Washing Day, Lost Wax Records, 2008 | ||||
Adam Levy | Vocals, Guitars | |||
Andy Hess | Fender Bass | |||
Tony Mason | Drums | |||
Marvin Etzioni | Piano, Hammond Organ, Percussion | |||
Chris Difford | Applause (as special guest) | |||
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01. Washing Day | 07. There Goes The Neighborhood | |||
02. I Can Promise You That | 08. I Shot Her Down | |||
03. In The Morning | 09. Unspoken | |||
04. I Put A Spell On You | 10. The Party Is Over | |||
05. Breathe With Me | 11. Never Been Alone Like This | |||
06. Longest Day Of The Year | ||||
Manchmal wirkt es sich sogar nachteilig aus, als Gitarrist bei einem Weltstar engagiert zu sein. Man wird dieses Stigma womöglich nicht mehr los und niemand interessiert sich für etwaige Soloaktivitäten, seien sie noch so gut oder in künstlerischem Sinne erwähnenswert. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht so genau wie Adam Levys Standing im Showbiz zu bewerten ist, dafür kenne ich seine Karriere einfach zu wenig. Mir ist allerdings bekannt, dass Levy mit "Washing Day" immerhin schon sein 4. Soloalbum vorlegt, nachdem er in der Zwischenzeit zumeist für die liebliche amerikanische Smooth-Jazz-Chanteuse Norah Jones die Saiten streichelte, oder sich auch als Sidekick von Amos Lee verdingte und sich hoffentlich einen ordentlichen Lebensunterhalt verdienen konnte.
Denn hier liegt die Krux des Ganzen: Die Fans einer Norah Jones werden sich leider nicht unbedingt für ein Soloalbum ihres Gitarristen interessieren, zum einen weil es natürlich nicht so stromlinienförmig und gestylt daher kommt und natürlich nicht wirklich die möglichen Erwartungshaltungen erfüllt, zum anderen weil es ohne großes Werbebudget auskommen muss und daher droht, im Meer der Neuveröffentlichungen untergehen.
Adam Levy, der ursprünglich in der Jazz-Szene aufwuchs, beweist mit "Washing Day" eine weitaus risikofreudigere Wandlungsfähigkeit als seine potente Chefin Norah Jones, deren Alben zumeist ohne Ecken und Kanten auskommen (trotz allem aber nicht schlecht sind) und orientiert sich gemäß der Maxime "Ich spiel was mir gefällt und schau nicht so sehr auf Verkaufszahlen" am reichhaltigen Ouevre der amerikanischen Rock, Pop, Soul, Country und Soul-Traditionen, die es ihm als versierten Komponisten, Gitarristen und Sänger ermöglichen, sehr variabel und ohne Scheuklappen zu agieren. Mein Lieblingsstück, das jazzige I put a spell on you hat Levy gemeinsam mit dem ewigen Geheimtipp Larry John McNally (schrieb Songs für Don Henley, Bonnie Raitt, Aaron Neville, Joe Cocker, Rod Stewart) komponiert.
Eine kleine Überraschung birgt sicherlich noch die Tatsache, dass den Bass niemand Geringeres als Andy Hess zupft, den viele wohl eher aus dem GOV'T MULE Umfeld kennen und gar nicht unbedingt wissen, dass Hess schon mit Leuten wie Robben Ford, John Scofield, Shannon McNally, Alvin Youngblood Hart, Joan Osborne, Freedy Johnston und THE BLACK CROWES gemeinsame Sache machte.
"Washing Day" bietet quasi von jedem etwas, erinnert in einigen Momenten an große Vorbilder, ohne sie jetzt ganz genau fokussieren zu können. Levys neues Album glänzt, wie sollte es anders sein, mit ausgewogenem und ästhetisch einwandfreiem Gitarrenspiel, welches ohne Protzerei und Effekthascherei auskommt, überzeugt mit Adams erstaunlich wandlungsfähiger Singstimme, mit abwechslungsreichen und packenden Melodien, die nach dem vierten oder fünften Hören noch zu wachsen verstehen und vor allem mit einem warmen, analogen Gesamtsound, der von Produzent Marvin Etzioni und Mastering Wizard George Marino vollmundig inszeniert wurde.
Alles andere als "Washing Day" mit dem Attribut "sehr gelungen" zu versehen, wäre eine Untertreibung und Verkennung der Tatsachen. Also, es ist an der Zeit, dem Norah Jones Sidekick eine echte Chance zu geben. Es lohnt sich ...