Titel |
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01. Should Have Seen It Coming |
02. Mid-Century Modern |
03. Lonesome Ocean |
04. Good Days And Bad Days |
05. Freedom Doesn't Come For Free |
06. Reflections On The Mirth Of Creativity |
07. The Millions Things That Never Happened |
08. The Buck Doesn't Stop Here No More |
09. I Believe In You |
10. Pass It On |
11. I Will Be Your Shield |
12. Ten Mysterious Photos That Can't Be Explained |
Musiker | Instrument |
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Billy Bragg | Vocals, Guitar |
Romeo Stodart | Electric & Acoustic Guitars, Wurlitzer, Bass, Piano, Backing Vocals |
Dave Izumi | Hammond Organ, Piano, Mellotron, Mini Moog |
Joe Harvey White | Lap & Pedal Steel |
Michelle Stodart | Bass, Backing Vocals |
Darren Beckett | Drums |
Jack Valero, Maisie Rose Skipper | Backing Vocals |
Nick Pynn | Fiddle |
Billy Bragg ist einer von den Typen, dessen Glas stets halbvoll ist. Halb leer kommt einfach nicht in Frage. Ein unermüdlicher Kämpfer. Kritisch, sowohl im politischen als auch im sozialen Sinne. Das beweist der umtriebige Brite nun schon seit vier Jahrzehnten anhand etlicher Aktionen und mehr als einem Dutzend Alben. Doch so etwas Schräges wie eine Pandemie hat der 63-jährige Aktivist auch noch nicht mitgemacht. So hatte der Singer-Songwriter aus Essex in den hinter ihm liegenden Monaten auch seine liebe Müh positiv zu bleiben und seine schlummernde Kreativität zu befeuern.
Seine neuen Lieder reflektieren die kruden Umstände mal auf ironische, mal auf sarkastische Weise und nicht selten mit einem milden melancholischen Unterton, der sich - wie sollte es anders sein - auf die heilende Kraft der Liebe kapriziert. Dabei spenden Braggs tiefsinnige Lyrics immer diesen selbstbewussten Hauch von Klugheit und Weltoffenheit, den es braucht, um bei ähnlich Denkenden eine gewisse Zuversicht und Hoffnung hervor zu kitzeln.
Eigentlich hätte er die Misere ja kommen sehen können, textet Bragg, doch ihm fehlte einfach die Zeit und außerdem hat er in eine andere Richtung geblickt (Should Have Seen It Coming). Na ja, ist ja auch kein Wunder, wenn all die endlosen Tage sich zu einem einzigen verwischen und es scheint als kriege man gar nichts mehr auf die Reihe. Bleibt die Hoffnung, dass das Verhältnis zwischen guten und schlechten Tage sich irgendwie in Balance hält (Good Days And Bad Days).
Einen richtig guten Tag haben auf Braggs neuem Album "The Million Things That Never Happened" zweifellos seine Mitmusiker erwischt, wobei die beiden verantwortlichen Produzenten Romeo Stodart (Guitar, Bass, Piano) und Dave Izumi (Piano, Organ, Mellotron) mit ihren kleinen aber feinen musikalischen Ideen für reichlich aufregende und knisternde Momente sorgen und mit ihrem dynamischen Kurvenreichtum zwischen Opulenz und Kargheit changieren. Vergleiche den fast schon Phil Spector'schen Bombast von Mid Century Modern und die asketische Klarheit von The Million Things That Never Happened. Ein melancholisches Kleinod, das auch einem Leonard Cohen gut zu Gesicht gestanden hätte.
Billy Bragg beschenkt seine Hörer und Fans mit reifem Songwriting und einem niveauvollem Album. Eine von Corona getriggerte persönliche Momentaufnahme, die auch in Zukunft nichts an Wahrheit verlieren wird. Ganz egal, ob man auf ein halb volles oder halb leeres Glas blickt.