23. & 24. Juni 2006, Balingen, Messegelände

Zum elften Mal veranstalteten die Kollegen vom 'Heavy oder was?' ihr 'Bang Your Head'-Festival, dieses Jahr unter dem Motto 'Allied forces', als kleine Hommage an den Auftritt von TRIUMPH-Mastermind Rik Emmett. Immerhin zum fünften Mal in Folge war die kleine Hooked on Music-Delegation am Start, und entsprechend vertraut waren einem viele Dinge im Ablauf und in der Organisation.

Eine kleine Neuerung gab es jedoch auch in diesem Jahr. Aufgrund von Sicherheitsauflagen war Anzahl der Wellenbrecher vor der Bühne erhöht worden. Außerdem hatte man die Bühne um ein paar Grad Richtung Südwesten gedreht, womit sich das Publikum leicht anders auf dem Gelände verteilte. Zunächst war das zwar etwas ungewohnt, doch insgesamt nur ein weiteres kleines Mosaiksteinchen um die Qualität der Veranstaltung weiter zu erhöhen.

Freitag, 23. Juni 2006

Hellfueled

Um zehn Uhr morgens sind HELLFUELED die erste Band, die sich daran macht dem Publikum gehörig einzuheizen. Sänger Andy Alkman (was für ein Name!) kling wie Ozzy zu seinen besten Zeiten, und geradezu zwangsläufig verleiht dies den schwedischen Newcomern eine ordentliche BLACK SABBATH-Schlagseite. Allerdings schlagen HELLFUELED tendenziell eher forschere Klänge an, als die Urväter des Doom und entgehen damit auch gleich dem Verdacht über keine eigene Identität zu verfügen.

Die Band gibt sich engagiert, was vom Publikum wohlwollend honoriert wird und setzt mit Songs wie Midnight lady oder Born II rock erste Ausrufezeichen. Auch wenn HELLFUELED alles andere als ein Paradebeispiel für modernen und zeitgemäßen Metal sind, dieser Band gehört die Zukunft.

Hellfueled Hellfueled

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Communic

COMMUNIC sind kurzfristig für EXODUS ins Billig gerutscht. Obwohl die Norweger landauf, landab mit enormen Vorschusslorbeeren bedacht wurden finde ich überhaupt keinen Zugang zu ihrem Sound. Ich empfinde die Band als 'rotzlangweilig', und es gelingt ihnen einfach nicht mit ihren überlangen Stücken den Funken zu mir überspringen zu lassen.

Klar, spielen können sie, wenngleich auch das eine oder andere Arrangement etwas holperig wirkt, aber wenn man mit ihren Alben nicht vertraut ist, dann tut man sich doch extrem schwer an ihnen Gefallen zu finden. Die Reaktionen im Publikum zeigen aber, dass es genug Besucher gibt, die völlig anderer Meinung sind und tierisch Spaß an der Band haben. Jedem so, wie er mag.

Communic Communic

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Leatherwolf

Setlist: Rise and fall, Street ready, Gypsies and thieves, Live or die, Derailed, Season of the witch, Thunder, Spiter, The calling

Ganz ehrlich? Von LEATHERWOLF hatte ich mir mehr versprochen. Ohne jetzt in die ,früher war alles viel besser'-Litanei verfallen zu wollen, hatte ich die Band doch wesentlich aufregender in Erinnerung. Das lag jetzt nicht einmal an Wade Black (SEVEN WITCHES, CRIMSON GLORY), der mittlerweile für den Gesang zuständig ist, aber irgendwie fehlte dem Auftritt der letzte Kick.

Zugegeben, ich hätte mir auch die eine oder andere Nummer mehr als nur Thunder und den Titeltrack von "Street ready" gewünscht, allerdings setzen LEATHERWOLF an diesem Tag generell mehr auf ihre power-metallischen, denn auf ihre melodischen Stücke. So bietet die Band unter dem Strich einen soliden Auftritt, aber mehr auch nicht.

