Big Joe Turner Rock & Roll plus Rockin' The Blues, Hoodoo Records, 2015 |
Big Joe Turner | Lead Vocals | |||
Mickey Baker, Elmore James | Guitar | |||
Lloyd Trotman | Bass | |||
Fats Domino, Ernie Hayes | Piano | |||
David "Panama" Francis, Connie Kay | Drums | |||
Sam "The Man" Taylor | Tenor Sax | |||
Frank "Heywood" Henry | Baritone Sax | |||
Pluma Davis | Trombone | |||
among other musicians | ||||
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"Rock & Roll": | "Rockin' The Blues": | |||
01. Shake, Rattle & Roll | 15. (We're Gonna) Jump For It | |||
02. Flip, Flop & Fly | 16. Teen Age Letter | |||
03. Feelin' Happy | 17. Love Roller Coaster | |||
04. Well, All Right | 18. Lipstick, Powder And Paint | |||
05. The Chicken And The Hawk | 19. Morning Noon And Night | |||
06. Boogie Woogie Country Girl | 20. I Need A Girl | |||
07. Honey Hush | 21. Red Sails In The Sunset | |||
08. Corrine, Corrina | 22. Blues In The Night | |||
09. Midnight Speciall Train | 23. After A While | |||
10. Hide And Seek | 24. World Of Trouble | |||
11. Oke-She-Moke-She-Pop | 25. Trouble In Mind | |||
12. Crawdad Hole | 26. TV Mama | |||
13. Sweet Sixteen | 27. You Know I Love You | |||
14. Chains Of Love | 28. Still In Love | |||
Bonus Tracks: | ||||
29. Rock A While | ||||
30. Jumpin' Tonight | ||||
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Dieses Review könnte problemlos damit bestritten werden, Coverversionen und Interpretationen dieser Songs durch andere Künstler aufzuzählen, bzw. Bands zu nennen, die entweder durch diese Songs oder deren hier zu hörenden Sänger beeinflusst wurden.
Womit man diesem Mann zwar nicht gerecht würde, aber das wird man mit diesen paar Zeilen ohnehin nicht. Aber Joe Turner (zu Beginn seiner Karriere auch mal “Little Joe Turner“ genannt) gehört zu den ganz großen des Blues und zu den wichtigen Wegbereitern des Rock’n‘Roll. 1911 in Kansas geboren, war er von frühester Jugend an mit Jazz und Big Bands vertraut und entwickelte ab Mitte der 30er Jahre, zusammen mit dem Pianisten Pete Johnson, einen Stil, der sich aus Blues und Boogie Woogie sehr in Richtung dessen entwickelte, was später Rock’n’Roll genannt wurde. Von den Atlantic Records-Bossen Ahmet Ertegun und Jerry Wexler in den 50er Jahren für ihr Label entdeckt und gefördert, entstanden 1957 und 1958 diesen beiden LPs, welche die “Aufbereitungs-Künstler“ von Hoodoo Records hier fein zusammengefügt und noch zwei Zuckerl obendrauf geworfen haben.
“Get out of bed, wash your face and hands…“, wohl kaum eine Band die sich dem Rock’n’Roll verschrieben hat und diese Nummer nicht gespielt hat. Allerdings ist das hier sozusagen die Original-Version. Textzeilen wie “I’m like a one-eyed cat, peepin‘ in the seafood store“ übernahmen weiße Sänger wie Bill Haley ahnungslos (jedem Farbigen als Umschreibung für Sex geläufig), deutlichere Worte, wie “Well you wear low dresses, the sun comes shining through, I can’t believe my eyes that all this belongs to you“, wurden dagegen tunlichst entschärft.
Big Joe Turner war in den frühen 70er Jahren maßgeblich an der Entstehung der Band THE BLASTERS beteiligt (die Brüder Dave und Phil Alvin waren hier federführend) und später großer Einfluss auf ROOMFUL OF BLUES. Der Titel Flip, Flop & Fly klingt bei denen den auch gar nicht so weit von Turners Aufnahme entfernt. Außer dass 30 Jahre dazwischen liegen…
The Chicken And The Hawk ist ein weiteres Beispiel für die enge musikalische Verwandtschaft von ROOMFULL OF BLUES und Big Joe Turner.
Nahezu alles hat hier ordentlich Drive, klingt natürlich nach dem Rock’n’Roll der 50er, hat aber auch oft, wie etwa bei Hide And Seek starken Big Band- und Swing-Einfluss. Gitarren haben da noch relativ wenig mitzureden gehabt, dafür klimpert das Piano umso munterer. Bei einigen Tracks soll sogar Fats Domino an den Tasten gesessen haben.
Tatsächlich hat eine weitere Blues-Legende, nämlich Elmore James, bei ein paar Titeln mitgespielt, doch nur bei TV Mama wird das so richtig deutlich. Der Titel klingt denn auch genau wie einer der typischen Slide-Boogies von James.
Ansonsten gibt’s reichlich Titel, die später durch andere Künstler einem breiteren Publikum in den Ohren klingelten. Manche, wieLipstick, Powder And Paint, womöglich erst spät, durch Shakin’ Stevens, andere, wie Red Sails In The Sunset, bereits Anfang der 1960er, als die BEATLES im Hamburger “Star Club” auftraten. Zu hören auf der Doppel-LP “Live! At the Star Club in Hamburg, Germany; 1962“.
Wenn man sich diese beiden LPs von Big Joe Turner, die hier enthalten sind – und deren Aufnahmen von Beginn der 1950er Jahre an entstanden – anhört, begreift man schnell, warum so viele spätere Rock’n’Roller sich da bedient und orientiert haben. Auch heute noch eine Musik, die einen in beste Laune versetzt und den Körper in Bewegung bringt. Wer noch nix von Joe Turner hat – hier ist die beste Gelegenheit.