Black Country Communion
BCCIV, Mascot Label Group, 2017
Glenn HughesGesang & Bass
Joe BonamassaGitarre & Gesang
Derek SherinianKeyboards
Jason BonhamSchlagzeug & Percussion
Produziert von: Kevin Shirley Länge: 60 Min 34 Sek Medium: CD
01. Collide06.The Crow
02. Over My Head07. Wanderlust
03. The Last Song For My Resting Place08. Love Remains
04. Sway09. Awake
05. The Cove10. When The Morning Comes

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Mit dieser Reunion hatte ich ehrlicherweise nicht mehr gerechnet. Zu groß schien das Zerwürfnis zwischen den beiden Haupt-Ideengebern Glenn Hughes auf der einen Seite und Joe Bonamassa auf der anderen nach dem dritten Album "Afterglow" zu sein; zu weit fortgeschritten die mediale Schlammschlacht, die sich offenbar daran entzündet hatte, dass sich Bonamassa weigerte, seine erfolgreiche Solo-Karriere zu Gunsten einer weiteren Tournee mit BLACK COUNTRY COMMUNION vorerst ruhen zu lassen. Zu freimütig das "Geständnis" von Bonamassa, dass er lieber sein eigener Chef sei, als auf die Wünsche und Ansprüche von drei gleichberechtigten Mit-Musikern (oder vielleicht doch nur einem) Rücksicht zu nehmen. Und als Hughes dann mit BCC-Schlagzeuger Jason Bonham das - wie wir mittlerweile wissen kurzlebige - Power-Trio CALIFORNIA BREED gründete und den beteiligten Gitarristen Andrew Watt über den grünen Klee lobt, da schien nichts unwahrscheinlicher als ein weiteres Album in dieser Konstellation.

Aber nun liegt das simpel "BCCIV" betitelte Werk nun doch vor. Und musikalisch scheint es so, also ob es entweder a) die Streitigkeiten nie gegeben habe oder b) diese die Musiker nur noch zusätzlich motiviert hätten, ein wirklich starkes Lebenszeichen in die Welt zu senden. Frei nach dem Motto: seht her, wir sind zurück und stärker als je zuvor. Denn die Band legt hier zehn sehr abwechslungsreiche und mitreißende Songs vor. Dabei wird die Geschichte der klassischen Rockmusik zwar nicht umgeschrieben, aber um ein weiteres, sehr hörenswertes Kapitel erweitert. Jeder, der eine Erneuerung der Musik von BCC erwartet, der kann hier getrost aufhören zu lesen: er wird sie nicht bekommen. Wer nun aber einfach gute Songs im klassischsten aller Blues-basierten Rock-Sounds sucht, der darf seine Suche hier beenden. Denn genau darauf verstehen sich die vier Musiker - und das heimliche Mastermind der Unternehmung, Produzent Kevin Shirley.

Zudem setzten sich dieses Mal die beiden Protagonisten zusammen und komponierten die Songs für das Album gemeinsam. Und so kam das Beste aus beiden Welten in den zehn Kompositionen zusammen: Hughes, mit der Erfahrung aus vier Jahrzehnten Rock-Business, mit seinem knarzigen Bassspiel und mit seiner Stimme, die ihm die Auszeichnung "The Voice Of Rock" eingebracht hat. Bonamassa fügte dem dann seinen Blues-basierten Spielstil hinzu, der aber auch von den britischen Legenden wie insbesondere Jimmy Page auch mit einer gewissen Affinität für handfesten Rock unterlegt ist. Das gemeinsame Ziel waren starke und gerne auch epische Nummern. Herausgekommen ist dabei die gesamte Bandbreite der Rock-Sounds, von treibenden Nummern Collide oder Sway bis hin zu den wahrlich epischen und phänomenalen The Last Song For My Resting Place sowie When The Morning Comes. Aber auch eine sehr Radio-freundliche Nummer wie Wanderlust ist dabei herausgekommen.

Das Rückgrat der Songs bildet dabei wieder diese unwiderstehliche Beat von Bonham, der ganz eindeutig nicht nur den "Wumms" von seinem Vater geerbt hat, sondern auch das Feeling für den richtigen Groove, ohne den keine Rocknummer wirklich großartig wird. Der weiterhin unbesungene Held des Quartetts bleibt Keyboarder Derek Sherinian, der die undankbare Aufgabe hat, die Lücken zwischen Gesang, Bass, Gitarre und Drums zu nutzen und dabei nach Möglichkeit noch selber Akzente zu setzen. Dabei muss man zwar manches Mal etwas genauer hinhören, aber dann erkennt man, was Sherinian da alles "hinein zaubert" und wie wichtig das für die Qualität der Songs ist. Dabei steuert er von zarten Streichern über Piano bis hin zu röhrenden Hammond-Sounds die ganze Palette (außer kitschigen Keyboards) der Tasteninstrumente bei. Am besten ist das vielleicht nachzuhören bei The Cove oder den Hammond-Gitarren-Duell in The Crow.