Leatherwolf Leatherwolf

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Flotsam and Jetsam

Setlist: Hammerhead, Master sleeps, Hard on you, Swatting at flies, No place for disgrace, Escape from within, Secret square

High noon mit FLOTSAM & JETSAM. Das heißt erst einmal, dass härtetechnisch und hinsichtlich des Energielevels eine gehörige Schippe drauf gepackt wird. Die Band um Erik A.K. macht eigentlich alles richtig und setzt vor allem auf das thrashige Material ihrer ersten Alben. Der Auftritt macht allerdings auch sehr deutlich, warum METALLICA und nicht die Band aus Phoenix, Arizona zu Weltstars wurden. FLOTSAM & JETSAM klingen irgendwie immer ein wenig hektisch und zerfahren. Bevor man einmal konsequent auf den Punkt kommt und einen Wirkungstreffer landet, baut man lieber noch einen Extra-Schlenker ein. Nett, aber manchmal kommt man sich doch so vor, als sei gerade ein ICE an einem vorbei gerauscht. Ein paar mehr griffige Hooks hätten wahre Wunder wirken können.

Schade auch, dass die Band die Gelegenheit verpasst mit ihrem Song Der Führer ein eindeutiges Statement gegen Rechts vor der imposanten Kulisse abzugeben. Da war wohl die Angst zu groß, die eine oder andere Passage könnte missverstanden oder von den Falschen als Hymne zweckentfremdet werden.

Flotsam & Jetsam Flotsam & Jetsam

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Vengeance

Setlist: Take it or leave it, Rock 'n' Roll shower, Back in the ring, No mercy, May heaven strike me down, Arabia, Power of the rock

Was haben wir alles schon für überflüssige und enttäuschende Reunion-Shows gesehen. Der Auftritt von VENGEANCE gehört allerdings definitiv nicht in diese Kategorie. Die Niederländer nehmen Balingen schon mit dem Opener Take it or leave it im Sturm und bestätigen eindrucksvoll ihren Ruf als eine der unterhaltsamsten Livebands dieses Planeten.

Vengeance Natürlich sind die vergangenen Jahre nicht spurlos an Leon Geowie und der runderneuerten VENGEANCE-Besetzung vorbei gegangen, doch in Punkto Entertainment und Spielfreude sehen die meisten jüngeren Bands im direkten Vergleich verdammt alt aus. Der Spaßfaktor wird ganz groß geschrieben, der Partycharakter der Show eindeutig in den Mittelpunkt gerückt. Da passt es perfekt ins Bild, dass zum Titelsong des aktuellen Albums "Back in the ring" mit vier leicht bekleidete Nummerngirls Boxkampfatmosphäre auf der Bühne Einzug hält.

Auch der zweite aktuelle Song No mercy fügt sich nahtlos in das Best of-Programm ein, und sorgt genau so für Stimmung wie die Klassiker der Marke Rock 'n' Roll shower oder das unwiderstehliche May heaven strike me down. VENGEANCE sammeln Sympathiepunkte durch ihr lockeres und zwangloses Auftreten und spätestens als Leon, der Rudi Carell des Heavy Metal, zum Finale unter frenetischen Anfeuerungsrufen des Publikums sich literweise mit Wasser und Bier übergießt, weiß man was einem viele Jahre lang gefehlt hat. Eine schnörkellose Rock 'n' Roll-Band, die mit einem schelmischen Augenzwinkern Klischees zelebriert, sich selbst nicht ernster als unbedingt nötig nimmt, und bei der trotz mancher Clownerei die Qualität nicht auf der Strecke bleibt. Schön, dass ihr wieder da seid, Jungs!

Vengeance Vengeance

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Raven

Setlist: Take control, Live at the inferno, Lambs to the slaughter, All for one, Breaking you down, Rock until you drop, Speed of the reflex, Mind over Metal, Break the chain, I don't need no doctor/Dog eat dog/Symptom of the universe, Break the chain (Reprise)

An dem grandiosen Auftritt von VENGEANCE hätten sich auch ganz andere Kaliber wie RAVEN die Zähne ausgebissen. Doch RAVEN werfen ihre dreißigjährige Erfahrung als Liveband in die Waagschale, zaubern eine recht überzeugende Setlist hervor und geben einfach ordentlich Gas.

Zugegeben, ich war nie der große RAVEN-Fan und werde es wohl auch nicht mehr werden, aber der Auftritt hatte durchaus seine reizvollen Momente und sei es auch nur, wenn Tausende gemeinsam den markanten Refrain von All for one anstimmen. Ein solider, unterhaltsamer Auftritt, irgendwo auch ziemlich genau das, was ich von RAVEN erwartet habe, ohne jetzt gleich ganz große Begeisterungsstürme bei mir hervorzurufen.

