Ben Harper, Charlie Musselwhite, Get Up!, Stax Records, 2013 |
Ben Harper | Vocals, Guitars | |||
Charlie Musselwhite | Blues-Harp | |||
Jason Mozersky | Guitars | |||
Jesse Ingalls | Bass | |||
Jordan Richardson | Drums | |||
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01. Don't Look Twice | 06. I Ride At Dawn | |||
02. I'm In I'm Out And I'm Gone | 07. Blood Side Out | |||
03. We Can't End This Way | 08. Get Up! | |||
04. I Don't Believe A Word You Say | 09. She Got Kick | |||
05. You Found Another Lover | 10. All That Matters Now | |||
Man könnte meinen, Ben Harper sei krank. Ein versessener Workaholic, der wie ein Irrer arbeitet, ein Album dem nächsten folgen lässt und das innerhalb recht kurzer Abstände. Was gab's da schon alles in den letzten Jahren: RELENTLESS 7, FISTFUL OF MERCY, Soloplatten wie "Give Till It's Gone" und die im Oktober 2012 erschienene Compilation "By My Side". Alles sehr ordentlich, ansprechend bis gut.
Seine allerneueste Kollaboration beschert uns nun eine äußerst erquickliche Zusammenarbeit mit niemand geringerem als Blues-Harp-Urgestein Charlie Musselwhite. Ein fast 70-jähriger Veteran des Blues, der mit fast allen Helden zusammenspielte, die Rang und Namen haben: Muddy Waters, Howlin' Wolf und John Lee Hooker. Wer Ben Harper kennt, weiß wie wandlungsfähig er sein kann und wird kaum bezweifeln, diese Partnerschaft könne womöglich schief gehen. Mitnichten.
Mit "Get Up!" kredenzen uns die beiden Musiknarren ein auf alten Rezepten basierendes aber dennoch ungemein frisch wirkendes, musikalisch ausgewogenes, starkes, kräftiges, rustikales und teilweise schroffes Roots-Album, das bei aller zeitweiligen Kantigkeit immer auch eine gehörige Portion Erhabenheit und Eleganz transportiert. Das Kantige resultiert zumeist aus Musselwhites verzerrter Blues-Harp, die wie eine angriffslustige Schlange durch die Songs wuselt und innerhalb der sehr erdigen, 'down home' daherkommernden Produktion, für die Ben Harper persönlich als Produzent verantwortlich zeichnet, die Arrangements zu einem stimmigen Gesamtbild verbindet.
Der Wucht solcher Brocken wie I Don't Believe A Word You Say oder Blood Side Out, die vor allem durch ihre Schlagzeug-Power und ihre Gitarrenbreitseiten beeindrucken, muss man erst einmal widerstehen. Ruhige und bedächtige Singer-Songwriter Momente wie das reduzierte You Found Another Lover bleiben da eher eine Seltenheit.
Harper und Musselwhite ergötzen sich gerne an Bluesigem, Gospeligem, Rockigem, Souligem und hauen dem Hörer nicht unbedingt immer direkt ins Gesicht, sondern wischen sich bisweilen auch mit atmosphärisch düster gestalteten Tragödien wie I Ride At Dawn und Get Up! erschöpft und etwas verstohlen den Schweiß von der Stirn, bis sie sich im würdigen Finale All That Matters Now ganz entspannt dem eigentlichen Wesen des Blues verschreiben: Leben, Leidenschaft, Mann, Frau, Liebe, Glück und Unglück. Ehrlich, authentisch, auf den Punkt gebracht.