Beth Hart

Marc Schönberger

Aschaffenburg, Colos-Saal, 12.12.2010

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 19.12.2010
Stil: Pop Rock

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Redakteur(e):

Epi Schmidt


Beth Hart, Marc Schönberger,
Aschaffenburg, Colos-Saal, 12.12.2010

Puh, das war wirklich anstrengend. Noch leicht angeschlagen und etwas müde, von der vorabendlichen Band-Weihnachtsfeier, mache ich mich am Sonntagabend auf nach Aschaffenburg. Der Winter schickt kleine Zeichen, dass er noch präsent ist, aber ansonsten gestaltet sie die Anreise gut und ich treffe rechtzeitig im Aschaffenburger Colos-Saal ein.
Der Saal weist schon eine beachtliche Besucherzahl auf, was nicht zuletzt auf die erfolgreichen Gastspiele der Hauptkünstlerin am Untermain und dem ihr vorauseilenden Ruf einer hervorragenden Live-Künstler zurückzuführen ist.
Alsbald betritt unspektakulär der Leverkusener Marc Schönberger die Bühne. Ausgerechnet ein Akustiksolist soll ich mich da heute in Fahrt bringen ... Mir schwant übles. Tatsächlich schafft es Marc Schönberger aber doch, fast eine ¾-Stunde ansprechend zu unterhalten. Seine Musik erinnert mal an die BEATLES, bzw. an John Lennon - gleich im Opener It All Falls Down - mal an den akustischen Neil Young oder an AMERICA. Das muss man erstmal unter einen Hut kriegen, ohne als Plagiat dazustehen. In seiner sympathischen Art, kommt er beim Publikum auch gut an kriegt die eigentlich eher zurückhaltenden Unterfranken sogar zum Mitklatschen. Großen Anteil an der unterhaltsamen Performance und dem ansprechenden Sound hat Micki Schreier, der ab dem zweiten Lied Marc am E- bzw. Standup-Bass unterstützt. Soweit so gut und die Zeit vergeht relativ schnell.

Auch die Umbaupause hält sich - wie eigentlich immer im Colos-Saal - in Grenzen und kurz nach 21 Uhr betritt, unter lauten Jubel, Beth Hart die Bühne. Die Wiedersehensfreude scheint auf beiden Seiten ehrlich zu sein und Beth Hart begibt sich zunächst an das am vorderen Bühnenrand aufgebaute Piano. Wie schon auf ihrem aktuellen Album "My California" sollte auch heute Abend dieses Instrument eine gewichtige Rolle spielen. Sie beginnt auch gleich mit einem Titel von diesem Album, dem melancholischen Life Is Calling. Während des Liedes gesellt sich auch ihre 3-köpfige Band hinzu und schon kommt ein druckvoller Sound von der Bühne.
Die Kalifornierin ist sichtlich erfreut hier auf der Bühne zu stehen und die Kommunikation mit dem Publikum reißt nie ab. Gleich zu Beginn erkundigt sie sich, ob es eine Sperrstunde gäbe. Da es sich um das letzte Konzert der Tour handelt, könnte es also etwas später werden.

Beth Hart - Aschaffenburg, Colos-Saal, 12.12.2010 Beth Hart - Aschaffenburg, Colos-Saal, 12.12.2010