Raven Raven

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Jon Oliva's Pain

Setlist: Pain, Sirens, Agony and ecstasy, Jesus saves, The dark, People say gimme some hell, Hounds, Gutter ballet, Time to die, Hall of the mountain king

Eigentlich ist es ja so etwas von egal, wie Jon Oliva seine jeweilige Band nennt, denn in gewisser Weise kann der Gute zum Glück nicht aus seiner Haut, so dass am Ende doch immer wieder SAVATAGE dabei heraus kommt.

So versprüht auch der Auftritt von JON OLIVAS PAIN jede Menge SAVATAGE-Flair, zumal lediglich drei Songs ihren Weg auf die Setlist finden, die nicht von einem SAVATAGE-Album stammen. Dem Publikum kommt das durchaus entgegen und Sirens, Hounds und der "Streets"-Doppelpack Agony and ecstasy/Jesus saves werden begeistert aufgenommen. Gutter ballet ist und bleibt eins der großartigsten Stücke Musik, die je komponiert wurden und sorgt auch noch beim tausendsten Hördurchgang für eine Gänsehaut.

Das obligatorische Hall of the mountain king beschließt einen überzeugenden Auftritt, und lässt ein zufriedenes Publikum mit der Erkenntnis zurück, dass so lange Jon Oliva seinen Hintern auf eine Bühne oder in ein Aufnahmestudio geschleppt bekommt, die Musik von SAVATAGE weiterleben wird. Irgendwo ein schöner und beruhigender Gedanke.

Jon Oliva's Pain Jon Oliva's Pain

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Death Angel

So ganz habe ich den Rummel um DEATH ANGEL nie verstanden. Da haben wir eine solide Thrash-Band, die Band im Laufe ihrer Karriere ein paar ordentliche Schädelspalter und Nackenbrecher eingetrümmert hat. Nicht mehr und nicht weniger, und wenn wir ehrlich sind, dann trifft das auch auf gefühlte 5.732 andere Thrash-Bands in gleichem Maße zu.

Okay, da ist dann noch der Exoten-Bonus. Alle Bandmitglieder der Originalbesetzung waren um ein paar Ecken miteinander verwand, blutjunge Teenies und stammen ursprünglich von den Philippinen, als sie in der Bay Aera Mitte der Achtziger ihre erste Erfolge sammeln konnten und von METALLICAs Kirk Hammet unter ihrer Fittiche genommen wurden. Und? Sind sie deswegen besser wie die anderen 5.731 soliden Thash-Bands dieses Planeten?

DEATH ANGEL legen wie erwartet einen soliden, kurzweiligen Auftritt auf die Bühenbretter und beeindrucken durch ihr hohes Energielevel und engagiertes Stageacting. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Das ist ganz unterhaltsam, aber kein Grund um vor Begeisterung jetzt völlig aus dem Häuschen zu geraten.

Death Angel Death Angel

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Helloween

Setlist: The king for a thousand years, Eagle fly free, A tale that wasn't right, If I could fly, Power, Halloween, Future world, Mrs. God, I want out, Dr. Stein, Headless cross (with Tony Martin)

Helloween Zu "Keeper of the seven keys"-Zeiten war ich der totale HELLOWEEN-Fan, eine Zuneigung, die im Laufe der Jahre allerdings merklich abkühlte. Ein paar mal hab ich HELLOWEEN auch später noch live gesehen, und richtig daneben waren sie eigentlich nie. Dazu stehen zu versierte Musiker auf der Bühne, die zudem noch über einen nahezu unerschöpflichen Fundus an erstklassigen Songs verfügen. Eigentlich kann da nicht viel schief gehen, vor allem wenn sich die Setlist mit dermaßen bewundernswerter Konsequenz an die drei "Keeper of the seven keys"-Alben klammert.

Der Weise schweigt jedoch, wenn ihm nur leere Worte zur Verfügung stehen. Ach, hätte Andi Deris das an diesem Tag doch berücksichtigt. Hätte er einfach seine Songs gesungen, es wäre okay gewesen. Doch Deris quasselt in einer Tour und selten hat man so sinnentleertes Gefasel in solch einer Konzentration auf einer Konzertbühne erlebt. Dazu die ständigen Spitzen des Badensers gegen die schwäbischen Gastgeber. Mensch, Andi hast du so etwas echt nötig, zumal schon aus geringeren Anlässen Bürgerkriege vom Zaun gebrochen wurden?

