Lektionen wirklich gelernt und es sind zwei Zugaben nötig, um das angeheizte Publikum letztlich zu befriedigen.
Stevie Ray Vaughans The House Is Rockin' wird heftig gerockt und mit Give Me Back My Wig - Bowskill scheint da besondere Freude an dem Song zu haben - wird ein perfekter Schluss gesetzt. Einen kleinen Ausflug in One Way Out (ALLMAN BROTHERS) inklusive. Längst sind über zwei Stunden vorbei und in dieser Zeit ist man pausenlos mit hochklassigem Blues und Rock versorgt worden. Ein Lob noch an die Rhythmusgruppe, die ja permanent auf der Bühne war und großen Anteil daran hat, dass auch diese BLUES CARAVAN wieder in die Geschichte eingehen wird und man es bereuen wird, wenn man diese Kombination versäumt. Wird es womöglich ja in dieser Konstellation nicht mehr geben. Wer die Chance noch hat: Nichts wie ran!

Epi Schmidt, 24.01.2013

 

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