Äußerst positiv fällt mir Gitarrist Jon Nichols auf. Konzentriert, vielseitig und mit gehöriger Power liefert er den Rahmen für Beth' tollen Gesang. Der kommt sowohl in den balladesken Songs richtig gut, als auch in den rockigeren Nummern. Mir gefällt es allerdings deutlich besser, wenn sie sich vom Piano wegbewegt und als "Shouterin" am Mikro steht und die Band ordentlich rockt. Neben dem Gitarristen muss hier besonders Drummer Todd Wolf erwähnt werden. Was für eine Power und oft steht Beth Hart, zum Finale eines Songs zu ihm gekehrt, die Hände auf Bass-Drum abgestützt, und bangt was das Zeug hält.
Gerne quatscht Beth auch mit dem Publikum gibt kleine Anekdoten zum besten, schnorrt - verbotenerweise - Zigaretten, die ihr umgehend von Ehemann Scott wieder abgenommen werden. Der hat - ganz im Gegensatz zu seiner Gattin - richtig Stress. Muss sich ständig um verbotene Zigaretten, gerissene Akustikgitarrensaiten, nicht funktionierende Kabel, widerspenstige Mikrofone etc. kümmern. Als Dank widmet ihm sein Weib den Song Stinky Feet, in dem es um Scotts ... na ja, ihr könnt's euch schon denken. "Wash your feet", ruft sie ihm noch hinterher. Scott hat ein dickes Fell und nimmt alles geduldig und mit einem Schmunzeln.

Mir fällt die leicht angestrengte Art der Sängerin auf, die trotz der Scherze und der Geschichten und einem inneren Druck zu stehen scheint. Die ist sicher keine einfache Person. Aber solche "Personen" braucht man wohl, um eine energiegeladene Show zu liefern. Jedes Lied für sich genommen, macht Laune und reißt mit. Trotzdem fehlt mir ein bisschen der rote Faden. Auf einen Rocker folgt eine Ballade, auf krachende Gitarren wieder die Melancholie am Piano. Mal setzt sich Beth zusammen mit Jon Nichols für ein paar Akustiksongs an den Bühnenrand, dann tobt sie wieder in Rockstar-Manier über die Bretter der Colos-Saal Bühne.
Die Sängerin gewährt immer wieder, eigentlich ständig, Einblicke in ihr Leben. Ob das eher lustig ist, über eine frühere Behausung - Ugliest House - oder ob es um ihre Hassliebe zu Los Angeles - L.A. Song - geht, oder ob sie, oft genug in rasantem Tempo, Erfahrungen und Begebenheiten schildert.
Wie gesagt, ist es Jon Nichols, der eine ungeheure Präsenz - und das neben dieser Frau! - verströmt. Wenn der in Saiten greift, dann geht es richtig gut ab. Ob mal funkig, oder nur verhalten untermalend, oder Vollgas. Auch bei seinem Solospot weiß er absolut kurzweilig zu überzeugen.

Beth Hart - Aschaffenburg, Colos-Saal, 12.12.2010 Beth Hart - Aschaffenburg, Colos-Saal, 12.12.2010

Aber auch seine beiden Mitstreiter bekommen ihren jeweiligen Soloauftritt, was Beth natürlich Zeit zu Erholung beschert. So vergehen die Stunden und weil man nicht den Eindruck bekommt, es würde irgendwann zum Endspurt angesetzt, verwundert es auch kaum, dass die Zweistundenmarke längst überschritten ist. Als Beth nach gut 2 ½ Stunden doch zum Abschied winken, wird sie tatsächlich von Ehemann Scott wieder auf die Bühne zurück verfrachtet. Das lässt sie sich natürlich nicht bieten und überzieht nun ihrerseits die geplante Spielzeit. Es ist kurz vor Mitternacht, als sie endlich mit Bad Love Is Good Enough den Abend beendet. Gute drei Stunden sind jetzt vorbei!
Mit so viel erbrachter Leistung hatten wohl die wenigsten Besucher gerechnet und der Saal leert sich denn auch recht zügig. Die Gesichter sind durch die Band zufrieden und letztlich bin auch ich froh hier gewesen zu sein. Wer weiß, wie oft man so eine Künstlerin noch in so einem vergleichsweise intimen Rahmen sehen kann. Wenn sie beim nächsten Mal etwas weniger sprunghaft agiert und mal ein paar Fetzer, vor allem zum Ende hin, aneinanderreiht, wird meine Begeisterung sicher auch noch ein Stück größer.

Epi Schmidt, 12.12.2010

 

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