Und dann versetzen sich HELLOWEEN selbst den Todesstoß. Zur Zugabe kommt Tony Martin auf die Bühne und singt mit der Band den BLACK SABBATH-Klassiker Headless cross. Zwischen kitschig-grellbunten Plastikkürbissen wirkt die Nummer zwar sehr befremdlich, ist aber in musikalischer Hinsicht die Sternstunde des Tages. Ach hätten HELLOWEEN an diesem Tage doch ausschließlich BLACK SABBATH-Songs mit Tony Martin am Gesang gespielt, und sie hätten einen Auftritt hingelegt, von dem man noch seinen Enkeln vorschwärmen würde. So aber bleibt trotz des überwältigenden Finales ein äußerst fader Nachgeschmack.

Helloween Helloween

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Foreigner

Setlist: Double vision, Head games, Dirty white boy, Cold as ice, Starrider, Feels like the first time, Urgent, Juke box hero, Hot blooded

Foreigner Weia, was hatte es im Vorfeld für Diskussionen um FOREIGNER gegeben. Während viele der Band grundsätzlich die Berechtigung absprachen Teil des BYH zu sein, gab es auch eine nicht zu geringe Fraktion, die sich daran störte, dass vom Original-Line up lediglich Gitarrist Mick Jones auf der Bühne stand, während die Stimme von FOREIGNER, Lou Gramm, zeitgleich mit eigener Band durch die USA tourte.

Ich hatte dagegen von Anfang an ein gutes Gefühl hinsichtlich dieses Auftritts, wenngleich ich heute noch mit Entsetzen an FOREIGNERs weichgespülten Rock am Ring-Auftritt 1985 mit Gospelchor zurückdenke, bei dem die Band das Gelände regelrecht leerspielte. Den Rockern war es zu seicht, die Schnulzies gingen nach I want to know what love is.

Foreigner Mein Gefühl sollte mich nicht trügen, denn die alten Recken zeigten es den Buben und Mädels vor der Bühne so richtig. Die perfekt auf ein Festival der härteren Gangart abgestimmte Songauswahl fesselte vom ersten Moment an. Kelly Hansen ließ durch einen sympathischen und engagierten Auftritt erst gar keine Gedanken an Lou Gramm aufkommen und Mick Jones bewies sich als echter Rocker. FOREIGNER überzeugten auf ganzer Linie mit einem energiegeladenen Auftritt, bei dem so manchem Besucher, der vorher noch milde über die Band gelächelt hatte, die Kinnlade nach unten klappte. Hit folgte auf Hit, wobei Gesülze wie Waiting for a girl like you erfreulicherweise außen vor blieb.

Doch FOREIGNER so ganz ohne Balladen, das geht irgendwie auch nicht. Hätte mir allerdings vor der Show jemand gesagt, dass die Band dafür ihr göttliches (und völlig unterbewertetes) Starrider von ihrem ersten Album ausgraben, ich hätte es nicht geglaubt. Das ich den Song einmal in meinem Leben live hören durfte, adelte den Auftritt zusätzlich.

Ein grandioser Auftritt, wobei ich gerne zugebe: So stark hatte ich FOREIGNER bei allem Vertrauen in die Qualitäten der Band dann doch nicht erwartet.

Foreigner Foreigner

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In Flames

IN FLAMES als Headliner aufzubieten war sicher eine mutige Entscheidung der Verantwortlichen. In der Regel ist der Platz als letzte Band des Tages auf dem BYH wenn schon nicht TWISTED SISTER oder wenigstens Dee Snider, dann zumindest einer gestandenen Band, mit wenigstens zwanzig erfolgreichen Jahren in der Metal-Szene vorbehalten. Dagegen sind IN FLAMES trotz rasant ansteigender Beliebtheit in den vergangenen Jahren immer noch echte Newcomer. Außerdem fällt die Wahl dann doch eher auf musikalisch weniger polarisierende Bands. Bei aller Liebe: Melodic Death kann man mögen, muss man aber nicht.

In Flames Trotzdem: Nach dem Auftritt der Göteborger bleibt nur ein Fazit. Mit diesem Headliner hat man alles, aber auch wirklich alles richtig gemacht. Ja, ich gehe sogar noch einen Schritt weiter: IN FLAMES waren einer der überzeugendsten Headliner, der je auf diesem Festival zu erleben war.

Fragt nicht nach einer detaillierten Setlist. Die spielt bei einem Gesamtkunstwerk wie IN FLAMES ohnehin nur eine untergeordnete Rolle. One quiet place, Leeches und Take this life sind am Start, genauso Klassiker wie Colony, Graveland oder Behind space. Viel wichtiger: IN FLAMES machen ihrem Namen alle Ehre und liefern eine gigantische Pyroshow ab, wie man sie nicht alle Tage zu sehen bekommt.

