Blues Caravan

Aschaffenburg, Colos-Saal, 11.02.2015

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 16.02.2015
Stil: Blues, Rock

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Redakteur(e):

Epi Schmidt


Blues Caravan,
Aschaffenburg, Colos-Saal, 11.02.2015

Über ein Jahrzehnt beglückt uns Ruf’s BLUES CARAVAN nun bereits mit einem Schwung junger aufstrebender Künstler (hier und da waren auch mal ein paar alteingesessene dabei) in den ersten Wochen des Jahres und bringt uns damit ein paar erste frühlingshafte Sonnenstrahlen.
Wie mittlerweile Tradition, gab’s vorab ein gemeinsames Werk der beteiligten Künstler, was in diesem Jahr sinngemäß zum ”Girls With Guitars 2015-Album führte. Wie in meinem Review angemerkt, konnte man anhand dessen bei diesen jungen und ungestümen Mädels mit einer sehr rockigen Blues-Karawane rechnen.
Wie im Colos-Saal üblich hält man sich ziemlich an die Anfangszeiten und so sind die Girls auch kurz nach Acht auf der Bühne. Den “Schaufler“ im Maschinenraum gibt – ebenfalls fast schon Tradition – Dennis Palatin. Was der auf diversen Tourneen wohl schon erlebt hat? Das geht wahrscheinlich auf keine Kuhhaut. Würde den echt gern mal aus dem Nähkästchen plaudern hören…

Mit dem ersten Song ihres Albums beginnen sie auch diesen Abend und machen klar, was sie sind: eine Girl Band! (Sorry, Dennis!)
Das kommt sehr wuchtig und neben dem optischen Aspekt genügt das natürlich, um schon Stimmung in den Club zu bringen. Dass hier keine seit Jahren eingespielte Band auf der Bühne steht, macht es den Girls nicht ganz leicht weiterhin den Spannungsbogen oben zu halten, aber größtenteils geht’s dann schon sehr ansprechend weiter. Zunächst bleibt alles im Blues-Bereich, irgendwo zwischen Texas-Blues, Marke SRV und traditionellen Blues-Schemen. Da wird auch mal die ein oder andere Nummer aus Eliana Cargneluttis Soloalbum “Electric Woman” eingestreut, und die Italienerin erscheint mir – trotz ihrer jungen Jahre – die Routinierteste oder zumindest Lockerste auf der Bühne zu sein. Vielleicht liegt es auch nur daran, dass sie sich hier heimischer fühlt als die beiden Amerikanerinnen an ihrer Seite.

Sadie Johnson scheint dies mit dem Titel This House Just Ain’t My Home unterstreichen zu wollen, überzeugt aber tatsächlich mit ihrem puristischen Gitarrenspiel. Klingt auch wirklich toll, die Les Paul mit den P-90 Pickups.
Toll klingt auch Bassistin Heather Crosse, die zwar auf der Bühne nicht so im Rampenlicht steht, wie die beiden Gitarristinnen, die aber mit der ausgereiftesten Stimme überzeugt und der man entsprechend die anspruchsvolleren Gesangsstücke zugeschustert hat. Dass sie dabei noch einen richtig gut klingen Bass spielt, welcher zusammen mit Palatin an den Drums ein absolut stabiles Fundament legt, macht sie zur wichtigen Säule an diesem Abend.
Drive kommt meistens in den Auftritt, wenn Signorina Cargnelutti das Zepter in die Hand nimmt. Einen “Spaghetti-Shuffle“ ruft sie aus, bevor sie mit dem Instrumental Eliana’s Boogie, von ihrem Soloalbum, richtig Gas gibt. Das rockt gut!

Bei Sadie Johnson ist gesanglich sicher noch Luft nach oben da, aber an der Gitarre hat sie schon ganz schön was drauf. Da scheut sie sich auch nicht, das wahrlich nicht so einfache Terrain der Bottleneck-Gitarre zu betreten.
Heather Crosse brilliert bei dem locker groovenden Shades Of Love vom “Girls With Guitars“-Album und auch Sadie und Eliana bekommen hier feine Solo-Gelegenheiten. Auch ohne Piano lassen sie einen rockigen Boggie-Woogie hinterher und durch den Saal fegen, bevor Eliana Cargnelutti mit Soulshine einen ersten Höhepunkt des Abends liefert. Der Warren_Haynes-Song verfehlt auch hier seine Wirkung nicht und gleichwohl man Haynes’ Stimme im Kopf hat, überzeugen diese Gitarren-Girls und besonders Eliana mit dieser Coverversion. Als könnte darauf so schnell nichts folgen, wird passenderweise eine kleine Pause ausgerufen.

Danach nimmt der BLUES CARAVAN Fahrt auf. Mit dem von Heather Crosse gesungenen Blues-Standard All Night Long wird das Publikum erfolgreich um Mitsingen gebracht und Mrs. Cargnelutti macht anschließend sehr funky klar, warum sie den Blues singt: Why Do I Sing The Blues.
Irgendwie fehlt der Show zwar der rote Faden, aber insgesamt ist es doch recht unterhaltsam, wie die Mädels die Songs zusammenstellen. Da folgt unvermutet Gwen McCraes 70er-Jahre Disco-Hit Rockin‘ Chair - natürlich von Heather Crosse gesungen – und gleich darauf geht’s mit Robert Johnsons Walkin‘ Blues zu den Wurzeln des Blues zurück. So sehr puristisch bleibt es da aber nicht, denn da wird ordentlich mitgestampft und Fräulein Johnson gibt ihrem Wah-Wah-Pedal die Sporen. Ein kleines Hendrix-Zitat fließt auch noch mit ein.
Heather Crosse nimmt das Tempo nochmal für den Herzschmerz-Blues She May Have You, But I Got Yo Heart heraus, aber dann geht’s nur noch partymäßig ab.

Zunächst sorgt Joe Cockers Feelin Alright für Bewegung in den Beinen und für lautstarkes Mitsingen und dann rocken AC/DC - There’s Gonna Be Some Rockin’ - und Joan Jett - I Hate Myself For Loving You - um die Wette. Da kocht der Saal aber gut!
Und es geht weiter: Das durch Gary Moore einst wieder populär gewordene Walking By Myself sorgt ebenso für Ausgelassenheit, wie Etta James' Something’s Gotta Hold On Me (nicht dass eines der Mädchen an deren Stimme herankäme, aber trotzdem…) und schließlich ZZ TOPs Tush. Der Applaus ist so laut, wie verdient! Entsprechend glücklich grinsen die Girls von der Bühne.
Gut am Ende war’s mehr ein Rock-Greatest-Hits-Programm, aber wenn es der Stimmung zuträglich ist, was soll’s? Vielleicht nichts für Puristen, aber besonders im Falle von Eliana Cargnelutti behaupte ich, dass man da ein aufsteigendes Sternchen gesehen hat, die noch für manch tolle Show sorgen könnte. Vielleicht auch wieder hier im Colos-Saal? An mir soll es nicht liegen und natürlich lass ich mir auch den nächsten BLUES CARAVAN nicht entgehen. Lust auf mehr hat dieser Abend zweifelsfrei wieder gemacht.

Epi Schmidt, 11.02.2015

 

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