Black Stone Cherry

Folklore And Superstition

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 25.08.2008
Jahr: 2008

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Redakteur(e):

Steve Braun


Folklore And Superstition, Roadrunner Records, 2008
Chris RobertsonLead Vocals, Guitars
John LawhonBass, Vocals, Guitars
Ben WellsGuitars, Vocals
Jon Fred YoungDrums, Vocals
Produziert von: Bob Marlette Länge: 53 Min 32 Sek Medium: CD
01. Blind Man08. Peace Is Free
02. Please Come In09. Devil's Queen
03. Reverend Wrinkle10. The Key
04. Soulcreek11. You
05. Things My Father Said12. Sunrise
06. The Bitter End13. Ghost Of Floyd Collins
07. Long Sleeves

Es war im Jahr 2006, allgemein ein Jahr der krachenden Überraschungen, als mir ein Silberling mit vier jungen Burschen, alle um die 20 Lenze jung, in die Hände fiel. Die Kinnlade klappte herunter: So eine geile 70th Retro-Scheibe von Buben, die allesamt locker meine Söhne hätten sein können, hatte ich noch nie gehört. Der Opener Rain Wizard sowie Tired Of The Rain oder Maybe Someday haben sich mir unauslöschlich in die Gehörgänge eingebrannt. BLACK STONE CHERRY mixten munter den guten, alten 70er Hardrock AEROSMITHs und LED ZEPPELINs mit einem ganz kleinen Spritzer Sleaze und einer gehörigen Portion Grunge - drei Jahrzehnte Rockgeschichte zeitgemäß auf den Punkt gebracht.
Dem einfach selbst betitelten Debüt schieben BLACK STONE CHERRY nun ihren Zweitling "Folklore And Superstition" hinterher und legen damit noch ein gewaltiges Pfund obendrauf. Die dreizehn Songs haben nämlich wesentlich mehr "Grip" und die Hooks sind noch wohltönender. Die Hit-Single Blind Man ist der schlagende Beweis. Dem Musiker in mir wird bei solch einem Karrierestart wie bei BLACK STONE CHERRY immer beängstigend schwindelig. Was soll da -bitte schön- jetzt noch nachkommen, wenn man die Binsenweisheit berücksichtigt, dass Bäume nicht in den Himmel wachsen? Das Quartett aus Edmonton/Kentucky könnte aber, wenn man jetzt schön bescheiden am Boden bleibt, das Potenzial zu einer Ausnahmeerscheinung besitzen.

Nun sorgen BLACK STONE CHERRY [im folgenden aus Lesbarkeitsgründen nur noch "BSC" genannt] selbst für ungewöhnliche Blickwinkel auf ihre Musik. Das, was ich persönlich als lupenreinen Hardrock identifizieren würde, wird von den Jungs mit "southern pride" beäugt. "Nüchtern betrachtet spielen wir nur eine moderne Variante des Country-Rocks", so Gitarrist Ben Wells. "Aber letztendlich bedeutet Southern Rock: Ein Publikum, ein paar (schräge) Vögel mit Instrumenten und mittendrin große Vibes, die aus dem Herzen kommen.!. Den zweiten Teil dieser Aussage kann ich blind unterschrieben, jedoch an der "modernen Variante des Country-Rocks" reibe ich mich auch nach mindestens zwanzig Hördurchgängen immern noch. "Folklore And Superstition" wurde in Nashville, Tenn. aufgenommen und wer betrachtet, welche Scheiben in den vergangenen Jahren diese Country-Metropole verlassen haben, kann den Input dieses Umfeldes auf die Jungs von BSC erahnen. Diese überraschende Aussage läßt mich tatsächlich hellhörig werden und dem Phänomen auf die Spur gehen. In Things My Father Said, The Bitter End und You lassen sich Country-Basics finden, aber für mich persönlich ändert sich an der Einschätzung, es mit einer lupenreinen US-Hardrock-Scheibe zu tun zu haben, wenig .... wie will eine Band auch Country-Rock machen, die noch nicht einmal Bier, geschweige denn richtigen Alkohol trinkt?? ;-))

Ein weiterer Einfluss von BSC liegt in ihrer geografischen Herkunft. Kentucky ist Teil des "Bibelgürtels" der USA, dem Kristallisationspunkt amerikanischer Frömmigkeit. "Scheinheiligkeit" würden kritische Zeitgeister hierzulande eher sagen, aber wir Westeuropäer können da nun wirklich schlecht mitreden - zu verschieden sind die Mentalitäten. "Ich finde, dass Musik die großen und heiligen Dinge des Lebens zum Ausdruck bringen kann", so Drummer Jon Fred Young. "Das ist exakt das, was wir tun.. Wer dahinter einen "Dienst am Herrn" wittert, liegt gar nicht so falsch. Wobei BSC -Gott sei's in diesem Fall von Herzen gedankt- nicht die großen Bögen der Evangelikalen ziehen, sondern sich auf die einfachen, die wahren Werte des zwischenmenschlichen Zusammenlebens berufen. Jugendliche in deren Alter befinden sich (naturgemäß?) mit den Eltern und ihren Werten im (vorübergehenden?) Kriegszustand. Für BSC liegt die Kraft ihrer Texte in liebevollen, familiären Beziehungen und funktionierenden Nachbarschaftsstrukturen. Sie nehmen's dafür auch gerne hin, mit den üblichen Southern-Klischees belegt zu werden. Rückständige Hinterwäldler sind BSC nun ganz sicher nicht ....