Selbst wer mit der Musik weniger anfangen kann, erliegt der beeindruckenden Performance der Band und ist so fasziniert, dass an ein vorzeitiges Verlassen des Geländes zu keiner Sekunde zu denken ist. Dass die Band zwischen Flammenfontänen und Konfettiregen trotzdem musikalisch überzeugt und nicht zum reinen Showact verkommt spricht zusätzlich für die Schweden. Ein großartiger und würdiger Abschluss des ersten Festivaltages, bei dem IN FLAMES neben FOREIGNER und VENGEANCE zu den großen Gewinnern gerechnet werden müssen.

In Flames In Flames

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Samstag, 24. Juni 2006

Powerwolf

Setlist: Mr. Sinister, We came to take your souls, Demons and Diamonds, Montecore, The evil made me do it, The kiss of the Cobra king, Lucifer in starlight

Der Samstagmorgen beginnt mit einer faustdicken Überraschung. POWERWOLF überzeugen mit einer unterhaltsamen Show, bei der die Band mit dem rumänischen Frontman im Dracula-Outfit Attila Dorn kein transylvanisches Klischee auslässt. Kein Song in dem sich nicht Horden von Untoten, Vampiren, Wer- und sonstige Wölfen tummeln.

POWERWOLF grenzen sich durch Atillas extravaganten Gesang zwischen Rock und Oper von der Masse der Mitbewerber im Power Metal ab, wenngleich dieser heute aufgrund gesundheitlicher Probleme des Sängers nicht immer hundertprozentig auf den Punkt kommt. Dazu kommt die Theatralik der Bühneperformance, und spätestens als der knuffige 'Powerwolf' über die Bühne und durchs Publikum schwänzelt, sollte auch dem Letzten klar geworden sein, dass die Band auch über eine gehörige Portion Humor und Selbstironie verfügt. POWERWOLF haben und machen Spaß und können damit mehr bieten als manch namhaftere Band auf dem Festival.

Powerwolf Powerwolf

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Anvil

Setlist: 666, School love, Winged assassins, This is thirteen, Forged in fire, Mothra, Metal on Metal

Drei Dekaden im Geschäft und dann auf einem Festival als zweite Band auf die Bühne zu müssen. Großer Erfolg sieht sicher anders aus. Wie die Band allerdings mit dieser Konstellation umgeht, belegt auch, dass ANVIL als Band immer ihre Bodenhaftung bewahrt haben. Die Kanadier reißen sich den Allerwertesten auf und spielen einen engagierten Auftritt, dass es eine wahre Pracht ist.

Sänger Lipps grinst permanent über alle Backen, nur einmal wird er ernst, als er in der Ansage den Unterscheid zwischen Ted Nugent und ANVIL erklärt. Im Gegensatz zum Motorcity-Madman verabscheuen sie Krieg und Gewalt und glauben statt dessen an Brüderlichkeit und Versöhnung.

Neben Klassikern wie Metal on Metal, 666 und Mothra präsentieren ANVIL auch einen brandneuen Song. Superstars werden ANVIL nicht mehr, aber eins kann ihnen auch keiner nehmen: Sie sind eine sympathische Band die immer wieder vielen Headbangern große Freude bereitet.

Anvil Anvil

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Victory

Ach ja, VICTORY... wir erinnern uns: Die FARGO-Nachfolge-Band aus Hannover, die einst was internationale Erfolge anging, die SCORPIONS beerben sollte, und teilweise gelang dieses Unternehmen ja auch. VICTORY präsentieren sich energiegeladen und mit einer überaus professionell wirkenden Show. Wer sich schon so oft den rauen Wind, der einem auf US-Festivals entgegenschlägt um die Nase wehen ließ, der ist mittlerweile so sturmerprobt, dass ihn ein Festival wie das BYH nicht mehr erschrecken kann. Erfahrung lässt sich einfach durch nichts ersetzen.

Aber das Balinger Publikum steht VICTORY ohnehin sehr aufgeschlossen gegenüber. Neusänger Jioti Parcharidis fügt sich nahtlos in die Band ein und hinterlässt technisch einen starken Eindruck, der seine Vorgänger Charlie Huhn und Fernando Garcia schnell vergessen macht. Agil tobt er über die Bühne und schnell wird klar: Der Junge passt perfekt zu VICTORY.