"BCCIV" ist ein Parade-Beispiel für klassischen aber zeitgemäßen Hard Rock, der tief in der Tradition der 1960er und 1970er Jahre und Bands wie LED ZEPPELIN oder DEEP PURPLE verwurzelt ist, die Blues-Wurzeln dabei noch etwas deutlicher herausarbeitet und dem Hörer dabei einfach eine gute Zeit beschert. Nicht mehr aber eben auch nicht weniger. Und mit dem abschließenden When The Morning Comes haben die Vier sogar eine fast achtminütige Monster-Halb-Ballade an Start, die alle Qualitäten für einen kleinen Klassiker mitbringt. Und spätestens dann stellt man fest, dass es wirklich gut war, dass sich diese vier Musiker wieder zusammengetan haben, egal wie tief die Gräben manches Mal auch erschienen haben mögen. Eben einfach eine triumphale Rückkehr.

Marc Langels, 12.09.2017

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Die Idee ist denkbar einfach: Man lässt sich z. B. bei jedem zweiten Riff von LED ZEPPELIN "inspirieren" und fülle die Lücken mit Einflüssen aus dem PURPLE Kosmos, dazu eine Prise Blues und Hard Rock, schmissige Soli aus dem Virtuosen Handbuch sowie die nach wie vor beeindruckende Rock Röhre eines Glenn Hughes, fertig ist die Black Country Communion.

Mit diesem Konzept hat man es mittlerweile auf vier Alben gebracht, die in den 1970er und 1980er Jahren durchaus für Furore hätten sorgen können, heutzutage und dazu noch mit dem Anspruch einer sogenannten "Supergroup" ist das Ergebnis bestenfalls "in Ordnung".
Der Weltruhm ist auch mit "BCCIV" leider wieder nicht in Sicht und so reihen sich BLACK COUNTRY COMMUNION mehr oder weniger ein in den regelmäßigen Veröffentlichungskalender ihres omnipräsenten Gitarristen, ohne jedoch eigene Akzente zu setzen

Ausnahme bilden die erfrischenden The Last Song For My Resting Place und Awake, ersteres durch den überraschenden Einsatz einer folkigen Fiedel und letzteres durch den ausgefallenen Drive und Groove. Das abschließende When The Morning Comes bildet dann noch einmal ein durchaus gelungenes Finale, aber nichts, was einem vom Hocker reißt.

Fazit: Für Fans der alten Hard Rock Urgesteine ganz ok.

Ralf Frank, 12.09.2017

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Die gute alte Tradition des Mix-Tape oder eben auch 'ne selbstgebrannte Compilation für's Auto zusammenzubasteln, wird nicht mehr so sehr gepflegt. Jedenfalls würde ich zwei Nummern des brandneuen BLACK COUNTRY COMMUNION IV Albums draufpacken: Wanderlust und dann noch Awake. Schluss. Aus.

Das soll nicht heißen, der Rest tauge nichts. Quatsch, nein. Doch diese beiden Tracks stechen insofern heraus, als sie den abermals überstrapazierten LED ZEPPELIN hörigen Kompositions- und Arrangementstil etwas außer Acht lassen und dadurch musikalisch frischer und spannender klingen. Mag aber auch sein, dass hier Derek Sherinians Keyboard zumindest ein bisschen mehr gefeatured wird und ich eben ein Herz für zu kurz Gekommene habe.

Im Zuge des neuen BCC Werks ereilt den Hörer auch schon mal ein wenig Langeweile, weil immer wieder in die gleiche Kerbe gedonnert wird. Ausnahmen bestätigen die Regel. Das kriechende The Cove kokettiert ein wenig mit BLACK SABBATH Düsternis.
Letztlich ergötzt sich Joe Bonamassa zu sehr an seiner Jimmy Page Vorliebe und drechselt sich mehr fette und wuchtige Riffs zusammen, als der inzwischen in Ehren ergraute Riff-Gott höchstselbst. Da klangen die alten LED ZEP Alben aus den Siebzigern doch erheblich abwechslungsreicher. Man denke an "Led Zeppelin IV" und "Houses Of The Holy".

Glenn Hughes strapaziert seine immer noch erstaunlich festen Stimmbänder einmal mehr bis ans Äußerste, doch ist man im Grunde genommen froh, wenn er bei dem einen oder anderen Song auch mal in ruhigere Fahrwasser gerät, wie beispielsweise bei der wuchtigen Ballade When The Morning Comes, die wie eine Mischung aus FREE, BAD CO und LED ZEP klingt. Interessant auch, das Bonamassa hier beim Gitarrensolo Paul Kossofs unverkennbares Vibrato verinnerlicht hat. Schließlich erfreut man sich an Bonamassas völlig anders gelagertes Vokaltimbre, das er auf dem folk-inspirierten The Last Song For My Resting Place gewinnbringend einsetzt. Ein Song, der wie eine übrig gebliebene Komposition aus Joes Griechenland-Ausflug "Black Rock" (remember:Quarryman's Lament) daherkommt.

"BCC IV" bleibt also unterm Strich eine nicht vollends zufriedenstellende Songsammlung. Neben echten Volltreffern gibt es auch standardisiertes Mittelmaß. Oder liegt es mal wieder an der zu hohen Erwartungshaltung, mit der wir allesamt den vier gestandenen Cracks Hughes, Bonamassa, Bonham und Sherinian gegenübertreten? Egal, Hauptsache ich hab zwei vernünftige Nummern für mein Mix-Tape beisammen.

Frank Ipach, 13.09.2017

 

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