Ten Years After

Aschaffenburg, Colos-Saal, 18.01.2018

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 24.01.2018
Stil: Blues/Folk-Rock

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Redakteur(e):

Epi Schmidt


Ten Years After,
Aschaffenburg, Colos-Saal, 18.01.2018

Nachdem sich Gründungsmitglied Leo Lyons zusammen mit dem damaligen Gitarristen Joe Gooch vor einigen Jahren von TEN YEARS AFTER endgültig verabschiedet hat, um sich ausschließlich auf ihre Band HUNDRED SEVENTY SPLIT zu konzentrieren, hätten wohl nicht mehr viele Fans darauf gewettet, dass sich TYA im Jahr 2018 auf Tour zum 50. Jubiläum befinden würden. Dem ist aber so! Mit Colin Hodgkinson angelten sich die verbliebenen Ric Lee und Chick Churchill einen Mann für die Tieftonabteilung, der kaum höhere Weihen aufweisen könnte. Mit der Bass-Legende hat jeder ernst zu nehmende Musiker von der Insel gespielt, oder wollte es zumindest. Die Gitarre spielt heutzutage Marcus Bonfanti. Der hat altersgemäß noch nicht so ein Portfolio aufzuweisen, wie der Rest der Band, aber britische Medien haben in gewohntem Understatement in ihm schon den nächsten Jimmy Page erspäht.
Erspäht haben jedenfalls eine beachtliche Anzahl von Fans dieses Konzert und ich bin beeindruckt, wie gut das Colos-Saal an diesem Donnerstagabend ist.

Gewohnt pünktlich geht’s im Colos-Saal los und kurz nach 20 Uhr betritt die Band die Bühne. Lautstark empfangen. Man hätte sich sicher einfach machen können und dem Publikum gleich ein paar Band-Klassiker um die Ohren hauen können, aber man hat ein Album in der neuen Besetzung aufgenommen und genug Selbstbewusstsein, die Songs daraus zu präsentieren. So wird mit dem psychedelisch angehauchten Land Of The Vandals begonnen und gleich ordentlich Druck gemacht. Churchill und Lee präsentieren sich routiniert, während bei Bonfanti die Fäden zusammenlaufen und die Frischzellenkur abläuft.
Ja, das hat schon was, wenn so ein live eher selten gehörter Song, wie One Of These Days als Heavy Blues daher kommt und Bonfanti sogar, wie einst Alvin Lee, Mundharmonika spielt. Die Stimmung ist jetzt schon hervorragend und die Füße der Anwesenden stehen kaum noch still.

Dieser Marcus Bonfanti füllt da wirklich ein paar übergroße Fußstapfen ganz prächtig aus. Nie hat man den Eindruck, dass hier einer am Kopieren ist. Trotzdem lässt er hier und da den “Captain Speedfinger“ durchleuchten – wie in I’m Coming On, vom 1970er Album “Watt“. Da schmunzelt auch ein sonst eher relaxter Chick Churchill hinter seinem Keyboard.
Richtig Begeisterung kommt natürlich auf, wenn solche Hits wie Hear Me Calling gespielt werden. Da ist das Publikum ganz vorn dabei und das hervorragend Orgel-Solo Churchills erhält seinen verdienten Sonderapplaus.
Zeitweilig schwirrt im Hintergrund mal ein zusätzlicher Percussionist herum, aber das nur am Rande. Fällt weder groß auf, noch ins Gewicht.

Auf fällt dafür wieder das Gitarrenspiel Bonfantis. Wie der in I’d Love To Change The World. im Laufe des Songs immer mehr aufdreht…. Wow! Ich behaupte mal, das bekommt man heutzutage gar nicht mehr so oft geboten.
Mit Silverspoon Lady - wieder in Titel vom neuen Album (Review in Kürze!) – wird die Rock’n’Roll-Fraktion im Besucherraum und alle Party-People aufs Beste bedient. Und die Old-Schooler dürften ihre Freude gehabt haben, denn, obwohl ebenfalls ein neuer Titel, könnte die Blues Rock-Nummer auch in den Woodstock-Zeiten der Band entstanden sein.
Dann ist Solo-Time. Bass-Soli haben mich noch selten begeistern können, aber was der über 70-jährige Colin Hodgkinson da abzieht, also, wenn ich einen Hut dabei gehabt hätte, den hätt‘ ich gezogen. Als Basis dient ihm der bekannte 32/20-Blues, den er natürlich auch singt. Also: Ganz Klasse!

Als nächstes gibt es ein kleines Akustik-Intermezzo, welches, wie der äußerst unterhaltsame “Impressario“ Ric Lee erzählt, entstanden ist, als Chick Churchill wegen einer Herzoperation bei einer USA-Tour passen musste. Jener verzieht sich denn auch, wenn er “nicht gebraucht wird“ auf einen Stuhl am hinteren Bühnenrand. Am vorderen lassen sich Ric, Colin und Marcus nieder. Unter anderem für die flotte Folknummer Losing The Dogs, die vom allerersten TYA-Album stammt.
Noch mehr Jubel löst das Psychedelic-Monster 50.000 Beneath My Brain aus. Da braucht’s keine weiteren Drogen. Oder?

Ganz und gar drogenfrei kommt sicher Ric Lee aus, denn dass der immer noch in der Lage ist, so ein geniales und kurzweiliges Schlagzeugsolo in The Hobbit zu spielen, das nötigt nicht nur Respekt ab, das zeugt auch von einer beachtlichen Konstitution. Der Mann hat vor fast 50 Jahren schon in Woodstock getrommelt!

Wurde damals Love Like A Man gespielt? Keine Ahnung, heute Abend im Colos-Saal wird es jedenfalls gespielt und sorgt wie zu erwarten für bestmögliche Stimmung. Und gleich darauf wieder ein Schmankerl: I Say Yeah haben sicher auch noch nicht Viele live gehört. Die Nummer stammt wieder vom Album “Watt“ und groovt richtig gut!

Gut, jetzt befinden wir uns bereits auf der Zielgeraden und in Feierlaune sowieso. Da kommt Good Morning Little School Girl gerade recht und erlebt auch noch eine gewaltige Steigerung, als sich Bonfanti und Hodgkinson zum Bass/Gitarren-Duell begeben. Mit solchen Geschichten wurde man oft genug genervt, aber was die beiden hier abliefern – und welchen Spaß sie dabei haben - , das zieht einem die Mundwinkel schon verdammt weit nach oben. Wo ist mein Hut?
Was kann da kommen? Was muss da kommen? Ganz klar: I’m Going Home!
Wohin wir natürlich noch nicht wollen, den jetzt geht es nochmal richtig ab und die Fans haben ihre Woodstock-Lektion parat und klatschen an den entsprechenden Stellen wie einst die 500.000 Hippies. Na, jedenfalls fast so.
Und auch die Zugabe ist fast vorhersehbar, denn ohne die Choo Choo Mama wollen wir hier natürlich nicht raus. Auch das Teil rockt nochmal richtig geil und die zwei Stunden Spielzeit sind nahezu voll geworden. Diese Ausdauer ist ebenso beachtlich, wie das, was die Band noch zu leisten im Stande ist. So nahe an der großen Zeit mit Alvin Lee war die Band wohl seither nicht mehr und ist in dieser Form ein absoluter Tipp für alle Blues Rock-Fans. Abschließend finden sich die Vier auch noch am Merchandisingstand für Autogramme und Small Talk ein. Perfekter Abschluss eines perfekten Blues Rock-Abends.

Epi Schmidt, 18.01.2018

 

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