Mit Songs wie Take the pace, Power strikes the earth und natürlich Checks in the mail räumt die Band nach allen Regeln der Kunst ab. Keine Frage, das alte Feuer lodert noch ganz gewaltig und live sind VICTORY nach wie vor eine Macht. Ein beeindruckender Auftritt von Deutschlands Antwort auf VENGEANCE.

Victory Victory

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Count Raven

Setlist: Jen, Destruction of the void, Scream, Hippie's triumph, Fallen angels, Leaving the warzone, High on infinity

Dann ist es Zeit für COUNT RAVEN und die Anhänger der gepflegten Langsamkeit, Schwermut und Finsternis kommen auf ihre Kosten. Nach einer vor Lebensfreude geradezu strotzenden Rock 'n' Roll-Kapelle wie VICTORY könnte der Kontrast kaum größer sein.

COUNT RAVEN erweisen sich als würdige BLACK SABBATH-Nachlassverwalter und bieten eine solide Show, ohne dabei hundertprozentig zu überzeugen. Zum einen kommt mir die eigene Identität der Band viel zu kurz, zum anderen fehlt den Schweden auf der Bühne die Magie, die CANDLEMASS und ein Messiah Marcollin ausstrahlen. Was COUNT RAVEN da abziehen ist musikalisch zwar einwandfrei, wirkt aber viel zu kalkuliert und hüftsteif.

COUNT RAVEN sind wirklich was Feines in den heimischen vier Wänden bei Kerzenschein und schwerem Rotwein. Bei strahlendem Sonnenschein auf einem Festival wirken sie jedoch deplatziert.

Count Raven Count Raven

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Unleashed

Setlist: Neverending hate, To Asgard we fly, Don't want to be born, Death Metal victory, The longships are coming, New dawn rising, Winterland, The defender, Into glory ride, Immortals

COUNT RAVEN sind definitiv nicht CANDLEMASS und UNLEASHED sind einfach nicht AMON AMARTH. Wenn nicht die Besten des Genres am Start sind, sondern 'nur' die zweite Garnitur, dann wäre es geradezu sensationell, wenn die Platzhalter einen ähnlichen Eindruck hinterlassen könnten, wie die Top-Acts.

Trotzdem: UNLEASHED machen ihre Sache recht gut und punkten vor allem mit dem unwiderstehlichen Death Metal victory. Auch To Asgard we fly und The longships are coming sind Death Metal-Hymnen, die man sich immer wieder gerne einverleibt. Selbst wenn dem Auftritt die ganz große Klasse fehlt, als stilistischer Farbtupfer nimmt man die Extrem-Metaller gerne mit.

Unleashed Unleashed

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Armored Saint

Nach seinem unfreiwilligen Abschied bei ANTHRAX ist John Bush wieder mit ARMORED SAINT aktiv. Sehr schön, denn irgendwie war das Ende von ARMORED SAINT aus meiner Sicht ein viel zu hoher Preis für Bushs zeitweiliges Engagement bei den ungleich erfolgreicheren Mosh-Königen.

Die Frage, ob ARMORED SAINT nun endlich durchstarten und zu dem längst überfälligen Höhenflug ansetzen kann der Gig allerdings nicht beantworten. Die gepanzerten Heiligen wissen zwar durchaus zu gefallen, aber trotz einer überraschend ausgefallenen Setlist hat der Auftritt eher nostalgischen Charakter. Es fehlt irgendwo das allgemein erkennbare Aufbruchssignal, die Vermittelung des Gefühls, dass die Band es jetzt noch einmal wirklich wissen will.

Ich werde den Eindruck nicht los, ARMORED SAINT stehen nur gemeinsam auf der Bühne, weil sie gerade zufällig nichts besseres zu tun haben. Vielleicht ist man sich im Lager der Band auch noch nicht wirklich schlüssig, wie und ob es überhaupt gemeinsam weiter gehen soll.

