The Brandos

Aschaffenburg, Colos-Saal, 14.12.2006

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Konzertbericht

Reviewdatum: 14.12.2006

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The Brandos Homepage



Redakteur(e):

Epi Schmidt


Aschaffenburg, Colos-Saal, 14.12.2006

Fast zehn Jahre ist es her, genauer gesagt am 19. Juli 1997, als ich THE BRANDOS erstmals live erlebt habe. Das ist schon richtig ausgedrückt: Erlebt. Denn zu einem Konzert "mitgeschleppt" zu werden, zu einer Band deren Lieder man nicht kennt, ja selbst deren Bandnamen man bestenfalls von weitem gehört hat, und dann richtig begeistert zu sein, kommt ja so oft auch nicht vor. Jedenfalls bei mir nicht.
Damals war das aber so. Auch wenn ich mich nicht mehr an Einzelheiten erinnere, ist mir das Konzert im Aschaffenburger Colos-Saal in sehr guter Erinnerung geblieben.
Da ich zwecks eines Interviews mit den Bandgründern Dave Kincaid und Ernie Mendillo frühzeitig vor Ort weile, kann ich durch die Saaltüren, beim Soundcheck, schon hören, dass der Stil recht rockig angelegt ist, und auch, dass die Stimmen der Vier perfekt harmonieren.
Vorgruppe gibt's keine, aber das Publikum braucht hier und heute auch keinen "Einpeitscher". Da sind doch etliche dabei, die schon "Gunfire At Midnight" noch als Vinyl-Ausgabe erstanden oder sogar den Erstling "Honor Among Thieves" (1987) ausgiebig gehört haben.
So wird die Band denn auch mit tosendem Beifall begrüßt und man merkt den BRANDOS die Freude darüber an. Selbst dem immer sehr konzentriert wirkenden Ernie Mendillo entfleucht hier und da ein Lächeln.

The Brandos Der Eindruck vom Soundcheck täuschte nicht und mit Fight For Love fetzt es auch gleich richtig los. Sänger und Leadgitarrist Dave Kincaid, mit Gibson SG Gitarre und Hiwatt Verstärker bewaffnet, sorgt für ordentlich Druck und deutet bereits jetzt, trotz seines rohen Sounds, seine filigrane Spieltechnik an.
The Brandos Zentral steht, vielmehr rotiert, Bassist Ernie Mondello, der - fast ständig in Bewegung - gesanglich perfekt mit Dave harmoniert und zusammen mit seinem unaufdringlichen aber pumpenden Bass-Spiel für den typischen BRANDOS-Stil sorgt. Mit Pass The Hat folgt der Titelsong des gleichnamigen Albums und Stimmung sowie Power von der Bühne steigen.
Dass im recht locker gefüllten Saal Kenner stehen, hat man 'on stage' schon realisiert und so folgt bereits bei The Keeper die Aufforderung mitzusingen, was vielen Besuchern offensichtlich nicht schwer fällt. Schwer fällt es allerdings mit der Stimme von Dave Kincaid mitzuhalten. Das komplette Konzert hindurch singt der mit einer unglaublich voluminösen Stimme, die er problemlos zu fast markerschütternden Schreien steigert. Ein solches Organ würde diesem 'schmalen Hemd' wohl keiner zutrauen. Wirklich bemerkenswert.
Die starken irischen Einflüsse der Brandos kommen deutlich im nächsten Song, Turn Away, zum Vorschein. Klingt ein bisschen, als würde Neil Young einen auf lautstarken Iren machen. Vom neuen Album "Over The Border" kommt The Only Love I Can Get. Sehr funky, Reggae-mäßig, aber auch richtig anmachend, und das da im Studio Simon Kirke getrommelt hat, fällt hier nicht sonderlich ins Gewicht.

The Brandos Ein paar kräftige Riffs laden die Anna Lee auf die Bühne ein. Für mich eine der stärksten Nummern der Band. Weil mich der Song so an die BEAT FARMERS erinnert? Kann sein. Jedenfalls kann man sich hier wieder an dem, ja, fast unvergleichlichen Harmoniegesang der BRANDOS erfreuen. Wenn man diese Kerle da sieht und hört, weiß man echt nicht, warum die nicht zu den ganz großen Stars gehören. Ich sag's euch: Die müsst ihr echt 'erleben'.
Der ganz große Showman ist Dave Kincaid natürlich nicht. Dafür wirkt er in seinem Agieren zu steif. Hat etwas von einem Südstaaten-Gentleman. Wenn er allerdings singt und spielt, merkt man ihm doch eine ungeheure Leidenschaft an. Anders ist es auch nicht möglich, zeitgleich mit solcher Inbrunst zu singen und dabei noch die tollsten Läufe auf der Gitarre zu spielen. Die Soli übernimmt er fast komplett. Lediglich wenn in der Zugabe Ernie Mendillo den Rockabilly-Reißer The Last Tambourine singt, übernimmt der Rhythmusgitarrist den Solopart.
Mit The Triangle Fire, allein dieser Song ist den Erwerb des neuen Albums wert, erinnert Mr. Kincaid an den Brand in der New Yorker Triangle Fabrik, 1911, bei der 146 Frauen starben (der Weltfrauentag begründet sich letztlich auf diese Katastrophe), ebenso wie an den Unglückstag vor wenigen Jahren, der unter 9/11 in die Geschichte einging.
The Brandos Mit Gunfire At Midnight - die Uuh's zu Beginn des Songs reichen aus um Jubelschreie aus dem Publikum zu ernten - folgt wieder ein richtiger Klassiker der Band. Leicht funkig, bringt der Song nahezu jeden zum mitgrooven und, zumindest in der Titelzeile, zum mitsingen.
Begeisterung erzeugt es natürlich auch, wenn sich Dave die Mandoline umschnallt. Dann wird's richtig irisch und mit seinen flinken Fingern wechselt er locker von traditionellen Melodien zu eigenen Nummern. So wird, wie auf "Over The Border", Merrily Kissed The Quaker übergeleitet zu The New York Volunteer. Beste Stimmung ist da garantiert und zu dem Irish-Pub-Feeling fehlt einem jetzt eigentlich nur noch ein frisches Guinness.
Von diesem Album spielen sie an diesem Abend einen Großteil und zu den alten Songs entsteht dabei nicht der kleinste Bruch. Im Gegenteil, wenn Dave zu Stücken wie Let It Go ordentlich sein Wah-Wah Pedal beansprucht, kriegt die Show zusätzlichen Schub.
Mit "an entire war song" (Dave) endet der reguläre Teil. Gettysburg donnert richtig geil von Bühne, reißt die Besucher noch mal richtig mit.
The Brandos Anhand der Setlist könnt ihr sehen, dass die drei Zugaben (!) a zwei Songs, durchaus geplant waren, aber es macht doch Spaß, die Jungs immer wieder herauszuklatschen.
Richtig geil kommen da nochmals Fetzer wie The Warrior's Son oder Dino's Song von QUICKSILVER MESSENGER SERVICE - worauf Dave ausdrücklich verweist.
Nach dem bereits erwähnten The Last Tambourine folgt, wie könnte es anders sein, The Light Of Day. Bis wir das sehen werden, vergehen noch ein paar Stunden, aber dieses Konzert war sicherlich ein High-Light für das Colos-Saal und für alle die an diesem Abend anwesend waren. Die BRANDOS sind tatsächlich eine der ganz wenigen Bands, bei denen man kein Lied zu kennen braucht um ein richtig tolles Konzert zu genießen. Wer die Songs kennt... umso besser: Auf geht's!

Epi Schmidt, 16.12.2006

 

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