BAP

Live & Deutlich

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 20.12.2018
Jahr: 2018
Stil: Deutsch Rock

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Redakteur(e):

Epi Schmidt


BAP
Live & Deutlich, Universal Music, 2018
Wolfgang NiedeckenGesang, Gitarre
Michael NassTasteninstrumente, Gesang
Ulrich RodeGitarren, Gesang
Sönke ReichSchlagzeug
Marius GoldhammerBassgitarre, Kontrabass
Anne De WolffGeige, Bratsche, Cello, Gesang, u.v.m.
Christoph MoschbergerTrompete
Axel MüllerSaxophon, Klarinette, Duduk
Johannes GoltzPosaune
Gäste:
Hannes RinglstetterGesang und Gitarre CD 1 / 14
Werner SchmidbauerGesang und Gitarre CD 1 / 14, 15
Martin KälbererHang und Gesang CD 1 / 15
Produziert von: Niko Faust Länge: 158 Min 32 Sek Medium: CD
CD 1:
01. Tara's Theme (Intro)09. Bahnhofskino
02. Drei Wünsch frei10. Jupp
03. Waschsalon11. Frau, ich freu mich
04. Psycho Rodeo12. Dausende vun Liebesleeder
05. Diss Naach ess alles drin13. Anna
06. Reinrassije Stroossekööter14. Du jehs nirjendwo hin
07. Chippendale Desch15. Noh Gulu
08. Et ess, wie 't ess16. Wie schön dat wöhr
CD 2:
01. Du kanns zaubre08. Nix wie bessher
02. Nemm mich met09. Jebootsdaachspogo
03. Absurdistan10. Aff un zo
04. Vision vun Europa11. Suwiesu
05. Kristallnaach12. Verdamp lang her
06. Arsch huh, Zäng ussenander13. Jraaduss
07. Ruut-Wiess-Blau Querjestriefte Frau14. Heimweh noh Kölle (Outro)

Braucht's das, noch ein weiteres BAP-Livealbum?
Immerhin stehen da bereits sieben Stück an der Zahl in der Diskografie und ein Schwung DVDs kommt noch hinzu. Und auch von der aktuellen Besetzung wurde ja bereits Live-Material veröffentlicht.
Aber, erstens outet sich Wolfgang Niedecken als Fan von Live-Alben und zweitens gibt’s durchaus noch mehr Gründe für die neue “Doppel-Live“. Da wäre Niedeckens Soloalbum “Reinrassje Strooßeköter“, durch welches er eine neue Leidenschaft für den “New Orleans-Sound“ entwickelte. Da wären die Bläser-Sektion, die aus diesem Grund in die Band integriert wurde und die so toll bei den Konzerten harmoniert. Und da wäre der Mitschnitt des Münchner Konzertes vom 6. Juni 2018, den der Mann am Mischpult heimlich machte und und bei Niedecken bestens ankam.
Ein BAP-Konzert ausgerechnet tief in Bayern aufgenommen? Ja, auch das macht Sinn, denn der Circus Krone war ja schon für andere Musikgrößen, etwa die ROLLING STONES, Kulisse.
So gesehen passt das alles zusammen und wenn am Ende noch eine paar lokale Gäste dabei sind, umso besser. Aber dazu später mehr.

