Ben Granfelt

Dortmund, Blue Notez Club, 22.10.2021

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 27.10.2021
Stil: Blues-Rock

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Venue: Blue Notez Club


Redakteur(e):

Frank Ipach


Das Leben ist kein Zuckerschlecken. Die einen müssen zur Mittagschicht, die anderen erwischt ein fieser grippaler Infekt oder sie finden sich gar plötzlich im Krankenhaus in der Notaufnahme wieder und kämpfen um ihr Leben. Ein etwas seltsam gewordenes Leben, das ohne Musik und Konzertbesuche für viele auf Dauer eine irgendwie triste und langweilige Wendung nimmt. Mit Musik geht eben alles besser. All jenen, die an diesem regnerisch-windigen Freitagabend (aus welchen Gründen auch immer) nicht im Dortmunder 'Blue Notez' dabei sein konnten, sei dieser Konzertbericht gewidmet.

Die 150 Glückseligen jedoch, die nach sage und schreibe anderthalb Jahren Corona-bedingter Funkstille die quasi Wiedergeburt des besten kleinen Blues-Clubs in Dortmund miterleben durften, prosteten sich nach erfolgter Impfpasskontrolle zufrieden mit der Pilspulle und dem Weinglas zu und warteten mächtig gespannt auf die ersten bluesig-rockigen Live-Töne seit März 2020. Wenn dann auch noch so ein Gitarren-Hochkaräter wie Ben Granfelt in den Startlöchern steht, kann eigentlich nichts mehr schief gehen.

Der fabelhafte Finne legte dann auch mit seiner feinen Fender Klampfe pünktlich um 20 Uhr los und präsentierte den ausgehungerten Fans eine fantastische Vollbedienung aus filigraner Saitenarbeit und freudetrunkener Spiellaune. Der kumpelhaft sympathische Granfelt legte ganz selbstbewusst mit der Eröffnungs-Hymne seines letzten Studioalbums "True Colours" los und der Songtitel Victorious wurde hier zum geflügerten Wort für den gesamten Abend. Sein Publikum im Handstreich genommen sozusagen. Kampflos ergeben.

Ganz abgesehen vom musikalischen Feuerwerk des gut eingespielten Trios, machte Granfelt seinen Job als launig quasselnder Entertainer auch verdammt gut und erzählte die eine oder andere amüsante und auch nachdenkliche Anekdote aus seinem Musikerleben und offenbarte beispielsweise wie und wo dem suchenden Songwriter nicht für möglich gehaltene Songideen in den Schoß fallen. Die Story um seine verloren gegangene blaue '63er Stratocaster, die er aus Geldnot veräußern musste, um sie dann nach Monaten des Hinterhertrauerns wieder zurückzukaufen, entfachte in jedem Gitarren-Fan eine gehörige Portion Mitgefühl. Wenn dann der ehemalige LENINGRAD COWBOYS Klampfer aus Helsinki solche oberfetten Songgranaten wie Mind Your Head And Watch Your Step, Check Up From The Neck Up und das fulminante Endless/Breathe vom gleichnamigen aktuellen Live-Album raushaut, kann niemand der auf Bluesrock ohne Scheuklappen steht sagen, er habe es bereut nach Dortmund zu fahren.

Logischerweise zauberte der ex-WISHBONE ASH Axeman auch zwei seiner alten Wünschelruten-Songs aus dem Hut und erinnerte mit Faith Hope & Love sowie Almighty Blues an seine relativ kurze Stipvisite bei der altgedienten britischen Gitarrenarmee. Die Armee hat der 58-jährige Finne schon lange nicht mehr nötig, denn wer solche versierten Kameraden wie Drummer Jari Salminen und Basser Masa Maijanen an seiner Seite weiß, kann sich auf echte Großtaten einlassen. Auch wenn Bennie-Boy nicht der beste aller Sänger ist und da - verglichen mit seinem Weltklasse-Gitarrenspiel -  ein paar Minuspunkte einkassiert, bleibt am Ende ein echtes und mitreißendes Live-Spektakel, das einen prickelnden Moment nach dem anderen ablieferte und wahrlich Lust auf mehr macht.

Als Granfelt gegen Ende des Gigs mit einem schelmischen Grinsen J.J. Cales Cocaine in einer furiosen Jimi Hendrix Style Version präsentiert, nur um zwischendurch einen kleinen Schlenker Richtung CREAM und Bob Marley zu machen, weiß auch der letzte im Saal, dass sich das Kommen mehr als gelohnt hat und bei der Ben Granfelt Band gute Unterhaltung, unaufgesetztes Amusement und absolute handwerkliche Klasse Hand in Hand gehen. Das Leben kann ja manchmal so süß sein!

(Fotos: Peter Schepers)

 

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