Alev We Live In Paradise, s.a.d. music, 2004 |
Alev Lenz | Vocals, Piano | |||
Patrick Fleischer | Guitar | |||
Martin Fahrnholz | Bass | |||
Saner Ariduru | Keyboards, Guitar | |||
Niki Brockt | Drums | |||
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1. We live in paradise (Intro) | 7. Where is the horse | |||
2. Time will show | 8. No one | |||
3. Youth (Sleep well) | 9. If we ever | |||
4. Cause and effect | 10. Dying everyday | |||
5. Just because | 11. Sweet lullaby | |||
6. Wherever I am going now from here | 12. Bügün Degismezsek | |||
'Wir haben versucht, die ungezügelte Energie unserer Live-Auftritte auf diesem Album einzufangen.' Ein oft gehörter Standardspruch, mit dem Musiker ihr neuestes Album beschreiben. Tausend mal gehört, und mindestens genauso oft gelesen.
Okay, nicht von ALEV, das gebe ich zu. Ganz abgesehen davon, dass diese Aussage im Zusammenhang mit ihrem Debüt "We Live In Paradise" irgendwie auch nicht so recht passen will.
So sehr mich die Newcomer aus München auf der Bühne überzeugen konnten, so schwer tue ich mir, die Stärken, welche die Band an einem lauen Sommerabend in Ulm auszeichneten auf dem Debüt-Album wieder zu finden.
Da präsentiert die Band überwiegend Songs, die von ihren Kontrasten leben, von der typischen laut/leise Dynamik moderner, dem Zeitgeist entsprechender Rockmusik, hier sich entspannt, ja geradezu verhalten zurücknehmend um im nächsten Moment energisch hart nach vorne zu preschen. Stücke, die den Hörer zunächst sanft umschmeicheln um ihm kurz darauf heftig ein paar vor den Latz zu knallen.
Wo Alev Lenz und ihre Mitstreiter auf der Bühne energisch die Krallen ausfuhren, da schnurren sie jetzt im Studio wie sanfte Kätzchen. Statt mit Pflastersteinen, scheint die Band mit Wattebällchen zu werfen. Harmlos, saft- und kraftlos, glatt poliert mit den Massen des Popmainstreams kokettierend.
"We Live In Paradise" ist sicher kein schlechtes Album, aber es ist einfach nicht in der Lage, die Intensität der Livepräsentation von ALEV nachzuzeichnen. Das ist überaus bedauerlich, denn dadurch verkauft sich die Band deutlich unter Wert.
Die Kompositionen an sich können zwar durchaus überzeugen und auch an Hitpotential mangelt es Stücken wie Just because, Youth oder If we ever nicht, doch es bleibt ein fader Nachgeschmack.
Der Mehrzahl der ALEV-Zielgruppe, die ziemlich deckungsgleich mit der DIE HAPPY-, SKUNK ANANSIE- und GUANO APES-Klientel sein dürfte, wird das alles reichlich egal sein. Selbst wenn ich mir eine etwas bodenständigere, schroffere Gangart gewünscht hätte, so lässt sich an einer Tatsache nicht rütteln: Neben KAMIKAZE 52 gehören ALEV derzeit zu den größten Hoffnungsträgern moderner Rockmusik aus deutschen Landen.