Die US-Metaller AVENGED SEVENFOLD gehören sicherlich zu den Bands, bei denen man kaum vorhersagen kann, was sie als nächstes tun werden. Sie sind auch eine Band, die sich ungerne festlegen lässt auf eine bestimmten Stil oder Sound, dem sie dann von Album zu Album treu bleibt. Hatte sie nach den Erfolgsalben "Nightmare" und insbesondere "Hail To The King" schon der eine oder andere Kritiker zu den kommenden METALLICA hochstilisieren wollen, so überraschten Shadows, Gates, Vengeance, Christ und Wackerman anschließend in Form von "The Stage" mit einem vielschichtigen Konzeptalbum über künstliche Intelligenz und die Selbst-Zerstörung der menschlichen Gesellschaft. Aus heutiger Sicht muss man fast von einem prophetischen, auf jeden Fall aber einem progressiven Werk sprechen, das den Sound der Band erweiterte.

Da war die Spannung entsprechend hoch, was und wie AVENGED SEVENFOLD sich nach sechsjähriger Wartezeit präsentieren würden. Und die Band enttäuscht wieder einmal nicht. "Life Is But A Dream..." widersetzt sich wieder konsequent einer einfachen Kategorisierung und zeigt stattdessen, dass es A7X (so die offizielle Abkürzung) vollkommen egal ist, als was man sie bezeichnet und sie einzig und alleine ihre Musik für sich sprechen lassen. Und die ist wieder so facettenreich, verspielt, verrückt und wundervoll, dass man sie kaum in Worte fassen kann.

Man könnte jetzt hier als Referenz Namen wie etwa FAITH NO MORE oder auch SYSTEM OF A DOWN (insbesondere beim Opener Game Over) einwerfen, müssten dann aber auch auf Steve Vai und dessen "Sex And Religion"-Album (insbesondere G) oder Devin Townsend und dessen diverse Band-Projekte sowie Frank Zappa und auch Frank Sinatra verweisen. Und ja Elemente sowie Sounds der genannten Künstler werden hier aufgegriffen und in den A7X-Klangkosmos integriert. Und so verrückt das auch auf den ersten Blick erscheinen mag, so passend ist das eben für eine Band, die sich um Genregrenzen schon lange keine Gedanken mehr macht.

Was aber auffällt ist - gerade im Vergleich zu etwa "Hail To The King" und "Nightmare" -, dass hier wirklich wenige einfach nachzuvollziehende Songs vertreten sind. Kein Shepherd Of Fire, Hail To The King oder Nightmare, die dem Hörer schnell in den Ohren hängen bleiben konnten. Man könnte fast sagen, dass "Life Is But A Dream..." eine Prog-Version von AVENGED SEVENFOLD bietet. Und We Love You Anyway ist fast schon eher von den Strukturen (oder vielmehr des Verzicht darauf) des Free-Jazz geprägt.

Nach dem ersten Durchlauf der Scheibe waren mir lediglich Nobody, Cosmic und Beautiful Morning nachdrücklich in Erinnerung geblieben. Eben auch, weil die anderen Kompoisitionen zu sehr danach klangen, als seien es jeweils mehrere Stücke, die hier in einen Song gepresst würden. Das wirkt auf die Dauer schon sehr forciert und  phasenweise auch anstrengend.

Das neue Album wird auch den eingefleischten AVENGED SEVENFOLD-Fans viel abverlangen, bevor sie einen Zugang zu diesem oft doch recht sperrigen Werk gefunden haben. Aber ich denke, genau das ist es auch, was A7X hier beabsichtigt haben. Sie wollten ihre komplette musikalische Bandbreite präsentieren - und das haben sie eindrucksvoll getan. Keine Frage, sie können all das spielen und in Kompositionen zusammenführen. Aber dabei haben sie aus meiner Sicht etwas zu oft die wahre Kunst ins Hintertreffen geraten lassen. Und das ist einfach nur gute Songs zu schreiben.