Anyone's Daughter

Calw Live

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 03.06.2011
Jahr: 2011
Stil: Progressive Rock

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Redakteur(e):

Ralf Stierlen


Anyone's Daughter
Calw Live, Tempus Fugit, 2011
Andre CarswellVocals
Uwe KarpaGuitar
Peter KumpfDrums
Matthias UlmerKeyboards & Vocals
Raoul WaltonBass
Heinz Rudolf KunzeRecitation & Vocals
Produziert von: Anyone's Daughter Länge: 89 Min 25 Sek Medium: CD
CD 1
01. Ansage I04. Buchstaben
02. Swedish Nights05. Piktors Verwandlungen
03. Between The Rooms
CD 2
06. Ansage II
07. Nina11. Wheel Of Fortune
08. Danger World12. Moria
09. I'll Never Walk That Road Again13. Imagine
10. Helios

2002, zum 125. Geburtstag des größten Sohnes der Stadt, Hermann Hesse, fand in Calw, der baden-württembergischen Kleinstadt im Nordschwarzwald, ein denkwürdiges Open Air Konzert statt. Unter anderem spielten dort ANYONE’S DAUGHTER und außerdem, nahe liegend bei Hesse, die Band STEPPENWOLF, die aber an diesem Abend atmosphärisch den kürzeren gezogen haben sollen. ANYONE’S DAUGHTER waren deshalb die logische Wahl, da sie nicht nur größtenteils aus der Region stammen – Keyboarder Matthis Ulmer ist ebenfalls in Calw geboren – sondern auch mit "Piktors Verwandlungen" ihr erfolgreichstes Album auf der Grundlage eines Märchens von Hesse geschaffen hatten. Piktors Verwandlungen ist dann auch das Herzstück und der eindeutige Höhepunkt des Auftritts, zumal man für die Rezitation des Textes HEINZ RUDOLF KUNZE mit dabei hatte. Auch hier war diese Zusammenarbeit nur folgerichtig, da KUNZE großer Hesse-Anhänger ist und überdies der schon erwähnte Matthias Ulmer auch bei KUNZE in der Band Keyboard spielt.

Dieses lyrisch-versponnene Märchen, gegossen in die klassischen Prog-Klänge von ANYONE’S DAUGHTER, verbunden mit der ehrfürchtig-behutsamen Lesung von KUNZE, sorgte auf dem damals vollbesetzten Marktplatz für magische Momente, die man auch heute noch nachvollziehen kann. Die erste CD der beiden Silberlinge ist daher ein durchaus beeindruckendes Konzerdokument. Die zweite Scheibe fällt dann doch etwas ab, mit (eher verzichtbaren) Songs der damals aktuellen ANYONE’S DAUGHTER-Scheibe “Danger World“, bevor dann zum Abschluss mit dem Bandklassiker Moria und dem gemeinsamen Auftritt mit HEINZ RUDOLF KUNZE zu Imagine noch etwas Gänsehaut erzeugt wird.

Ein bisschen liegt es auch an der Geschichte und Entwicklung von ANYONE’S DAUGHTER, dass “Calw Live“ nur phasenweise wirklich zu überzeugen weiß. Die Stärke von ANYONE’S DAUGHTER war neben dem spielerischen, ja mitunter fast schon naiv-staunend anmutenden Wandel durch musikalische Prog-Gefilde, den progressiven Rock hierzulande, auch und insbesondere durch die Verwendung von deutschen Texten, auf eine ganz neue Entwicklungsstufe zu führen. Zu einem Zeitpunkt, als der klassische Prog im Niedergang begriffen war, nämlich Anfang der achtziger Jahre, hatten ANYONE’S DAUGHTER ihre kreativsten Jahre. Dazu kam eine starke Verwurzelung in ihrer Heimat und damit einhergehend eine starke Identifikation der Fangemeinde gerade in süddeutschen Landen. Und diese Stärken gehen hier, in der Formation von 2002, nach dem Abgang von Harald Bareth, doch ein gutes Stück verloren. Andre Carswell wirkt etwas wie ein Fremdkörper, nicht nur wegen seiner denglischen Ansprachen (klingt mitunter wie ein umgekehrter Roman Weidenfeller “I think we have a grandios Saison gespielt“), sondern einer mit ihm einhergehenden anderen Ausrichtung der Band: englische Texte, internationalere Ausrichtung, damit aber auch ein gutes Stück Beliebigkeit. Will sagen: wie beeindruckend wäre der ganze Auftritt mit einem das Publikum noch mehr in seinen Bann ziehenden Harald Bareht wohl geworden.

Für mich hätte hier eine CD gereicht, nämlich die erste (die ja knapp fünfzig Minuten dauert) plus Moria und Imagine. Aber für alle, die damals dabei waren ist die Vollständigkeit natürlich auch ein zu beachtendes Kaufargument. Jedenfalls alles in allem dennoch ein bewegender Abend, der hier für die Nachwelt konserviert worden ist, mit einigen kleinen Schönheitsfehlern.

Ralf Stierlen, 01.06.2011

 

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