Armored Saint Armored Saint

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Pretty Maids

Setlist: Rock the house, Love games, Wouldn't miss you, Yellow rain, Virtual reality, Live until it hurts, Back to back, Future world, Red hot and heavy

Die PRETTY MAIDS sind als Ersatz für QUIET RIOT ins Billig gerutscht. Ganz ehrlich, wenn ich die Wahl gehabt hätte, dann hätte ich den dänischen Melodic-Metallern ohnehin jederzeit den Vorzug gegeben. Es war im vorigen Jahrhundert, als ich die Band das letzte Mal live gesehen habe und ich muss gestehen, dass ich mit den aktuelleren Alben der Dänen nicht sonderlich gut vertraut bin. So kommt es mir eher entgegen, dass die PRETTY MAIDS ausgiebig im reichhaltigen Fundus der eigenen Veröffentlichungsgeschichte wühlen und so manch ein Juwel hervorbefördern. Allen voran das unschlagbare Yellow rain, aber natürlich auch Back to back und Future world.

Mit dem wenig metallischen Love games hätte ich nicht unbedingt gerechnet, aber: Prima! Das nehmen wir doch gerne mit. Fehlt eigentlich nur noch A place in the night um das Glück vollkommen zu machen, aber auch ohne den Song legen die Dänen einen tollen Auftritt auf die Bühnenbretter.

Pretty Maids Pretty Maids

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Y&T

Setlist: Hang 'em high, Black tiger, Don't be afraid of the dark, Dirty girl, Midnight in Tokyo, Hurricane, Rescue me, Open fire, I believe in you, Forever

Wenn man die Wahl zwischen Y&T und elf Rumpelfüßen, die betreut von einem wortbrüchigen Bäckerburschen aus Geislingen gegen Schweden Fußball spielen, hat, dann weiß ich aber ohne groß überlegen zu müssen, was ich zu tun habe. Erstaunlich, dass ich mir vor der Bühne auf einmal recht einsam vorkomme. Bestenfalls ein Drittel der Festivalbesucher harrt noch vor der Bühne aus, als die Amerikaner ihre Show mit Hang 'em high eröffnen.

Liegt es an der Hitze, oder ist es der Frust hervorgerufen durch die offensichtliche Missachtung des Publikums? Jedenfalls scheinen Dave Meniketti und seine Mannen mit angezogener Handbremse zu rocken und sie wirken auch nicht gewillt diese zu lösen. Verglichen mit ihrem letzten Auftritt in Balingen sind Y&T nur ein kläglicher Schatten ihrer selbst. Wo damals kerniger Rock regierte, legt man dieses Jahr verstärkt Wert auf die bluesige Seite der Band, bloß will das irgendjemand auf dem BYH hören?

Auch wenn das Hitfeuerwerk am Ende des Sets versöhnlich stimmt, insgesamt haben Y&T einen eher enttäuschenden Eindruck hinterlassen.

Y&T Y&T

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Rik Emmett

Setlist: Fight the good fight, Alllied forces, Rock 'n' Roll machine, Petite etude, Blinding light show, Lay it on the line, Ordinary man, Hold on, Instrumental improvisation, Magic power

Rik Emmett gehört definitiv zu den spannendsten Verpflichtungen, die den BYH-Machern bisher gelungen sind. Mit seiner ehemaligen Band TRIUMPH schaffte es der Gute nie offiziell nach Europa, also konnte man in gewisser Weise von einer Premiere sprechen.

Bereits im Vorfeld hatte Rik Emmett seinen Auftritt eindeutig unter das Motto 'playing TRIUMPH' gestellt, eine erfreuliche und sinnvolle Entscheidung, ohne jetzt Riks Schaffen als Solokünstler herabwürdigen zu wollen.

Leider wird auch Rik Emmett ein Opfer der WM-Hysterie und sieht sich deutlich gelichteten Reihen vor der Bühne gegenüber. Schnell wird auch klar, dass alte TRIUMPH-Fans total hin und weg sind, während anderen, die mit dem Material der Kanadier nicht vertraut sind, sich die Magie des Auftritts wenig bis gar nicht erschließt.

Zu ersterer Gruppe gehörend, aalt man sich in den Klängen, die man noch nie live vernehmen durfte. Den Schwerpunkt legt Rik Emmett erwartungsgemäß auf das "Allied forces"-Album, wobei der Titelsong natürlich nicht fehlen darf, wenn man ihn schon zum Motto des Festivals gemacht hat. Aber auch ältere Songs finden ihren Weg in den Set. Das wilde Rock 'n' Roll machine und Lay it on the line konnte man dabei irgendwo noch erwarten, nicht aber, dass Rik Emmett ausgerechnet das komplexe Meisterwerk Blinding light show ausgräbt. Das ist einer dieser Augenblicke, die Jim Steinman einmal mit 'That's when Rock 'n' Roll dreams come true' beschrieben hat.

