BAP

Rockpalast

Rockpalast 18.11.1996 - Koblenz

( English translation by Google Translation by Google )

DVD-Review

Reviewdatum: 19.01.2009
Jahr: 2008

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Redakteur(e):

Epi Schmidt


Rockpalast 18.11.1996 - Koblenz, EMI Music, 2008
Mario ArgandonnaPercussion, Gesang
Alexander BüchelKeyboards
Klaus HeuserGitarre, Gesang
Werner KopalBass
Wolfgang NiedeckenGesang, Gitarre
Jens StreiflingGitarre, Gebläse, Mandoline, Gesang
Hans WollrathLive-Sound
Jürgen ZöllerSchlagzeug
Produziert von: Gerd F. Schultze Länge: ca. 192 Min 00 Sek Medium: DVD
01. Rockpalast-Trailer16. Wenn Et Bedde Sich Lohne Däät
02. Nix Wie Bessher17. Völlig Egal
03. Mehm Mich Met18. Amerika
04. Ne Schöne Jroos19. Kristallnaach
05. Silver Und Jold20. Amok
06. Fortsetzung Folgt21. Denn Mer Sinn Widder Wer
07. Saach, Wat Ess Bloss Passiert?22. Verdamp Lang Her
08. Wie die Sichel Vum Mohnd23. Widderlich
09. Frau, Ich Freu Mich24. Wahnsinn
10. Hungry Heart25. Ohm Naasse Asphalt
11. Alexandra, Nit Nur Du26. Helfe Kann Dir Keiner
12. Novembermorje27. Do Kanns Zaubere
13. Paar Daach Fröher28. Vis A Vis
14. Wie Ne Blaue Ballon29. Waschsalon
15. Anna30. Wellenreiter
Bonus:
"Gänsehaut"-Momente (Musiker-Zitate)Trailer BAP Rockpalast Grugahalle 1986
Trailer BAP Rockpalast Loreley 1982

Der jahrzehntelange BAP-Schlagzeuger Jürgen Zöller konnte erst vor wenigen Monaten seinen 60. Geburtstag feiern, was wohl nicht nur mir wieder in Erinnerung gebracht hat, wie lange es diese Band schon gibt. In solch langer Zeit - das 30. Jubiläum ist längst vorbei - häutet sich eine Band auch einige Male, sprich: ändert sich die Besetzung und wenngleich aktuell eine äußerst homogene Truppe am Start ist, so ist natürlich die "Ur-Band" schon Kult. Damals, noch mit "Schmal", dem "Effendi" und natürlich dem "Major".
In jene Zeiten kann man mittels der "BAP - Rockpalast - DVDs" jetzt problemlos springen und die "guten alten Zeiten" aufleben lassen.
1996 waren BAP natürlich längst nicht mehr die "Müsli-Band", als die sie in Anfangszeiten von manchen gern gesehen wurden (und mit Müsli-Man ja auch Vorschub geleistet hatten). Eine der besten deutschsprachigen Bands, mit enormem Fankreis, hatte sich entwickelt und ging aus fast jedem Personalwechsel gestärkt hervor. Trotzdem, so schien es mir, hatten sich ab Anfang der 90er doch etwas die Kanten und Ecken abgeschliffen und die Alben waren stellenweise recht glatt geworden. Das wird oft und gern dem "Major" angekreidet, der den (Gitarren-) Sound doch gern etwas überfrachtete.
Live sah das überwiegend, zum Glück, anders aus. Da merkte man selten was von Unstimmigkeiten und die Band verstand es nach wie vor, "die Hütte" zum Beben zu bringen. So wie auf dieser DVD, die Sporthalle Oberwerth, am 18.11.1996. In den Bonus-Schnippseln erzählen die einzelnen Musiker, wo im Konzert ihr persönlicher Gänsehautmoment ist. Für mich ist der von Wolfgang Niedecken der plausibelste und der kommt auch am besten: Wenn er zusammen mit dem "Major", zu Beginn, vor den Vorhang tritt und sie nur zu zweit anfangen Nix Wie Bessher zu spielen. Das ist schon die halbe Miete des Abends und wenn dann der Vorhang fällt und die Band einsteigt, ist der erste "Gänsehautmoment" da.
Dass der Vorhang nicht ganz fällt, sondern sich noch kurzzeitig an der Quer-Traverse verheddert, stört überhaupt nicht, sondern verleiht dem Ganzen einen charmanten "nicht-zu-perfekt" Touch.

