Titel |
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01. Hawk For The Dove |
02. Take It Like A Man |
03. Empty Cups |
04. Don’t Be Alarmed |
05. Fault Lines |
06. Here He Comes |
07. Bad Behavior |
08. Stupid Love |
09. Lonely At Night |
10. Everything Has Its Time |
Musiker | Instrument |
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Amanda Shires | Vocals, Violin |
Jason Isbell | Guitars |
Brittney Spencer | Harmony Vocals |
Maren Morris | Harmony Vocals |
Jimbo Hart | Bass |
Peter Levin | Drums, Organ, Piano |
Austin Hoke | Cello |
Fred Eltringham | Drums |
Peter Stroud | Guitar |
Kirk Smothers | Saxophone |
Marc Franklin | Trumpet |
Kameron Whalum | Trombone |
Lawrence Rothman | Guitar, Percussion |
Amanda Shires könnte es sich einfach machen; ihren Gatten Jason Isbell um ein paar neue Songs bitten, ihre Fiddle auspacken und die Begleitband 400 Unit ins Studio rufen – fertig wäre ein überdurchschnittliches Alt. Country-Album. Aber zum Glück versteht sich die Texanerin seit jeher nicht als Anhängsel ihres berühmteren Mannes, sondern als experimentierfreudige, eigensinnige Musikerin. Während Isbell seinen Ruf als der vielleicht beste Roots-Musiker Amerikas zementiert, wagt Amanda Shires sich gerne abseits dieser vertrauten Pfade, baut Drum-Loops und Elektronik in ihre – durchaus Heartland-geprägte – Stücke, verzerrt die Stimme oder traut sich an eine Melodie, die aus dem Great American Songbook der 50er-Jahre stammen könnte.
Gemein ist dem Ehepaar Shires/Isbell allerdings, dass sie in ihren Lyrics keine Hemmungen vor der Offenlegung ihrer Gefühle und Geheimnisse haben. Während Isbell seine frühere Alkoholsucht und seine Versagensangst immer wieder thematisiert, rechnet Shires auf ihrem siebten Solo-Werk „Take It Like A Man“ anders mit sich selbst und ihrer Umgebung ab. „The result is a song cycle of ruthlessly candid tunes written as a document about her life as a woman, a wife (to husband Jason Isbell) and a mother during a tumultuous time“, schreibt die Plattenfirma. Und damit trifft der PR-Text durchaus einmal ins Schwarze. Man lasse sich nicht täuschen etwa von der niedlichen Spieluhr-Melodie am Anfang von Empty Cups: So schonungslos hat schon lange niemand mehr das Zusammenleben hinterfragt und in eine bittersüße Weise gepackt.
Zum Glück ist „Take It Like A Man“ dann doch kein „break-up“-Album geworden, sondern ein ganz starkes Frauen-Power-Statement. (Covid)Krisen sind dazu da, an ihnen zu wachsen, nicht daran zu zerbrechen. Don’t Be Alarmed ist so ein Song, der auch gut zu Shires All-Female-Band-Projekt THE HIGHWOMEN gepasst hätte. Aufgeben ist nicht, bleib gefälligst aufrecht stehen, „I’m losing my balance, I’m not losing my mind.“ Und wer glaubt, dass öffentliche Selbstzweifel ein Zeichen von Schwäche sind, sollte sich vor Shires Klauen in Acht nehmen: „I’m coming at you like a hawk for a dove“.
Musikalisch trampt die vielseitige Künstlerin hier immer wieder zwischen den Südstaaten und New York hin und her; saugt die Schwüle des Bible Belts ebenso ein wie die flirrende Großstadtnacht. Einer der schönsten „slow songs“ des Albums, Fault Lines, klingt, als hätte Shires sich mit Florence Welch zu einem einsamen Spaziergang durch eine Regennacht verabredet. Stupid Love dagegen ist Memphis-Soul mit modernem Anstrich – man würde sich nur noch Mavis Staples als Co-Sängerin wünschen.
Aber der zentrale Song des Albums ist natürlich der Titeltrack. Take It Like A Man ist ein Statement, eine Warnung und ein Eingeständnis zugleich: „I know the cost of flight is landing“. Und selbstverständlich braucht ein solcher groß angelegter Song auch die entsprechend ausufernden Gitarren, einen Streicherreigen, eine himmelwärts strebende Stimme und eine Frau, die sich dazu selbstbewusst im Leder-Look mit all ihren Tattoos auf dem Cover zeigt. Take It Like A Man? Vielleicht. Aber am Schluss des Songs singt sie dann doch viel passender: „Take It Like A-Man-Da“…