Zum Louisina-Feeling passend, läuft als Intro die Titelmelodie des Filmklassikers “Vom Winde verweht“, bevor die Band mit Drei Wünsch Frei äußerst druckvoll einsteigt. Klar, die drei zusätzlichen Bläser machen da schon ordentlich Dampf und schieben das Ding ordentlich an, ohne das zuzumatschen. Da bleibt jede Menge Platz für Michael Nass' Orgel oder für die Gitarre von Ulrich Rode. Mir gefällt der Sound der Band ausgesprochen gut. Ein Leichtes wäre es, auf Berufsjugendliche zu machen und mittels härterem, verzerrterem Sound Power zu erzeugen. Stattdessen setzt man eher auf die Gegenrichtung und dosiert gezielt. So rockt der unsterbliche Waschsalon eher in einem 50er Rock'n'Roll-Flair, gepusht durch die Bläser-Abteilung. Party bereits zu diesem frühen Zeitpunkt im Konzert!
Auch in Psycho Rodeo, mit seinem rootsmäßigen Sound, lässt für mich das Album “Comics & Pinups“ plötzlich in einem ganz neuen Licht stehen. Und das geht einem mit vielen Songs hier so. Oder im rechten Licht, denn mit den neuen Leuten auf der Bühne konnte endlich Diss Naach ess alles drin wieder mit dem legendären Trompeten-Intro gespielt werden.
Also, das ist schon ganz klasse, wie diese Truppe groovt und harmoniert. Vielleicht ist im direkten Vergleich die “jugendliche Frische“ nicht mehr so vorhanden, aber das macht der erdige Roots-Klang locker wett. Jupp konnte ich mir jahrzehntelang kaum anders vorstellen, als in der Originalversion, aber wenn ich mir das hier anhöre, das hat wieder diese Momente, die einem die Gänsehaut über den Nacken laufen lassen.
Oder Frau, ich freu mich, wenn die Bläser das Motiv nach Vorne treiben, welches sonst eher verhaltener vom Keyboard gespielt wurde. Und dabei stehen die Songs neueren Datums, wie Dausende von Liebesleeder den Klassikern nicht einmal groß nach. Da geht’s im Gegenteil sogar fast noch mehr ab!

Ich will da die früheren Besetzungen von BAP nicht abwerten, die hatten alle ihre Qualitäten und haben uns denkwürdige Konzerte und Platten beschert. Trotzdem hat die aktuelle Version von Niedeckens BAP – wie die Band ja seit Jahren wieder heißt – schon wirklich außergewöhnliche Qualitäten. Den sattsam bekannten Hits gerecht zu werden und trotzdem etwas Neues daraus zu machen und gleichzeitig die neuen Songs, wie alte Bekannte klingen zu lassen, da kann man fast schon sagen: Die Band kann zaubre!
Und ihren Anteil an diesem – wie an jedem – BAP-Konzert haben natürlich auch die Fans, die einen Song wie Nemm mich met erst zu dem Erlebnis machen, der er auch hier wieder ist und selbst den heimischen Zuhörer sich wie mittendrin fühlen lässt. Stellvertretend für viele andere Szenen seien hier die sich perfekt ergänzenden Soloparts der Instrumentalisten genannt. Ganz stark erneut: Gitarrist Rode.
Klar, besonders in diesen Zeiten kommt man an Kristallnaach nicht vorbei und erst recht muss Arsch huh, Zäng ussenander folgen. Wie ein Mann, marschieren Niedeckens BAP hier ein machen ihre Anti-Nazi-Haltung mehr als deutlich.
Aber letztlich ist eis eine Konzert, welches ja Spaß machen soll und so folgt die Ruut-Wiess-Blau Querjestriefte Frau im JJ Cale-Gewand, was logischer Weise für Mitklatsch-Begeisterung sorgt. Und die geht dann praktisch bis zum Ende durch: Nix wie bessher, Aff un zo, Verdamp lang her, Jraaduss..., jeder Titel toll gespielt, mit neuen Akzenten, hervorragendem Sound und einer ansteckenden, lockeren Art, die vielleicht gar nicht so funktioniert hätte, hätte die Band gewusst, dass sie hier aufgenommen wird.
Ach ja, eine Info schulde ich noch: Das Münchner Dreigestirn Werner Schmidbauer, Martin Kälberer und Hannes Ringelstetter gastiert beim Dylan/The Band-Evergreen You Ain't Going Nowhere, auf gut kölsch Du jehs nirjendwo hin. bzw. beim darauffolgenden Noh Gulu. Durchaus eine weitere Bereicherung.
Und schließlich zu meiner eingangs gestellten Frage, ob's das braucht.
Da muss man ganz einfach mal live und deutlich sagen: Ja, das braucht's!

Epi Schmidt, 19.12.2018

 

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