Beth Garner Addictions, Armadillo Music, 2006 |
Beth Garner | Vocals, Guitars, Banjo | |||
Jon Heagle | Guitars | |||
Lyndah Garner | Bass | |||
Charlie Richards | Lap Steel | |||
Jeff Botta | Drums | |||
Chip Dolan | Organ, Piano, Accordeon | |||
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1. Too Many Cooks | 8. Pour Me | |||
2. I Don't Wanna | 9. Waiting For The Train | |||
3. Blame It On Me | 10. High Anxiety | |||
4. Get It Out | 11. Last Straw | |||
5. Addictions | 12. Believe Me | |||
6. Don't Live There | 13. I'm Just An Old Chunk Of Coal | |||
7. Carry On | ||||
In Texas steckt so viel musikalisches Potenzial, dass es dem normalen Musikkonsumenten aufgrund des Überangebots schwer gemacht wird, sich die Rosinen herauszupicken. Nun taucht mal wieder eine Lady aus dem Schmelztiegel Austin auf, die mit erstaunlich viel Talent gesegnet ist und ihren Roots-Rock mit stark hitverdächtigem Massenappeal versieht. Jeder Song ein Treffer.
Beth Garner (Jahrgang 1978) tummelt sich immerhin schon seit 11 Jahren in der texanischen Musikszene, trat im Vorprogramm von Jimmy Vaughan auf und tourte mit E-STREET's Danny Federici. 2001 veröffentlichte sie bereits ihr Debutalbum, welches in Deutschland aber sicher niemand wahrgenommen hat.
Ihr Zweitwerk "Addictions" wird jetzt vom britischen Armadillo Music-Label in Europa vertrieben und zeigt eine absolut ausgeschlafene Komponistin, Gitarristin und Sängerin Beth Garner, die mit ihrer Zwillingsschwester Lyndah am Bass und Jeff Botta am Schlagzeug das Herzstück einer gut abrockenden Band präsentiert.
Der oben bereits erwähnte Massenappeal darf hier als durchaus positiv bewertet werden. Garners Melodien vermitteln zwar diese gewisse Vertrautheit, die es einem leicht macht, sich relativ zügig mit ihren Songs zu identifizieren, doch verzetteln sie sich äusserst selten im Dickicht tausendfach verwursteter Klischees. "Addictions" steht also mal wieder als Musterbeispiel für ein Album der Marke 'Kenn-ich-zwar-schon-irgendwoher-aber-es-macht-mich-trotzdem-an'. Ein Silberling also der dem gewogenen Americana-Fan normalerweise verdammt gut gefallen sollte.
Beth Garner beruft sich, wie so viele ihrer Kolleginnen, auf den immensen Sound- und Songfundus (pop-)historischer Vergangenheit, und häkelt sich daraus ihr eigenes makelloses Jäckchen. Tadelloser Gesang, der mal ein wenig an Sheryl Crow erinnert, aber auch recht häufig dem Gesangsstil einer Edie Brickell nahekommt, was in einem Track wie dem von Akkordeonflächen abgefederten Waiting for the train recht nachvollziehbar wird.
Die häufig eingestreuten rockigeren Nummern fallen aber auch mal in eine Gangart, die man von ihrer ebenfalls aufstrebenden Kollegin Gina Villalobos kennt.
Garners Vocals stehen also offenbar ganz klar auf der Habenseite, aber ihr versiertes und variantenreiches Gitarrenspiel nötigt einem dann doch noch etwas mehr Respekt ab. Die Lady hat ihr Instrument absolut im Griff und überrascht immer wieder mit geschmackvollen Soli, kernigen Akkorden und in der atmospärisch dichten Ballade Believe me gar mit jazzgefärbtem Fingerpicking.
Neben zehn Eigenkompositionen stammen zwei der drei auftauchenden Coverversionen von Billy Joe Shaver bzw. von Bruce Robison und zeugen zudem von Garners Treffsicherheit bei der Auswahl adäquater Ergänzungen ihres eigenen Materials.
Wenn Beth Garner auf sich aufmerksam machen möchte, hat sie mit ihrer Mischung aus melodiöser Popsensibilität und hemdsärmelig rockender Heimatverbundenheit genau meinen Nerv getroffen. Auf ein Album mit dreizehn Titeln ohne jeglichen Ausfall trifft man auch nicht alle Tage.
Die Lady hat's wirklich raus und verdient eine breitere Öffentlichkeit.Wer also noch eine musikalische Lücke zwischen seinen Lucinda Williams, Kathleen Edwards und Shawn Colvin-Alben vermutet, der sollte sie einfach mit Beth Garner auffüllen.