Thunder, Aschaffenburg, Colos-Saal, 26.01.2018 |
Nehme ich jetzt einfach eines meiner vorherigen Live-Reviews von THUNDER und schreibe das ein bisschen um? Oft genug hab ich die Band gesehen, um nicht mal zwingend vor Ort sein zu müssen, um zu wissen, was abgeht. Aber allein die Tatsache, dass ich heute Abend wieder im Colos-Saal bin, bezeugt, dass diese Band immer ein Erlebnis ist und irgendwie auch immer ein bisschen anders. Der Versuchung, einen der vielen Rock-Klassiker – zumindest, was ihre Fans angeht – hinterher zuschieben, widersteht die Band und schickt mit Enemy Inside einen Song des aktuellen “Rip It Up“-Album ins Rennen. Hat reichlich Power, die Nummer, und auch wenn es keinen Mitsing-Refrain gibt, geht’s trotzdem gut ab, was das boogie-mäßige Serpentine übernimmt und steigert. Ben Matthews hat sich die Telecaster geschnappt, während sein Gitarrenpartner auf der anderen Seite, Luke Morley, von der Strat zur Les Paul wechselt. Bringt doch gleich noch einen druckvolleren Sound. Oder nicht? “How, how!“ Resurrection Day erinnert nicht wenig an THE WHO und kann vielleicht als erster Ohrwurm des Abends bezeichnet werden. Jetzt nicht die erbarmungslose Party-Nummer, aber ein absolut stimmiger Rocksong. Von den toll klingenden Gitarren über den mehrstimmigen Gesang bist zum Gesamtsound – kommt einfach gut. Um nach so viel Beschaulichkeit wieder Dampf in den Kessel zu kriegen, muss schon was kommen und da greift man auf Bewährtes zurück: Backstreet Symphony hat noch jeden Scheintoten aufgeweckt und erledigt den Job auch hier perfekt. So gut, dass Bowes überzeugt ist, dass das Publikum noch lauter als beim letzten Mal mitsingt. Die Band bleibt ihrer Linie treu und spielt weiter relativ viel Songs aus den letzten Alben. Klar, gäbe es im Backkatalog genug Auswahl, aber ich finde es gut (auch) mal eine etwas aktueller gestaltete Setlist präsentiert zu bekommen. So kommt mit In Another Life ein eher gemäßigter Song, der aber neben dem Gesang von Bowes vor allem Morleys Gitarrenspiel in den Vordergrund rückt. Immer wieder klasse, wie geschmackvoll und effektiv der seine Soli aufbaut. Sein Gegenüber, Ben Matthews, wechselt nicht weniger gekonnt zwischen Gitarre und Orgel. Und das Power-Duo Harry James an den Drums und Chris Childs am Bass sorgen für den nötigen Druck. Mit dem auch The Thing I Want rüber kommt. Der Song unterstreicht, die Güte des Albums “Wonder Days“. Don't Wait For Me fordert wieder mal die Mitsingkünste im Publikum. Und gleichzeitig ist man ein weiteres Mal beeindruckt, mit welcher Kraft Bowes nach all den Jahren immer noch singt. Da kann man sich bemühen, wie man will, gegen den bleibt man irgendwann auf der Strecke. Mit einem ihrer größten Hits, River Of Pain wird in der Zugabe gleich der Siedepunkt erreicht und die Party gekrönt. Wer jetzt nicht schwitzt, macht was falsch. |