Band Of Horses Mirage Rock, Sony, 2012 |
Benjamin Bridwell | Vocals, Guitar | |||
Tyler Ramsey | Guitar, Piano, Vocals | |||
Creighton Barrett | Drums | |||
Ryan Monroe | Keyboards, Vocals | |||
Bill Reynolds | Bass, Vocals | |||
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01. Knock Knock | 07. Electric Music | |||
02. How To Live | 08. Everything's Gonna Be Undone | |||
03. Slow Cruel Hands Of Time | 09. Feud | |||
04. A Little Biblical | 10. Long Vows | |||
05. Shut In Tourist | 11. Heartbreak On The 101 | |||
06. Dumpster World | ||||
Wenn sich eine relativ junge Truppe wie die amerikanischen BAND OF HORSES mit einem alt gedienten Produzenten wie dem Briten Glyn Johns zusammen tun, verfolgen sie offenbar einen bestimmten Ansatz, eine Philosophie. Glyn Johns steht für Classic-Rock, arbeitete bereits in den Sechzigern als Tontechniker mit den STONES, LED ZEPPELIN und den BEATLES, produzierte in den Siebzigern THE WHO, HUMBLE PIE, Joan Armatrading und Eric Clapton, später dann noch Künstler wie John Hiatt und Joe Satriani, zuletzt verantwortete er noch das aktulle Ryan Adams Album.
Und, tatsächlich, "Mirage Rock" klingt irgendwie verdächtig nach einem Classic-Rock Sammelsurium. Eine feine Platte von jungen Musikern, die den guten, alten Zeiten Tribut zollen möchten. Viel Siebziger Jahre Ideen klingen durch, reichlich geschmeidige Harmonien im besten und bittersüßesten Westcoast-Idiom. Man höre nur Slow Cruel Hands Of Time, diese elegant und formschön dahin gleitende Gesangsreminiszenz an die EAGLES, AMERICA bzw. CROSBY STILLS & NASH.
Der bisweilen an die FLEET FOXES erinnernde, engelsgleiche, hohe Satzgesang der Band taucht die manchmal durchaus rockigen Bestrebungen der Combo immer wieder in ein schimmerndes und irgendwie versonnenes Umfeld. Richtiger Rock geht natürlich anders. Die BAND OF HORSES schrammelt sich mit dem BEACH BOYS Harmonie-Buch im Handgepäck durch charmante Up-Tempo Songs wie A Little Biblical und das stürmische Feud, die auch auf Matthew Sweets "Girlfriend" nicht unangenehm aufgefallen wären. Sehr reizvoll.
Electric Music wiederum klingt wie 70's ROLLING STONES, jedoch ohne Bierdunst, Vodkaflecken und Kokslinien.
Das eigentümliche Zwittergebilde Dumpster World verbrüdert auf naiv liebenswürdige Art AMERICAs Harmony-Vocals mit stakkatohaftem Mitneunziger Indie-Rock. Abgefahren.
Im Country-Schmachtfetzen Long Vows finden die Amis letztlich ihre Bestimmung, machen sich auf in Richtung Joshua Tree und schlendern geruhsam über Gram Parsons Asche. Das tragische Heartbreak On The 101 badet schließlich in Streichern und klingt wie ein tränenerstickter Melancholieanfall des Kollegen Ryan Adams.
"Mirage Rock" lässt es sich nicht nehmen, mit kleinen Überraschungen aufzuwarten. Die verträumten Pferdeflüsterer aus Seattle satteln also ihre Gäule und erkunden erfolgreich ein paar neue Landschaften.