Gegründet wurde BSC offiziell am 4. Juni 2001 in ihrer Heimatstadt Edmonton, Kentucky. Jon Fred Young ist der Filius von KENTUCKY HEADHUNTERs Gitarristen Richard Young - sein Onkel, ein glänzender Jazz-Rock-Drummer, legte ihm die Drumsticks in die Wiege. Bierflasche war auch nicht möglich, da im gesamten Distrikt von Edmonton kein Alkohol verkauft oder verschenkt werden darf. Der Großvater von Gitarrist und Sänger Chris Robertson war ein Gitarrenbauer, baute Klein-Chris die erste Gitarre eigenhändig und brachte ihm auch die ersten Akkorde bei.
Mit dem zunehmenden regionalen Erfolg begannen BSC die ersten Songs aufzunehmen. 2006 erschien dann die besagte self-titled CD - insgesamt noch etwas wilder, ja brachialer als "Folklore And Superstition", aber mit allerbesten Ansätzen. Eine kleine EP mit unveröffentlichtem Material um den regionalen Radio-Hit Rain Wizard kam ein Jahr später unter die Leute. Ende 2007 wurde dann auch die erste Live-Scheibe des Quartetts, die im Astoria in London aufgenommen worden war, veröffentlicht. Diese ist aber extrem rar, da nur 1000 Copies produziert worden waren. Da ist zu hoffen, dass das Roadrunner Records-Team, welches aktuell hinter BSC steht, noch eine Edition nachlegen wird. Sollte "Folklore And Superstition" den erwarteten Erfolg bringen, dürfte dies kein großes Thema sein!

Die Hardrock-These erhärtet sich, wenn man des "Spiritus Rectors" hinter "Folklore An Superstition" gewahr wird: Bob Marlette arbeitet ansonsten mit Leuten wie AIRBOURNE, Ozzy Osbourne, SHINEDOWN und QUIET RIOT zusammen .... und jetzt wundert mich auch gar nichts mehr!
Als Opener bietet die Single Blind Man des perfekten Auftakt: Ein furioses, treibendes Riff bringt den Hörer aus dem Standby-Modus in hochgradige Erregungszustände. Der Refrain ist sehr eingängig und bietet sich zum fröhlichen Mitgröhlen geradezu an. Diese Riffs haben es ohnehin in sich: Please Come In basiert wieder auf so einem Power-Monster - als Kontrast dazu gibt's erneut einen sehr eingängigen Refrain sowie glänzende Bridges. Ein ultra-hartes "Stop-And-Go"-Riff, wie es die härteren Southern-Rocker gerne verwendet haben, ist die Basis von Reverend Wrinkle und auch Soul Creek läßt erkennen: Hier ist eine Band aus dem Süden aktiv. Letzterer glänzt erneut mit einem Refrain, der sich auf den gut besuchten Konzerten von BSC bestens zum aktivieren des Publikums eignen wird.
Verschnaufpause - die erste Ballade: Piano und Streicher veredeln Things My Father Said. Wer jetzt jedoch mit diversen Schmalztöpfen und Fettnäpfen rechnet, liegt völlig daneben. Es ist unglaublich, welches songwriterisches Potenzial in diesen jungen Musikern steckt. An RAGING SLAB muss ich bei The Bitter End denken: düstere, knallharte Produktion, leichte Voice-Box-Effekte .... und immer wieder diese tollen Hooks in den Refrains! Original nach AEROSMITH klingt es bei Long Sleeves, und zwar zu deren besten Zeiten, also "Get Your Wings" und "Toys In The Attic".
Erneute Vollbremsung mit Peace Is Free - diesmal ist's eine Midtempo-Ballade. Als straighter Abrocker entpuppt sich Devil's Queen, für mich die logische zweite Single, wenn die Fa. Roadrunner mich fragen würde. Eine wimmernde Hammond B3 wird gekonnt in BSCs Sound integriert und verhilft somit des Teufels Königin zu ihren Kronjuwelen. The Key hat wieder so eine kauzige Strophe, die sich -einer Raupe gleich- im Refrain in einen wunderschönen Schmetterling verwandelt.
Die dritte Ballade sorgt gerade zur rechten Zeit für Abkühlung. You bedient zwar bekannte Balladenmuster, aber erneut gelingt es BSC aus gängigen Strukturen wieder einen echten Ohrwurm entstehen zu lassen. Was'n das ....? Metal'n'Reggae?? Sunrise ist ein nahezu geniales Unikat. Der Rausschmeißer Ghost Of Floyd Collins kommt nach gefühlten zwanzig Minuten, also viel zu schnell, obwohl die Laufzeit von "Folklore And Superstition" überdurchschnittlich ist. Das spricht für diese absolut kurzweilige Scheibe, die man problemlos ohne Pause mehrmals hintereinander hören kann. Ich persönlich kann mich an dieser Scheibe derzeit kaum satt hören ....

Wie gesagt: Nach dem grandiosen Debüt durfte man ein hervorragendes Album erwarten. "Folklore An Superstition" ist wesentlich mehr geworden - für mich ist es bis dato DIE Hardrock-Scheibe des Jahres, die locker andere Hochkaräter vom Kaliber KING KARMAs und MEDUSA STONEs in den Schatten zu stellen vermag. BLACK STONE CHERRY ist mit diesem Album ein wirklich großer Wurf gelungen. Volle Punktzahl von mir, wenn es denn so etwas bei uns gäbe, und eine ganz dicke Kaufempfehlung!!

Steve Braun, 25.08.2008

 

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