Blackberry Smoke, Quaker City Night Hawks,
Frankfurt, Batschkapp, 12.10.2018

Staufrei am Freitagabend nach Frankfurt, da freut man sich über die entspannte Anreise, die, seit dem die Batschkapp vom Norden in den Osten der Stadt gezogen ist, ohnehin einfacher geworden ist. Zumindest, wenn man aus Süden oder Osten anreist. Und wenn man die richtige Ausfahrt nimmt. Aber das ist eine andere Geschichte...
Leicht verspätet entern wir, Peter und ich, die Halle, in der die QUAKER CITY NIGHT HAWKS bereits auf der Bühne stehen und für lockere aber gefüllte Reihen sorgen. Wie überhaupt der Besuch heute Abend sehr gut ist. Nun, so sehr gesegnet mit Southern Rock-infizierten Bands ist man hierzulande nicht mehr und so muss die Batschkapp auch die Empore öffnen, um des Andrangs Herr zu werden.

Die vier Herren passen schon allein optisch zum Headliner, agieren recht unaufgeregt, ihre Musik kommt jedoch mit Druck und Power aus den Speakern. Ich würde das mal mehr in die Ecke Stoner-Rock platzieren, aber die Grenzen sind fließend. Heavy groovend undschleppend fliegt uns der Mockingbird um die Köpfe. Bisschen Psychedelic ist da auch dabei. Zwischendurch muss ich auch mal an die DRIVE-BY TRUCKERS denken, Bei Fox Is In The Henhouse geht es – erwartet man bei so einem Songtitel auch – rockig, schon fast partymäßig zu.
Die Sänger/Gitarristen Sam Anderson und David Matsler überzeugen mit erdigem, rauem Sound und sind, wie ihre beiden Bandkollegen, über den warmen Empfang in Frankfurt sichtlich erfreut. Die werden wir nicht zum letzten Mal gesehen haben.

Der Boden ist bereitet für den Headliner: BLACKBERRY SMOKE!
Schön, die Band aus Atlanta ist nicht zum ersten Mal in Deutschland, aber so oft kriegt man Bands in diesem Genre hier auch nicht geboten. Entsprechend hoch dürfte die Vorfreude bei vielen Besuchern gewesen sein. Ein paar stimungsgerechte Songs vom Band und kurz nach The Midnight Special betritt der Georgia-Fünfer die Bühne. Großer Jubel, großer Sound und kernige Riffs sorgen sofort für Stimmung. Fire In The Hole startet die Show und birgt gleich einige Qualitäten der Band. Neben überraschenden Wendungen gehört da auch der Harmonigesang dazu. Keyboarder Brandon Still kann sich zu Beginn noch wenig Gehör verschaffen, füllt den Sound aber gut.

Das stampfende Nobody Gives a Damn treibt die Stimmung nach oben, denn dass ist schon richtiger Good-Time-Rock. “Zentrale” der Band ist Sänger/Gitarrist Charlie Starr, alle Titel singt und meist auch die Soli übernimmt. Das schmächtige Bürschlein steht selten ruhig und kommt sehr sympathisch rüber, was der lockeren Atmosphäre dienlich ist.
Auch Workin’ For A Workin’ Man nimmt das Tempo ein bisschen raus, der Druck bleibt erhalten. Das geht schon ein kleines Stück in die Jam Rock-Ecke.

“Too Rock to Country – Too Country To Rock”, steht auf der Rückseite eines T-Shirts, welches am Merchandising-Stand erhältlich ist. Und das ist, eventuell, auch ein bisschen das Dilemma der Band: Für die einen ist es die erfreuliche Lockerheit, die bei country-fizierten Songs, wie Good One Comin’ On hinzukommt und die mit ins Ohr gehenden Refrains überzeugen. Auch Pretty Little Lie schjägt in diese Kerbe und erinnert mich nicht wenig an die BOTTLE ROCKETS.
Beim folgenden Let It Burn schimmert dann eine Menge Dan Baird Runka-Runka-Straight-Ahead-Rock’n’Roll durch. Klar, diese Licks spielt man in Georgia wahrscheinlich schon in der Grundschule.

An Gitarren mangelt es der Band offensichtlich nicht, denn vor allem Starr wechselt nach fast jeder Nummer zur nächsten Axt. Für das Country-Picking zum Ohrwurm Medicate My Mind (vom aktuellen Album “Find A Light”) darf es wieder mal eine Telecaster sein. Hier kommt dann eben so langsam die andere Seite der Band durch, die sich mehr Richtung Jam Rock orientiert, wie es beispielsweise die BLACK CROWES in ihrer mittlere Phase zelebrierten. Sleeping Dogs ist da die Plattform dafür und, wie schon häufig, mündet der “Jam” - auch Brandon Still an den Tasten kann sich hier mal deutlicher in Szene setzen – irgendwann in Come Together von den BEATLES. Das Batschkapp-Publikum setzt zu früh mit dem Refrain ein, aber das ist die Band andernorts sicher auch gewohnt.

Vom Album “Like An Arrow” folgt Waiting For The Thunder, mit deftigen Riffs und tollem Harmoniegesang. Erneut wird in der Songmitte die straighte Linie kurz verlassen um etwas Jam-Charakter einzubringen, bevor es bei The Whippoorwill richtig psychedelisch wird, mich gleichzeitig an Neil Young, Mitter der 1970er Jahre, erinnert.
Erwartungsgemäß sorgt die Rückkehr zum Rock’n’Roll, mittels Six Ways To Sunday für mehr Bewegung in den tänzelnden Beinen der Besucher und auch mitgesungen wird hier lautstark.
Mittlerweile bekommt auch Paul Jackson öfter mal ein Solo zugespielt, oder steigt mit Starr zum doppelstimmigen Gitarrenpart in den Ring.

Till The Wheels Fall Off gefällt mir nicht nur wegen seine BOTTLE ROCKETS-Verwandtschaft, sondern auch, weil das eine richtig gute Nummer ist, die auch am Americana-Stil entlang schrammt. Bestätigt wieder Frankies gute Meinung vom ”Find A Light”-Album.
Bevor das blues-rockige Restless startet, spielt Charlie Starr kurz Things Goin’ On, von LYNYRD SKYNYRD an. Dürften doch einige im Saal erkannt haben.

Kurz vor Schluss wird es mit One Horse Town nochmal etwas beschaulicher. Dann beendet das groovige Like An Arrow den regulären Set nochmals mit einigen schweren Riffs und hartem, erneut leicht psychedelischem, Sound.
Natürlich kommt die Band zur Zugabe zurück und jammed und grooved sich nochmal richtig gut ein und liefert mit Ain’t Much Left Of Me noch einmal eine wunderbare Southern Rock-Nummer, die den Besuchern sicher noch eine Weile im Ohr bleiben wird.
Also, da gibt’s nichts, das ist schon eine tolle Live-Band, die da in Frankfurt gastiert hat. Fans von Country- Jam-, Psychedelic-, Americana-Rock sollten da keine gegenseitigen Berührungsängste haben und BLACKBERRY SMOKE nicht verpassen. Spätestens beim nächsten Mal.

Epi Schmidt, 12.10.2018

 

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