Postplatz Open Air

Clover Leaf
Wally Warning
Funky Monks
Donnie Munro
Aynsley Lister

Appenzell, CH, Postplatz, 28.06.2001

( English translation by Google Translation by Google )

Vorbericht

Reviewdatum: 28.06.2001
Jahr: 2001

Links:

Aynsley Lister Homepage

Aynsley Lister @ facebook



Redakteur(e):

Martin Schneider


8. Postplatz Open Air
Appenzell/Schweiz 28.07.2001

Appenzell: Ein nettes, kleines Städtchen kurz hinter St. Gallen inmitten einer ansprechenden Berglandschaft, mit einer eindeutig auf den Tourismus ausgerichteten Infrastruktur.
Ein Andenkenladen reiht sich an den nächsten und nur eine große Stelltafel am Ortseingang wies darauf hin, dass hier ein Rockfestival stattfinden sollte.
Die Verkaufsschlager neben den üblichen Ansichtskarten und sonstigem Nippes: Käse und Appenzeller Hunde als Stofftiere.
Wir erkundeten Appenzell zunächst zu Fuß und unterzogen einen der Biergärten einem kurzen Qualitätscheck: Appenzeller Zwiebel- und Käsefladen, ein Zwischending zwischen Quiche Lorraine und schwäbischem Zwiebelkuchen konnte dabei ebenso überzeugen, wie das lokale Locher-Bier, mit seinem recht süffigen fast an Kristallweizen erinnernden Geschmack.

Der Postplatz erwies sich als einer von mehreren, durch schöne alte Häuser begrenzter, Plätzen im Ortskern.
Auf den ersten Blick wirkte der Raum vor der Bühne sehr klein, doch da das Postplatz-Open-Air sich als eine Veranstaltung mit Straßenfestcharakter entpuppte und ein Teil der Besucher sich auf zwei angrenzende Biergärten und eine Nebenstraße mit Imbißständen verteilte, herrschte trotz geschätzten 1.000 Besuchern zur Spitzenzeit nie eine unangenehme Enge.

CLOVER LEAF
CLOVER LEAF waren wirklich nicht zu beneiden.
Als sie das Festival eröffneten hatten sich gerade mal um die dreißig Besucher eingefunden.
Denen bot die Band aus Zürich ein anderthalbstündiges Programm, daß mit Ausnahme einer unauffälligen und dementsprechend belanglosen Eigenkomposition ausschließlich aus Rockklassikern bestand.
Musikalisch gab es an der Band wenig auszusetzen. Ein solider Auftritt, der neben altbekannten und oft verwendeten Songs wie Long train running (DOOBIE BROTHERS), Heartache tonight (EAGLES), Don't stop (FLEETWOOD MAC) mit WHITESNAKEs Black 'n' blue sogar eine echte und angenehme Überraschung enthielt.
An der Bühnenpräsentation sollte die Band aber noch gehörig arbeiten.
Wenn man schon eine so große Bühne zur Verfügung hat, dann sollte der Aktionsradius der einzelnen Musiker doch über den eines Bierdeckels hinausgehen. Trotzdem ein ordendlicher Auftakt.
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WALLY WARNING & FRIENDS
Reggae ist laut dem Festivalprogramm eine Weltanschauung, die sich mir allerdings auch durch den Auftritt von WALLY WARNING & FRIENDS nicht erschlossen hat.
Keine Frage, die Band sorgte in Appenzell für gute Laune und Stimmung und brachte nicht nur die Hardcore-Rasta-Fraktion im mittlerweile deutlich angewachsenen Publikum zum Tanzen.
Mit Fortdauer des Konzerts empfand ich die Musik als immer langweiliger und ermüdender, woran auch eine begeistert gefeierte Coverversion von Bob Marleys No woman no cry (das ist mindestens genau so innovativ wie Sweet home Alabama bei einer Southern Rock Band) nichts ändern konnte.
Ein kurzer Plausch mit Donnie Munro, der sich immer wieder im Publikum aufhielt, um sich die anderen Bands anzusehen und ein kühles Bier überbrückte die Wartezeit auf den nächsten Act einigermaßen sinnvoll.
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FUNKY MONKS
Die FUNKY MONKS haben ein echtes Problem, um daß sie sicher unzählige andere Bands beneiden: Sängerin Caroline Chevine!
Diese Frau ist einfach viel zu gut für diese Band.
Caroline stürmte auf die Bühne, fegte wie ein Orkan darüber hinweg und eroberte das Publikum in Handstreich.
Beeindruckend die Ausstrahlung und die Bühnenpräsenz, der nicht nur die kleinsten Besucher hemmungslos verfielen. 'The devil on stage' war aber so dominant, dass der Rest der Band in ihrem Schatten völlig unterging.

Ach ja, Musik gab es auch... die FUNKY MONKS machten ihrem Namen alle Ehre und spielten sich kreuz und quer durch Funk, Soul und Seventies-Disco-Sound: Le Freak, Long train running (schon wieder), We're a family, natürlich Papa was a rolling stone (mit ewig langem Jam- und Mitsingteil), Sexmachine... aber auch aktuellere Titel wie I'm outta love von Anastacia oder Trine Reigns Torn, mit dem Natalie Imbruglia die Charts eroberte.
Okay, das ist nun wirklich nicht der Sound der mich zu großen Jubelstürmen hinreisst, aber Caroline Chevine hätte auch sicher überzeugt, wenn sie die Schweizer Straßenverkehrsordnung rezitiert hätte.

