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1974 hing der Himmel über St. Louis für PAVLOV'S DOG buchstäblich voller Geigen. Obwohl bisher nur ein Bootleg Demo kursierte, buhlten Major Labels wie ABC und Columbia um die aufstrebenden Prog Rocker, der bekannte Rockpromoter Ron Powell übernahm das Management und verschaffte der Newcomer-Band Mega-Deals, als Produzenten konnte man die Erfolgsgaranten von BLUE ÖYSTER CULT gewinnen, was sollte da also noch schiefgehen? Im Prinzip alles. 1974 hatten PAVLOS'S DOG ihren ersten Plattenvertrag für sage und schreibe 650.000 $ mit ABC in der Tasche, 1975 kam ihr Debut "Pampered Menial" auf den Markt, gleichzeitig unterschrieb die Band für weitere 600.000 $ bei Columbia, welche die Band bei ABC auslöste und dadurch auch die Rechte an "Pampered Menial" übernahm, das Album erschien quasi zeitgleich bei beiden Labels. Murphys Gesetz besagt: "Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen." Bereits zu den Aufnahmen zu "Pampered Menial" war die Band heillos zerstritten und in Fraktionen geteilt, der vermeintliche Bandleader Mike Safron überwarf sich wegen musikalischer Differenzen mit den Produzenten und wurde entmachtet, das Management brachte seine Schäfchen ins Trockene und die Plattenbosse waren mit der Gesamtsituation unzufrieden. Nachdem sich sowohl ABC als auch Columbia für viel Geld in die Nesseln gesetzt hatten, waren PAVLOV'S DOG für andere große Labels zu Persona non grata geworden, der Karrieretraum war zu Ende, bevor er richtig angefangen hatte. In Fankreisen erlangte die Band jedoch Kultstatus, besonders in Europa waren die beiden Alben sehr begehrt und wurden als Sammlerstücke teuer gehandelt. ![]() "Pampered Menial" gilt heute schlichtweg als Meilenstein des Progressiv Rocks, wobei Surkamp den Großteil des Songwritings bestritten hat. Seine Songs sind kleine, versponnene Meisterwerke mit fantasievollen Texten, eingebettet in einen klassischen Ansatz mit Jazz- und Blueselementen, bestimmt durch den Einsatz von Piano, Geigen und Flöte und getragen durch die markante Stimme. Rockige Gitarren und Soli halten sich dezent im Hintergrund, außer bei Songdance und Natchez Trace, die bezeichnenderweise aus der Feder von Safron und Scorfina stammen, neben dem Opener Julia aber als Klassiker gelten. Als die Aufnahmen zu "At the Sound of the Bell" 1976 in den Record Plant – Studios, New York begannen, waren drei der kreativen Gründer, Hamilton, Carver und Safron breits nicht mehr mit an Board, obwohl Hamilton noch im Line Up genannt wird. Die Songs stammen alle von Surkamp, hier und da assistiert von Rayburn und Scorfina. Für die Aufnahmen wurden eine ganze Reihe Studiomusiker engagiert, darunter u. a. Bill Bruford (YES), Andy Mackay (ROXY MUSIC), Elliot Randall (STEELY DAN) oder Mike Brecker (Billy Cobham), die eigentlichen Bandmitglieder waren dabei beinahe schon überflüssig. Nach 1977 gingen die Mitglieder ihre eigenen Wege, verabschiedeten sich zum Teil ganz oder zeitweise vom Musikgeschäft oder versuchten sich Solo oder traten anderen Projekten bei. Mitte der 1980er gab es eine kurzfristige Reunion die 1990 zu dem vierten Longplayer "Lost in America" führen sollte. Ralf Frank, (Artikelliste), 12.05.2013
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