Bereits mit dem zweiten Song, Nemm Mich Met ist die Halle restlos gewonnen. Trotz des schwierigen Dialektes, sind BAP-Fans textsicher wie kaum andere Fans und so dröhnt hier schon lautstark: "Nemm mich met, einfach met, irgendwohin, wohin weiß ich nit ... " durch die Sporthalle und alles hüpft und klatsch dazu im Takt. Gnadenlos schiebt die Band den Abgeh-Rocker Ne Schöne Jroos hinterher, auf dass das letzte T-Shirt durchnässt wird. Ein Fingerzeig Niedeckens genügt und der Saal brüllt das benötigte "gefühlsecht!!!". Wie angedeutet, "fährt" Klaus "Major" Heuser einen Sound, der mir viel zu verzerrt und effektüberladen ist. Da hat es der Rest schwer Akzente zu setzen und Wolfgang Niedecken hatte es zu diesen sowieso fast gänzlich aufgegeben, auf der Bühne Gitarre zu spielen. Mit Jens Streifling hatte man ja dafür einen Mann, der sich recht wacker schlug und zur Not greift auch Perkussionist Mario Argandona mal zur Akustischen.
Jürgen Zöller saß da schon einige Jahre hinter der "Schießbude" und hatte 1996 mit Werner Kopal endlich seinen Traumpartner am Bass bekommen. Die ausgezeichnete Leistung der Beiden hat großen Anteil an der grandiosen Show dieses Abends.
Es war natürlich die "Amerika"-Tour und entsprechend auch einige Lieder aus dem Album im Programm. Und die gefallen mir hier im Allgemeinen auch besser als auf Platte. Kommen irgendwie "erdiger".
Für BAP eher ungewöhnlich und nicht so mein Geschmack ist das funkige Saach, Wat Ess Bloss Passiert?, aber wie Zöller, Kopal und Argandona da grooven, das hat schon was. Die Session mit Bruce Springsteen in Berlin, zu dessen Hungry Heart Video war noch nicht solange her und dieses Lied landete, nach all dem Spaß, auch im BAP-Programm. Oder, wie es Niedecken ankündigt: "Hier ist ein Stück vom Meister selbst". Mir is' lieber, der Wolfgang singt deutsch.

Ansonsten hat Wolfgang Niedecken das Geschehen voll in der Hand, dirigiert problemlos die Menge, erzählt, kündigt die Songs perfekt an und plaudert auch mal ein paar Sätze. Das kommt völlig locker und unaufgesetzt und bleibt doch stets interessant.
Selbst wenn er die Band vorstellt, agiert Niedecken so geschickt, dass es richtig Spaß macht ihm zuzuhören. Hier wird auch klar, woher der Titel für Zöllers Buch kommt: "Am Schlagzeug: Jürgen Zöller selbst!".
Die Setlist mischt geschickt neuere Songs mit alten Fan-Favoriten, nimmt auch mal Fahrt heraus, aber zieht auch immer wieder, nahezu übergangslos, Tempo und Stimmung an.
Da wird mit Anna links geblinkt um dann mit Wenn Et Bedde Sich Lohne Däät auf die Überholspur zu wechseln und mit Völlig Ejal weiter zu rocken.
Eine Gänsehautnummer der anderen Art, ist und bleibt Kristallnaach, hier mal etwas anders gespielt, mit viel Atmosphäre, zu der das rhythmische Klatschen aus dem Publikum nicht so recht passen will.
Da sind erst zwei Drittel vom Programm durch, aber jetzt werden die Zügel auch immer mehr angezogen. Amok, das unvermeidliche Verdamp Lang Her, Widderlich, der Mitsing-Favorit Helfe Kann Dir Keiner und am Schluss Waschsalon und Wellenreiter. Eine erledigte und überglückliche Menschenmenge bleibt da zwangsläufig zurück.
Und vor dem Fernseher sieht's nicht viel anders aus. Für BAP-Fans ist das Teil sowieso Pflicht, aber auch andere Rockfans - und selbst Düsseldorfer - sollten sich hiermit gute drei Stunden gute Laune verschaffen können. Ein Stück deutsche Rockgeschichte erhält man obendrein.

Epi Schmidt, 19.01.2009

 

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