Diese Frau hat das Zeug dazu ein richtig großer Popstar zu werden, nur merkt es wohl wieder mal niemand von der Industrie.
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DONNIE MUNRO
Setlist:
Nuair bha mi og (Intro), City of lights, Catch the wind, Always the winner, Fields of the young, Harvest moon, Chi Mi'n Geamradh, Castaway, My back pages, Irene, On the west side, Song of the earth, Only the brave, The greatest flame

Wie aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen (Hallo Jutta!) zu erfahren war, hatte der heimliche Headliner des 8. Postplatz Open Air am Tag zuvor in Freiburg eine mehr als beeindruckende Show geboten.
Davon war Donnie Munro, der auf seiner Sommertour von seinem Sohn begleitet wurde, heute weit entfernt.
Vielleicht hatte die Band in Freiburg zu viel Kraft gelassen, vielleicht war es einfach zu warm, vielleicht lag es auch daran, dass in Appenzell doch kein reines Donnie Munro-Publikum vor der Bühne stand.
Jedenfalls agierte die Band deutlich schwächer als noch vor einigen Wochen in Reichenbach und auch die Publikumsreaktionen waren längst nicht so enthusiastisch wie gewohnt.

Die Setlist war erfreulicherweise etwas umgestellt worden, doch die Fans in Appenzell kamen weder in den Genuss der zuvor in Aussicht gestellten neuen Stücke, noch in den des kompletten Programms.
Fünf, sechs Nummern waren im Vergleich zum Vortag ersatzlos gestrichen worden, darunter Eirinn, Dark eyes und Going home.
Durch die krankheitsbedingte Absage von Holly Thomás fielen verständlicherweise auch die Songs, bei denen sie eine tragende Rolle spielt, wie The morning light und Walk on by durch das Raster.
Allein quantitativ war das verdammt wenig, Donnie!
Zudem machte der Sound der Band einen dicken Strich durch die Rechnung. Schob ich den matschigen Gesamtsound, lediglich der Gesang kam einigermaßen gut rüber, zunächst darauf, dass ich in vorderster Front fast ausschließlich die Bühnenmonitore hören konnte, so belehrte mich ein 'Kontrollgang' in die hinteren Reihen eines Besseren. Nein, das war wirklich keine akustische Feinkost.

Trotzdem machte Donnie Munro klar, dass er und seine Band in einer ganz anderen Liga spielen, als die übrigen Bands des Festivals und dürfte in der Schweiz einige neue Freunde dazugewonnen haben.
Es macht einfach Spaß, diese Band live zu erleben, selbst wenn sie einmal wie heute in Appenzell unter ihren Möglichkeiten bleibt.
Hoffen wir, dass auch die Musiker noch lange Freude haben in dieser Besetzung (natürlich zusätzlich mit Holly Thomás) aufzutreten, und dass in Donnies übervollem Terminkalender auch in Zukunft Platz für den einen oder anderen Gig in unseren Breiten bleibt.
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AYNSLEY LISTER
Ziemlich genau um 0 Uhr betrat Aynsley Lister die Bühne, vor der immerhin noch zwei Drittel des Donnie Munro Publikums ausharrten um die neue, großspurig mit 'A star is born' angekündigte Blueshoffnung in Augenschein zu nehmen.
Und der Junge legte bei einem glasklaren, hörbar auf ihn zugeschnittenen Sound los wie die Feuerwehr.
Ein trocken rockendes Everything I need eröffnete die energiegeladene Show, gefolgt von einem überzeugenden Angel of mine.
Unweigerlich fühlte ich mich an einen jungen George Thorogood, was die Energie, Spielfreude und Bewegungsabläufe angeht, erinnert. Ein ganz starker Auftakt.

Aynsley Lister bestätigte den Eindruck, den ich von ihm durch seine CDs gewonnen habe:
Wenn er rockt, wenn er wirklich rockt, dann hat er ganz große Klasse! Aber wehe er fängt an zu bluesen! Dann wird er einfach furchtbar langweilig.
Da ich einfach keine Lust hatte, mir von einem der wenigen Künstler der es geschafft hat Dylans All along the watchtower zu verhunzen, nach einem gelungen Tag die Laune in den Keller drücken zu lassen, packten wir uns vom Acker, bevor Lister auf den bei ihm unvermeidlichen Bluestrip kam.
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Das Appenzeller Postplatz Open Air war eine durchweg empfehlenswerte, gut organisierte Veranstaltung.
Sympathisch der familiäre Charakter des Festivals. Es sind Kleinigkeiten am Rande, die dieses Flair ausmachen. So stellt beispielsweise eine nahe des Postplatzes liegende Pension den Besuchern gratis ihre Toiletten zur Verfügung, eine andere Pension diente den Bands als Rückzugszone.
Die Getränkepreise waren mit 4 Sfr. für Bier und diverse Softdrinks moderat und dank der Festivalwährung 'Postplatzdollar', der an zwei Wechselständen eingetauscht werden konnte, gab es nie lange Wartezeiten an den Getränkeständen. In den Biergärten wurde sogar teilweise bedient.
Auch die Essensauswahl war für eine Veranstaltung dieser Größenordnung zufriedenstellend. An der Qualität gab es nichts auszusetzen und vergleicht man das Preis-/Leistungsverhältnis des Open Air-Spießes mit dem Mittagessen im Biergarten, dann relativiert sich auch der scheinbar hohe Preis von 10 Sfr.

Der Weg nach Appenzell lohnt sich auf jeden Fall, vor allem kann man einen Besuch beim Postplatz-Open-Air hervorragend mit einem verlängerten Wochenende am Bodensee oder in den Alpen verbinden. Man sieht sich im nächsten Jahr!

Besonderer Dank an Petra und Maurus Dörig, Urs Breitenmoser, Martin Birrer und alle die zum Gelingen dieser Veranstaltung beigetragen haben.

Martin Schneider, 30.07.2001

 

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