Midnight In Mississippi, Blue Rose Records, 2008 | ||||
Cary Hudson | Guitas, Vocals, Wurlitzer, Harmonica, organ | |||
Laurie Stirratt | Bass, Vocals | |||
Frank Coutch | Drums, Percussion | |||
Rob Cento | Organ | |||
Jeff Ryan | Brushes, Snare | |||
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01. Groove Me | 07. Butterfly | |||
02. By Your Side | 08. Pretty Please | |||
03. 70's Song | 09. Gentle Soul | |||
04. She's A Wild One | 10. Rainy Day | |||
05. Midnight In Mississippi | 11. Free State Of Jones | |||
06. Emily Smiles | 12. Skinny Dipping | |||
Wer in den letzten paar Wochen gut aufgepasst hat, weiß um die Reunion eines Urgesteins aus alten, seligen Alt.Country/No Depression-Tagen: BLUE MOUNTAIN are back ! Cary Hudson, Laurie Stirratt und Frank Coutch haben ihre Koffer erneut gepackt, gehen wieder auf Ochsentour durch die Clubs ihres Heimatlandes, schauen möglicherweise auch mal wieder nach Good Old Germany, denn schließlich wird über unser verehrtes Roots-Vorzeigelabel Blue Rose Records ihre neueste Scheibe "Midnight In Mississippi" veröffentlicht. Deutschland war und bleibt hoffentlich weiterhin für die eine oder andere Roots-Kapelle ein lohnendes Fleckchen. Es ist schließlich schwierig genug, sich am überfüllten Horizont der Albumveröffentlichungen klar und deutlich zu positionieren.
BLUE MOUNTAINs Stern strahlte zumindest eine Zeit lang recht klar und deutlich am Firmament, verblasste allmählich und verschwand irgendwo in den Tiefen des Molochs Musikbusiness. Es folgten Jahre der Stille. Cary Hudson machte auf Solokarriere, Laurie musizierte mit ihrem Bruder John Stirratt, mehr oder weniger im Verborgenen. Für's laufende Jahr haben sich die drei Protagonisten wieder zusammengerauft und nach dem sommerlichen Appetizer "Omnibus", der altes Songmaterial neu aufpoliert präsentierte, ein Opus mit 12 neuen Originalperlen aus dem BLUE MOUNTAIN Schmuckkästchen dargereicht.
Mit "Midnight In Mississippi" laufen BLUE MOUNTAIN tatsächlich wieder zu alter Stärke auf. Das Album klingt optimistisch und gut gelaunt, erfreut mit federleichten, eingängigen Melodien, die Cary Hudson auf der Höhe seines Schaffens zeigen. "These are the good times, despite of the headlines" singt Hudson irgendwo im Opener Groove me, den er gemeinsam mit Shannon McNally schrieb. Sein Songwriting erinnert in einigen fröhlichen Momenten an das seines Kollegen Gary Louris (JAYHAWKS). Stimmlich erinnert Hudson nicht selten an Jeff Tweedy. Doch all dies sind im Grunde nur zu vernachlässigende Querverweise, denn BLUE MOUNTAIN stehen für sich, verschreiben sich vollends ihrer markanten Stilistik, die stets von einer sympathischen Aura aus den No Depression Gründertagen umweht wird. Irgendwann wird man dann doch trotz aller Beschwingtheit ein klein wenig sentimental, wenn man einem nostalgischen Streifzug durch die Siebziger wie im 70's Song beschrieben beiwohnt.
Hudson spielt reichlich viel Gitarren, akustische wie elektrifizierte, sechs-und zwölfsaitig, brilliert mit exquisiten Fills und kleinen, aber feinen Soloexkursen, schreddert seine Gibson auch schon mal wie Neil Young (Midnight in Mississippi), lässt aber unterschwellig die Frage aufkommen, wie die als Trio firmierende Truppe dies live auf der Bühne in Szene setzen will. Da muss eigentlich ein zweiter Gitarrist mit auf die Bühne ... doch warten wir's ab.
"Midnight In Mississippi" gleicht also einem Songfestival für unbeschwerte Zeiten, bedient die alten BM-Fans ganz vorzüglich und lockt die, die es noch werden wollen mit unmissverständlicher und sehr gekonnter Handschrift. Diese Band hat nun wirklich nichts verlernt, überrascht zwar nicht mit weltbewegend Neuem, beweist aber sicherlich, dass alter Wein in neuen Schläuchen sehr vollmundig und edel schmecken kann. "Midnight In Mississippi" vermittelt ein gutes Gefühl und wirkt in gewisser Weise berauschend .... Was will man mehr?