Aynsley Lister Equilibrium, Manhaton Records, 2009 |
Aynsley Lister | Guitar, Vocals | |||
Robbie McIntosh | Bass, Electric & Acoustic Guitars | |||
Simon Johnson | Bass, Electric & Acoustic Guitars | |||
Paul Beavis | Drums, Percussion | |||
Steve Darrell Smith | Keyboards, Backing Vocals | |||
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01. Soul | 07. Running On Empty | |||
02. Time's Up | 08. Superficial | |||
03. What's It All About | 09. Early Morning Dew | |||
04. Forever | 10. Running Out On Me | |||
05. Crazy | 11. Sugar Low | |||
06. Big Sleep | 12. Hurricane | |||
Wer die Liner Notes des neuen Aynsley Lister Albums "Equilibrium" aufmerksam liest, stellt fest, dass Mr.Lister nicht mehr beim deutschen Label Ruf Records zu Hause ist, sondern bei Manhaton Records, welches u.a. Künstler wie Robin Trower, Eric Bibb und Amy Wadge beheimatet, einen neuen Hafen gefunden hat. Dies ändert allerdings musikalischerseits nichts Wesentliches, es sei denn, man schreibt die auf einigen Songs des neuen Albums auffallend in Mainstream-Pop-Gefilde schielende Blickrichtung dem Einfluss des neuen Labels zu. Oder war's der Produzent Steve Darrell Smith, der als gelernter Keyboarder die Fäden derart straff zusammen hielt und dem mittlerweile auch schon erwachsen gewordenen Briten Lister einen teilweise doch recht radiokonformen Sound ans Herz legte?
Wie auch immer, nicht nur der Opener Soul besitzt in der Tat Mainstreamradio-Hitqualitäten, süßliche Akkordfolgen und einen catchy Refrain samt schmissiger Harmony-Vocals, sondern einige weitere Tracks verfolgen ebenfalls diese Marschrichtung. Das ist nun kein brutaler Schock, denn Aynsley Lister hat schließlich auch schon auf seinem letzten Ruf-Album "Upside Down" ähnliche Anwandlungen an den Tag gelegt. Und mal ganz ehrlich, was ist falsch daran, einen netten Popsong mit fetten Gitarren, einem schreiendem Solo und schmeichlerischem Gesang zu garnieren? Wenn es so einnehmend sympathisch und gut wie bei Meister Lister funktioniert, lassen wir uns doch grad bei einer längeren Autofahrt gerne einmal von etwas leichterer und somit die Aufmerksamkeit nicht allzu arg strapazierenden Rockkost unterhalten.
Aynsley Lister, der neue Rock/Pop Entertainer, womöglich auf den Spuren seines amerikanischen Kollegen John Mayer, der ja auch wie kein anderer Blues, Rock und Popelemente barrierefrei miteinander verquickt? So ähnlich, ja. Aber Aynsley Lister fährt letztlich doch seine eigene Schiene, kehrt dann im Verlaufe des Albums auch willig und gerne in angestammte, feurige Blues-Rock Regionen zurück. Gleich mit seinem zweiten Song Time's up, der mit Vertrauen erweckender Robin Trower Verwandschaft kokettiert, zeigt uns Aynsley, dass er seine Wurzeln nicht rigoros gekappt hat. Nein, nein, das hätten seine Fans wohl auch nicht wirklich zu honorieren gewusst. Song Nummer Vier, Forever und auch die an Position Acht gesetzte Ballade Superficial kommen zwar fast schon zu flockig und lieblich daher, bleiben aber im Gesamtkontext verschmerzbar, weil sie schließlich immer wieder mit guter Gitarrenarbeit überzeugen und nie zu flach werden.
In der Zwischenzeit beschert uns Aynsley noch zwei feine Akustikgitarrentracks, die nahe an den Blues-Ufern des amerikanischen Südens ankern und einen feisten Uptempo Boogie namens Sugar low, dessen Basisgitarrenlick schwer an Rory Gallaghers grandioses und unvergessenes In your town erinnert. Macht natürlich Spaß, auch wenn Aynsley nicht ganz so toll Slidegitarre fährt wie Rory. Den würdigen Albumhöhepunkt spart sich Lister bis zum Ende auf: das 6-minütige Hurricane ziert als Midtempo-Brecher mit fulminantem Schlusssolo ein alles in allem sehr gelungenes Blues-Rock-Pop-Album, das Aynsley Listers Ruf als Mann ohne musikalische Scheuklappen weiter festigen wird.