So lange sich Rik Emmett an das selbst auferlegte Motto hält, ist er göttlich. Zum Ende hin verfallen er und seine Band in eine elendig lange und langweilige Instrumental-Jam, die nichts, aber auch gar nichts mit TRIUMPH zu tun hat. Eine reichlich nervtötende Angelegenheit, zumal man in der Zeit noch locker einen, wenn nicht gar zwei Bandklassiker untergebracht hätte.

Magic power, eine weitere Göttergabe, lässt den Ärger darüber schnell vergessen und jetzt bleibt zu hoffen, dass Rik sein Versprechen wahr macht und schon bald auf Clubtour nach Europa kommt.

Rik Emmett Rik Emmett

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Stratovarius

Stratovarius Zu STRATOVARIUS herrscht dann wieder halbwegs normaler Betrieb vor der Bühne. Das Team vom Bäckerburschen hat gewonnen und entsprechend ist ein Großteil des Publikums bester Stimmung.

STRATOVARIUS halten die Stimmung mit einem guten Auftritt weiter hoch, was eigentlich nicht weiter verwundert. Zum einen knallt die Band einen starken Song nach dem anderen raus, angefangen bei Hunting high and low über Kiss of Judas bis Father time und Speed of light. Außerdem bieten unzählige Pyroeffekte auch einiges fürs Auge, das ja bekanntlich mithört.

Was STRATOVARIUS bieten, das hat durchaus Headliner-Qualitäten, und wenn man bedenkt, dass die Band durch Timo Tolkkis Depressionen praktisch vor dem Aus stand, dann kann man die dargebotene Leistung gar nicht genug würdigen. STRATOVARIUS haben sich mit dieser Show eindrucksvoll zurück gemeldet und damit das Fundament gelegt in kreativer Hinsicht und karrieretechnisch langsam die nächste Hürde anzugehen. Es würde mich nicht wundern die Band in zwei, drei Jahren als echter Headliner auf dem BYH erleben zu dürfen.

Stratovarius Stratovarius

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Whitesnake

Setlist: Burn, Stormbringer, Slide it in, Love ain't no stranger, Fool for your loving, Is this love, Ready and willing, Guitar solo, Crying in the rain, Drum solo, Here I go again, Still of the night

Whitesnake Die Rolle des Headliners am Samstag ist den widererstarkten WHITESNAKE vorbehalten und alles scheint auf ein grandioses Finale hinzudeuten. Dann machen backstage die ersten Gerüchte die Runde, dass nur eine handvoll ausgewählter Fotografen zugelassen werden soll, ein albernes Spielchen, das die Band schon auf anderen Festivals zu treiben versuchte.

Der Showbeginn rückt unaufhaltsam näher, doch von der Band weit und breit keine Spur. Nachdem der geplante Konzertbeginn schon mehr als eine halbe Stunde verschoben wurde, haben die Herren Superstars endlich ein Einsehen und erweisen dem Publikum die Gnade ihres Erscheinens.

Die Band stürmt furios durch die alten DEEP PURPLE-Klassiker Burn und Stormbringer und angesichts der Brillanz der Band ist der aufgestaute Ärger beim Publikum schnell vergessen, bis. Ja, bis Meister Coverdale anstelle das Publikum zu begrüßen sich in einer nicht enden wollenden Schimpfkanonade über den Veranstalter und die katastrophale Bühnentechnik verliert. Klingt alles nach einer verdammt billigen Ausrede um die eigene Unlust zu kaschieren.

Whitesnake Weiter geht es im Set und wenn WHITESNAKE spielen, dann sind sie wirklich Klasse. Nur, sie spielen viel zu selten. Um 23:00 muss in Balingen wie immer Schluss sein, und so haben WHITESNAKE nur eine starke Stunde zur Verfügung. Gnadenlos wird der Set zusammengestrichen und hier beweist die Band erneut fehlendes Fingerspitzengefühl. Leute, wir wissen doch alle, was für gute Musiker ihr seid. Nicht nötig uns das mit ausufernden Gitarren- und Schlagzeugsolis noch einmal unter die Nase zu reiben. In der Zeit hätte man gut und gerne drei weitere Songs spielen können.

So bleibt am Ende ein ganz fader Beigeschmack und manch ein Besucher verlässt das Festivalgelände reichlich angesäuert und enttäuscht. Ganz ehrlich, das Festival hätte ein besseres Ende verdient gehabt.

Whitesnake Whitesnake

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Martin Schneider, 03.07.2006

 

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